Gachenbach
Umgekippter Viehtransporter: Das große Leid von 167 Schweinen

34 Tiere sterben, großes Lob für die Feuerwehr

12.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:15 Uhr
Bei dem Unfall am Montagabend mussten 34 Schweine ihr Leben lassen. Die Pfaffenhofener Straße war für fünf Stunden gesperrt. −Foto: vifogra

Weilach - Eine tierische Tragödie hat sich am Montagabend in Weilach ereignet: 34 von 167 Schweinen starben, als ein Tiertransporter samt Anhänger umkippte. Wieso der 58-jährige Fahrer nach rechts von der Fahrbahn abgekommen war, ist laut Polizei noch unbekannt. Veterinär Georg Orthuber, der sich vor Ort um die Tiere kümmerte, erzählt von der Angst, der Panik und dem Leid der Mastschweine.

Es war gegen 18.30 Uhr, als der Tiertransporter samt Anhänger in einer Linkskurve der Pfaffenhofener Straße in dem Gachenbacher Ortsteil umkippte. Der Fahrer zog sich eine leichte Verletzung am linken Unterarm zu, konnte sich aber selbstständig aus dem Lastwagen befreien, wie die Polizei berichtet. Anders die Schweine, die auf drei Etagen transportiert wurden.

"Für die Schweine war es schrecklich", sagt Georg Orthuber. In dem Transporter sei es dunkel, "sie wissen nicht, was passiert, kommen gerade aus dem Stall, in dem sie immer gelebt haben". Der Stress ist sowieso schon groß. "Und dann kracht es mörderisch, die Tiere sind bei dem Aufprall erstmal nach vorn gesaust." Dann stürzen sie auf die Seite, als das schwere Gefährt umkippt. "Das löst Schrecken und Panik aus, sie schreien, sind verängstigt."

Zunächst stehen die Einsatzkräfte vor vielen Fragen: Was tun? Wie die Schweine rausbringen? Wen brauchen wir? "Du rotierst, das ist etwas, das kannst du nicht üben", beschreibt Michael Fischhaber, Kommandant der Weilacher Feuerwehr. Rund 40 Feuerwehrleute sind im Einsatz von den Wehren aus Weilach, Gachenbach und Rettenbach-Autenzell. Auch Anwohner, Landwirte und Metzger eilen zu Hilfe. Der verständigte Veterinär aus der Tierarztpraxis Schrobenhausen ist schnell vor Ort. Doch zunächst können er und die Einsatzkräfte der Wehr nichts für die Schweine tun. Denn sie können den Transporter ja nicht einfach öffnen und die Tiere im Dorf herumlaufen lassen. "Es war schlimm, wie sie da drin waren und wir nicht reinkamen", sagt Orthuber.

Die Feuerwehr errichtet eine Art provisorisches Gatter aus Bauzäunen, wie Kommandant Fischhaber erzählt. Falls doch Tiere auskommen sollten Außerdem müssen die Einsatzkräfte einen halben Baum in dem Garten beseitigen, in den der Transporter gekippt ist, sonst lässt sich die Klappe nicht öffnen. Als ein anderer Viehtransporter eintrifft, kann es mit der Bergung der Schweine weitergehen. Teilweise unter Einsatz der Rettungsschere dringt die Feuerwehr in den in mehrere Kompartimente unterteilten Laster vor.

Die ersten Tiere am Ende des Anhängers seien teils selber herausgelaufen und in den neuen Transporter geleitet worden. Bei anderen war es deutlich schwieriger. "Die Feuerwehr hat das sehr gut gemacht", ist Veterinär Orthuber begeistert, gerade das Umladen der Tiere hätten die Einsatzkräfte super gelöst. Am schlechtesten erging es den Schweinen, die als letzte geborgen werden konnten. Jene hinter der Fahrerkabine.

Woran sie verendet sind? "Mastschweine halten nicht viel aus, sie haben ein kleines Herz", erklärt Georg Orthuber. "Man darf sie nicht arg stressen - und das war Megastress." Einige Tiere seien sicherlich an Herz-Kreislaufversagen gestorben, andere wahrscheinlich erstickt. Immerhin lagen viele Tiere nach dem Aufprall und dem Kippen des schweren Gefährts auf einem Haufen, "sie konnten sich selber nicht befreien".

Einige Tiere mussten noch an Ort und Stelle getötet werden. Der örtliche Metzger, der ebenfalls hinzugeeilt war, erlöste die Schweine von ihrem Leiden. Jene mit Frakturen, wie Georg Orthuber erläutert. Denn diese Tiere litten höllische Schmerzen. Sie wurden mit einem Bolzenschussapparat getötet. 34 Tiere lagen am Ende tot auf der Straße und wurden zügig in die Tierkörperverwertungsanlage gebracht. Der Veterinär geht davon aus, dass auf der Weiterfahrt noch mehr Tiere an den Folgen der Panik und des Schocks verendet sein könnten.

Mit schwerem Gerät - zwei Autokräne waren im Einsatz - wurde der Lastwagen schließlich geborgen. Schwer beschädigt wurde bei dem Unfall auch eine Scheune, auf den der Transporter gekippt war. Die Polizei schätzt den Gesamtschaden auf rund 142000 Euro. Die Unfallursache steht noch nicht fest: Nach Angaben der Polizei muss das Kontrollgerät am Lkw noch ausgelesen werden. Unter anderem müsse auch ermittelt werden, mit welcher Geschwindigkeit der 58-Jährige unterwegs war. Die Pfaffenhofener Straße war für rund fünf Stunden gesperrt.

Für die übrigen Schweine ging es weiter zum Schlachthof, dem ursprünglichen Ziel dieses Abends. Georg Orthuber geht davon aus, dass sie dort - bis auf einige verletzte Tiere - noch nicht sofort geschlachtet wurden. Der Fleischqualität wegen, die bei solch gestressten Tieren schlecht sei. Er vermutet, dass sie erst einmal in ein Gatter getrieben wurden, bis sie sich beruhigt hatten und wieder normal verhielten.

Für die Einsatzkräfte war es ein harter Abend. Auch wenn Kommandant Fischhaber froh ist, dass alles so gut geklappt hat, sagt er: "Das möchte man nicht erleben." Veterinär Orthuber geht es ähnlich. "Das wünscht sich keiner." Und er fügt hinzu: "Sie wären sowieso gestorben - aber sie hätten nicht so leiden müssen. Und sie haben gelitten."

SZ

Isabel Ammer