Tapfere Recken mit klingenden Namen

25.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:53 Uhr

Spektakuläres Schlachtgetümmel: Beim Mittelalterfest auf Schloss Sandizell war einiges geboten, als Christen auf Heiden trafen.

Sandizell (ahl) "Nieder mit den Heiden!" Todesmutig stürzen sich die Christen, angeführt von Wittelsbacher Rittern und der Freien Ritterschaft zu Bayern ins Schlachtgetümmel. Vergeblich – wieder werden sie überrannt. Eine Minute, zwei Minuten? Die einzelnen Durchgänge der Feldschlacht auf dem Turnierplatz vor dem Sandizeller Schloss sind in atemberaubend kurzer Zeit vorbei. Ein Treffer genügt, dann liegen die Ritter am Boden und signalisieren damit, dass der Kampf für sie vorbei ist.

Jeweils 15 wackere Recken treten auf beiden Seiten an, darunter auch zwei junge Frauen bei den Bayern – kein Wunder, schließlich verteidigen sie ihr Land gegen die Ungläubigen. Dass es ihnen nicht gelingen würde, wusste einer schon im Voraus: Olaf Schinderson, bürgerlich Oliver Kranz und Veranstalter des zweiten Mittelalterfestes zu Sandigencelle. "Weil wir immer gewinnen", freut er sich mit am Erfolg seiner "super trainierten" Truppe Coraces Danuvii, die mit Samsaeti, den Merowingern und den Milites Anguis das Gros der Heiden stellt.

"Die Bogenschützen schießen sich gut raus", lobt Reinhard zu Amlerich keuchend die Fernwaffe der Bayern. Tatsächlich ist Annika eine der letzten, die noch auf den Füßen ist. Plötzlich sieht sie sich zwei Gegnern gegenüber, entschiedet sich, zielt und schießt noch einen Pfeil auf des einen Füße ab, bevor sie unter dem Schwertstreich des anderen auf die Knie sinkt. Während sie eher am Rande des Schlachtengetümmels zu finden ist, steckt Schwertkämpferin Diana immer mittendrin. Wie das Schwertkampffinale zuvor, folgt auch die Feldschlacht strengen Regeln. Treffer an Torso, Ober- und Unterarm zählen, Gelenke, Kopf, Hals, Unterschenkel und Genitalien sind tabu – wer sich nicht daran hält, wird abgemahnt.

Je vier Kämpfe in den Disziplinen Schwert/Schild und der Königsdisziplin Schwert werden ausgetragen zwischen tapferen Recken mit klingenden Namen. Manchmal fällen die vier Schiedsrichter schnelle Entscheidungen, dann wieder wogt der Kampf hin und her. Wie im Schwertfinale zwischen Saladin und Einar Wolfgangson, das Saladin schließlich für sich entscheidet. "Einer unserer besten Kämpfer", kommentiert Kranz, der sich rundum zufrieden mit dem Fest zeigt. Verbesserungswürdig wäre allein der Getränkenachschub meint er, da ihn gerade die Hiobsbotschaft erreichte, dass Cola und Apfelschorle schon am frühen Nachmittag aus sind.

Mehrere Tausend Besucher vergnügten sich im Garten des Schlosses, gingen mittelalterlichen Vergnügungen nach wie Schildkrötenrennen oder Nussknacken mittels Hammer, amüsierten sich beim Fischerstechen über Badengegangene. "Alles easy, locker, unkomplizierte Gäste, geiles Wetter", findet Kranz. In zwei Jahren gibt es eine Neuauflage – vielleicht findet er dann Zeit, sich ein Fell zu kaufen: "Seit drei Tagen komm‘ ich nicht dazu".