Schrobenhausen
Und ewig lockt der Spargel

Feinschmecker aus Nah und Fern kommen ins Schrobenhausener "Ur-Spargelland" - Schöne Wanderwege

24.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:18 Uhr
Bis vor wenigen Jahren waren die Äcker rund um den "Schadt-Hof" im Frühjahr voller Bifänge - bis zum Tod von Rolf Schadt. Gerade blüht hier der Raps. −Foto: Englert

"Bis Johanni, nicht vergessen, sieben Wochen Spargel essen!" - so lautet einer der vielen Sprüche, die im Zusammenhang mit der "Wonne für Leckmäuler" gerne zitiert werden. Das Frühlingsgemüse lockt alljährlich zwischen April und Juni Feinschmecker aus Nah und Fern in die berühmten deutschen Anbauregionen wie Schrobenhausen oder Schwetzingen.

 

Oftmals entwickelt sich dabei aus dem ersten Besuch eine Tradition und eine dauerhafte Verbindung meist von Großstädtern mit "ihren" Spargelbauern, bei denen das köstliche königliche Gemüse frisch gestochen erworben werden kann. Und so kommt es auch, dass viele Gäste nicht nur die bekannt guten Spargelrestaurants in und um Schrobenhausen besuchen, sondern auch mehr über den "Nachtigallen-Gesang für den Gaumen" wissen möchten. Dazu gibt es in der Stadt Schrobenhausen seit 1985 bereits ein weltweit bekanntes Spargelmuseum mit über 2000 Exponaten in der Ausstellung und im Depot. Und zusätzlich einen Spargelwanderweg, der den Tagesausflüglern neben dem kulinarischen und geistigen Genuss auch eine körperliche Betätigung mit gleichzeitiger Wissensmehrung ermöglicht.

Diese Trias von Spargelrestaurants, Spargelmuseum und Spargelwanderweg führte in der Zeit ab 1985 zu einem regelrechten Ansturm von Spargeltouristen, die selbst aus den Vereinigten Staaten von Amerika mit einem Reiseunternehmen für drei Tage nach Deutschland kamen, um zunächst im "White Horse Inn" - also dem Schimmelwirt in der Oberen Vorstadt - oder anderen Gasthäusern die "Frühlingsluft in Stangen" zu genießen. Am nächsten Tag stand dann ein Besuch des "Museum of Asparagus" auf dem Programm und schließlich eine geführte Wanderung zum Ur-Spargelland des Schrobenhausener Spargels im Bereich zwischen dem Mahlberg, Haid am Rain, Kaifeck, Gröbern und Waidhofen: Hier hatte im Jahre 1912 der aus Großgerau stammende Geometer Christian Schadt, der zugleich auch Experte im Spargelanbau war, die Feststellung gemacht, dass sich der im Paartal dort befindliche Tertiärsand, fein mit Lehm durchsetzt, bestens für den Anbau des Spargels eignen würde.

So begann der unternehmensfreudige Hesse schon 1913 mit der Anlegung von Spargelfeldern im Bereich seines Bauernhofes in Haid am Rain und landete damit einen Volltreffer, den sein Sohn und später auch sein Enkel Rolf Schadt zum Nutzen der ganzen Region weiter perfektionierten: Die Familie Schadt wurde Lieferant für den königlichen Hoflieferanten Dallmayr in München und gab ihr Wissen und ihre Erfahrung an viele Landwirte weiter. Damit wurde der Grundstein für die beste Werbung gelegt: Schrobenhausener Spargel, seit 2010 eine europaweit geschützte Marke, trat den Siegeszug in Süddeutschland an - und gelangte auch schnell bis nach New York, wo die weißen Stangen pro Stück für fünf Dollar in Spezialitätenrestaurants auf die Teller kamen!

 

Als sich der Ruf des "weißen Goldes" dank des Spargelpapstes Josef Plöckl, der sich unermüdlich für die Steigerung des Bekanntheitsgrades einsetzte, weiter steigerte und auch noch das Deutsche sowie später das Europäische Spargelmuseum Ausrufezeichen für die Spargelhochburg Schrobenhausen setzte, war es der Spargelerzeugerverband mit Josef Plöckl und den Spargelfachberatern Sebastian Summerer sowie Peter Strobl, die zusammen mit der Alpenvereinssektion Schrobenhausen sowie dem Verkehrsverein Schrobenhausener Land einen rund sechs Kilometer langen "Spargelwanderweg" anlegten.

Dieser beginnt am Mahlberg bei Königslachen und endet in Gröbern beim "Hinterkaifeck-Marterl". Gerade in der Corona-Zeit, die nicht unbedingt weite Reisen ins Ausland nahe legt, ist diese Wanderung durch Wald und Flur, von besonderem Reiz: Die Blicke über Haid am Rain ins Tal der hier stark mäandernden Paar lassen die Schönheit des Schrobenhausener Umlands ebenso genießen wie die frische Luft in den Kiefernwäldern den Lungen gut tut. Während jedoch bis vor wenigen Jahren die Äcker rund um den "Schadt-Hof" im Frühjahr voller Bifänge und Spargelstecher waren, herrscht heute dort Stille: Seit dem Tod von Rolf Schadt, der im August 2018 im 86. Lebensjahr verstarb, werden die Spargeläcker nicht mehr bewirtschaftet. Deshalb muss der Spargelwanderer, will er fleißige Spargelstecher bei der Arbeit sehen, weiter durch den Wald bis nach Gröbern marschieren.

Einige, schon etwas verblichene "Wegweiser" helfen dabei, den richtigen Weg zu finden. Es gibt aber nicht nur diese Route: Das Umland von Schrobenhausen bietet eine Vielzahl von Fuß- und Radrundtouren an. Diese werden umfassend auf der Homepage des Süddeutschen Spargelerzeugerverbandes Schrobenhausen unter www.spargel.de beschrieben. Und wer die spannenden Wege zwischen dem Mahlberg - Gröbern - Waidhofen - Haid am Rain näher erkunden will, kann sich nicht nur ausgezeichnete Wanderkarten auf der Seite www.hurra-draußen.de mit unter anderem dem "Hinterkaifeck-Wanderweg" herunterladen - samt guter Beschreibung - sondern auch sehr interessante Links zur "Mordsache Hinterkaifeck" erhalten. Und wenn man dann ein, zwei oder mehr Stunden die herrliche Natur genossen hat und zum Ausgangspunkt bei der Edelweißhütte zurückkehrt, wird man dort, sofern geöffnet, von den Wirtsleuten Herbert und Gaby Pfaffenzeller am Samstag und Sonntag verwöhnt. Die Info zur Öffnung erhält man über www.edelweisshütte-schrob.de. So kann man auch im Biergarten unter schattigen Bäumen die Spargelwanderstrecke Revue passieren lassen. Und über den Satz nachdenken: Die ganze Welt ist wie verhext - im Frühjahr, wenn der Spargel wächst!

SZ

Der Text ist ein Beitrag von Gastautor Klaus Englert, dem ehemaligen Kulturreferenten der Stadt Schrobenhausen.