Schrobenhausen
Tourismusmarke für die Paar

Die Kommunen am Fluss denken über einen gemeinsamen Verein oder Zweckverband nach - im Aichacher Raum gibt es aber auch Bedenken

15.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:58 Uhr
Das Paartal überrascht immer wieder mit der Schönheit seiner Landschaft. Die Anrainergemeinden wollen dieses Potenzial nun verstärkt touristisch nutzen. −Foto: Haßfurter

Schrobenhausen (SZ) Die Kommunen entlang der Paar basteln an einer Tourismusmarke.

Die Gründung eines Vereins oder Zweckverbandes ist im Gespräch. Initiator ist die Gemeinde Hohenwart mit Bürgermeister Manfred Russer. In vielen Gemeinderäten des Schrobenhausener Landes wird das Thema derzeit behandelt. Für Aufsehen sorgten die Pläne auch schon im Wittelsbacher Land, seit sie im Dasinger Gemeinderat publik wurden. Vom noch zu gründenden Verein Paartal Tourismus war die Rede, von einem Jahresbudget in Höhe von rund 60 000 Euro, das mit 30 Cent pro Einwohner von den insgesamt 23 Anrainerkommunen aufgebracht werden soll. Als Startschuss soll ein Imagefilm gedreht werden, um darauf aufbauend die Paar und deren Kulturlandschaften wie die Hallertau, die hier ihre letzten Ausläufer hat, das Schrobenhausener Spargelland, aber auch Lech- und Donautal sowie den Ammersee - die Paar entspringt in der Nähe von Schloss Kaltenberg und mündet bei Vohburg in die Donau - touristisch zu nutzen.

Vermarktungsebenen gibt es im Aichach-Friedberger Bereich freilich schon diverse. An vorderster Stelle den Wittelsbacher-Land-Verein beziehungsweise das Regionalmanagement am Landratsamt, die Regio Augsburg Tourismus oder auch den Tourismusverband Bayerisch-Schwaben sowie den Erholungsgebieteverein Augsburg (Eva). Ist ein weiterer Verein oder Verband tatsächlich notwendig? Exakt diese Frage löste im Dasinger Gemeinderat neben dem monetären Aufwand kontroverse Diskussionen aus, wobei es am Ende eine klare Mehrheit für eine Beteiligung am neuen Projekt gab. In den nächsten Wochen werden das Thema auch die anderen Bürgermeister in ihren Gremien aufs Tapet bringen.

Kühbach etwa. Dort trafen sich die Vertreter der Anrainergemeinden bereits mehrere Male, wie Bürgermeister Johann Lotterschmid auf Nachfrage bestätigte. Auslöser für den Vorstoß war ganz offensichtlich das einst in Aichach ins Leben gerufene Projekt PaarKunst, das sich wachsender Beliebtheit erfreut und an dem sich Hohenwart im nächsten Jahr auch beteiligen möchte. Die Idee, die Paar daran anknüpfend über Landkreis- und Bezirksgrenzen hinweg weiter zu vermarkten und in Anlehnung an erfolgreiche Tourismusmarken wie beispielsweise den Naturpark Altmühltal entsprechende Konzepte zu entwickeln, findet Lotterschmid gut. Von einer bevorstehenden Vereinsgründung könne man aber noch keineswegs sprechen. Momentan gehe es ausschließlich um einen Imagefilm. Dessen Kosten werden auf 80000 Euro geschätzt. 20000 Euro sollen über Spenden gesammelt werden, 60 000 Euro sollen die Gemeinden nach einem Einwohnerschlüssel aufbringen. Der Film könne sicher nicht schaden, wie es dann aber weiter gehe, müsse man erst sehen.

Das sieht auch Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann so. Im Stadtrat habe man ein erstes Stimmungsbild eingeholt und sei auf grundsätzliche Bereitschaft gestoßen. Ehe man über einen möglichen Verein oder Zweckverband nachdenke, müsse erst einmal eine Bestandserhebung erfolgen, um zu ergründen, inwieweit etwa eine durchgehende Verbindung aller Orte über Rad- und Wanderwege vorhanden beziehungsweise möglich ist. Aichach habe seine Hausaufgaben gemacht - Stichwort: Grünzug Paar -, doch ob das auch für die anderen Kommunen an der Paar zutreffe, könne er nicht beurteilen. "Es kann natürlich nicht sein, dass wir über einen Zweckverband den Radwegebau in anderen Gemeinden finanzieren", so Habermann.

Als Konkurrenz zum Wittelsbacher Land Verein will er ebenso wie Lotterschmid das Projekt nicht verstanden wissen. Das Wittelsbacher Land leiste wichtige Arbeit, könne sich aber ja nicht um die Belange von Hohenwart oder Schrobenhausen kümmern. Will heißen: Der neue Zweckverband wäre als Ergänzung gedacht.

Die Idee, über die Paar gemeinsam eine eigene Tourismusmarke zu entwickeln, stuft auch Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan als überaus interessant ein. Er könnte sich sogar mehr vorstellen, spricht von einer "nachhaltigen Strategie" und einem möglichen "Kompensationsgeschäft" zu den bisherigen Leader-Projekten mit Geld von der EU. Sein Stadtrat habe diesbezüglich bereits einen Ausstiegsbeschluss gefasst, "weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass es unendlich mühsam und mit viel Bürokratie verbunden ist, um an ein paar Euro EU-Fördermitteln zu gelangen", so Stephan.

Im Landkreis Aichach-Friedberg hilft der Wittelsbacher Land Verein, Leader-Mittel zu generieren. Durchaus mit Erfolg, diverse Projekte aus dem Aichacher Land haben schon davon profitiert. In Aichach etwa der Walderlebnispfad oder auch der Lehrbienenstand der Imker. Geld, auf das Klaus Habermann keineswegs verzichten möchte. Gleichwohl nutzen längst nicht alle Bürgermeister die Zuschusstöpfe, oder aber es mangelt an neuen Ideen und Projekten. Für Aichach-Friedberg sind in Brüssel bis zum Jahr 2020 rund 1,5 Millionen Euro reserviert, davon abgerufen wurden allerdings erst 900 000 Euro. Weshalb der Wittelsbacher-Land-Verein erst kürzlich dazu aufgerufen hat, neue Ideen und Projekte zu entwickeln. "

Vorsitzender ist Landrat Klaus Metzger. Der, so sagte auf Nachfrage Pressesprecher Wolfgang Müller, sehe das Thema Paartal Tourismus ebenso wie Daniela Eder, Leiterin des Sachgebiets Wirtschaftsförderung und Regionalmanagement am Landratsamt, "grundsätzlich entspannt und gelassen". Bis dato habe man allerdings keine genauen Informationen, sei bisher in das Projekt nicht eingebunden worden. Man gehe davon aus, dass sich eine mögliche weitere Vermarktungsschiene nicht mit den bestehenden beiße.

Robert Edler