Thomas
Der heilige Thomas dreht den Tag um

Sein Gedenktag wird im Brauchtum am 21. Dezember gefeiert

20.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:02 Uhr

Der heilige Thomas in der mit Apostelfiguren bemalten Holzkassettendecke in der Filialkirche St. Magdalena in Eisenhut bei Gerolsbach. - Foto: Hammer

Thomas gehörte zum Kreis der zwölf Apostel. Obwohl er mehrfach betonte, mit Jesus in den Tod gehen zu wollen, war gerade er es, der später den auferstandenen Herrn nicht erkannte. Erst als Jesus ihn aufforderte, seine Wundmale zu berühren, fiel er auf die Knie und rief: "Mein Herr und mein Gott."

Thomas wurde um Christi Geburt in Galiläa in Israel geboren. In der Bibel wird er auch "Didymus" genannt, was so viel wie "Zwilling" bedeutet. Er war bis zu seiner Berufung als Jünger Jesu ein Fischer. Nach dem Tod Jesu zog Thomas als Missionar durch den Nahen Osten und durch Vorderasien.

Nach der Legende hat er in Persien gewirkt und dabei die Heiligen Drei Könige getroffen. Er soll sie dort getauft und zu Bischöfen ernannt haben. Er zog noch weiter bis nach Indien, wo er angeblich in Mailapur, einem Vorort der heutigen Großstadt Madras durch Schwert und Lanzen den Märtyrertod gefunden hat.

In der Gegend des Todesortes des Heiligen Thomas gibt es den "Großen Thomasberg". 1547 wurde auf ihm eine Kirche zu Ehren von Thomas errichtet. Dort wird das Thomaskreuz aus dem siebten Jahrhundert verwahrt, auf dem in einer Inschrift von seinem Martyrium erzählt wird.

2004 hat der Vatikan diesen Berg als ersten internationalen Wallfahrtsort Indiens anerkannt. Der größte Teil der Thomasreliquien wurde angeblich an einem 3. Juli im dritten Jahrhundert nach Edessa, dem heutigen Sanhurfa in der Türkei übertragen. Deshalb wurde bei der Liturgiereform im Jahr 1970 der Gedenktag des Heiligen Thomas auf den 3. Juli verlegt.

In der Brauchtumspflege und Überlieferung ist aber immer noch der 21. Dezember der Thomastag der Gedenktag des heiligen Thomas. Mit dem Thomastag untrennbar verbunden ist die mystische Thomasnacht, in der sich christliches und heidnisches Brauchtum vermengen. In der Thomasnacht geht es ziemlich wild her.

Im Mittelalter galt das Lucienfest am 13. Dezember als der Tag der Wintersonnenwende. Das änderte sich erst nach der gregorianischen Kalenderreform im Jahr 1582. Seitdem ist der Tag der Wintersonnenwende in der Regel der 21. Dezember, der Thomastag. Dieser Tag wurde dem Apostel Thomas darum gewidmet, weil er als "ungläubiger Thomas" am längsten von allen Aposteln an der Auferstehung des Herrn gezweifelt hat und deshalb am längsten in der Nacht des Unglaubens verharrte.

Manche zählen die Thomasnacht zu den Raunächten. Die Thomasnacht ist die geheimnisvolle Nacht der Orakel und Weissagungen. Manche heiratsfähigen Mädchen baten den Heiligen Thomas um Hilfe. Ein Stoßgebet zum Heiligen Thomas lautet: "I bitt die voll Unschuld, gar arg is mei Not. I brauchat a Mannsbuid, wias tägliche Brot! I ko nimma lacha, und nix gfreit mi mehr. Was soll i bloß macha, wo nimm i oans her? Geh, Dammerl, sei gnädig, mach mi wieder froh, lang gnua war i ledig, schick schnell mir an Mo!"

Zum Thomastag bildeten sich auch einige Bauernregeln heraus: "Wenn St. Thomas dunkel war, gibt's ein schönes neues Jahr", der Mond sollte also hinter Wolken verborgen sein. Auch heißt es: "St. Thomas bringt die längste Nacht, weil er den kürzesten Tag gebracht" und "Friert es am kürzesten Tag, ist's immer eine Plag".

Im religiösen Volksglauben wurde er zum Patron vieler Kirchen und Kapellen. Auch im Schrobenhausener Land finden wir in manchen Kirchen Darstellungen des heiligen Thomas.

Dargestellt wird er als "ungläubiger Thomas", der dem auferstandenen Herrn an die Wundmale fasst oder mit Buch, Schwert, Lanze, Steinen oder Winkelmaß. Die Beliebtheit des Heiligen zeigen die vielen Patronate, die ihm zugedacht wurden. Er ist der Patron der Architekten, Geometer, Maurer, Zimmerleute, aller Bauarbeiter, der Steinhauer, Feldmesser und - wegen seiner Zweifel - der Theologen. Er wird angerufen bei Rückenschmerzen und Augenleiden und um eine gute Heirat. ‹ŒHans Hammer