Schrobenhausen
So groß wie nie zuvor

"Kunst und mehr": Die facettenreiche Ausstellung im Pflegschloss kommt gut an

03.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:16 Uhr
Von Bildern bis zu Skulpturen gibt es bei "Kunst und mehr" im Pflegschloss alles zu sehen. −Foto: Tyroler

Schrobenhausen (SZ) Glas, Skulpturen, Zeichnungen, Keramik, Schmuck - die von Schrobenhausens Kunstpreisträgerin Brigitte Schuster organisierte Ausstellung "Kunst und Mehr" beeindruckt heuer im Großformat und mit seiner Vielfältigkeit.

"Ihr seid aber auch noch nicht weit gekommen!", ruft eine Besucherin der anderen zu. "Nein, diesmal ist die Ausstellung ja wirklich riesig!", antwortet diese. Da mag sie Recht haben. Das, was Glaskünstlerin Brigitte Schuster heuer im Rahmen der Ausstellung "Kunst und Mehr" im XXL-Format auf die Beine gestellt hat, kann sich wahrlich sehen lassen. Insgesamt 17 Künstler aus dem Raum Schrobenhausen, aus mehreren Ecken Bayerns sowie sieben Künstler der Künstlerinitiative Schwetzingen (KIS) stellen heuer aus.

Fotografie, Skulptur oder doch die klassische Malerei? Bei so viel geballter Kunst auf einem Haufen, ist gewiss für jeden Geschmack etwas dabei. So ähnelt ein Spaziergang durch die Innenräume des Pflegschlosses einer künstlerischen Reise ins Unbekannte - schließlich hat jeder Künstler seinen ganz eigenen Raum und man weiß nie, was einen als Nächstes erwarten wird.

Den Anfang macht die Organisatorin und Glaskünstlerin Brigitte Schuster selbst. So können Besucher im ersten Raum ihre Arbeiten mit Glas bewundern. Bei ihren Glasobjekten und -bildern steht vorwiegend Licht, Farbe und Form im Mittelpunkt. Dabei kann sie sich gar nicht auf ein Lieblingsteil festlegen. "Was man gerade macht, ist das Wichtigste", erklärt sie. Zu ihren jüngsten Arbeiten zählt das "Zeitzeichen", das aus zwei Bildern besteht. "Da habe ich für mich wieder neuentdeckt, wie ich das Glas bemalen und brennen kann", erklärt sie. Die Innenscheibe hätte sie fünfmal gebrannt und von hinten und vorne bemalt. Dabei handle es sich um einen Prozess, bei dem es am Ende durchaus sein kann, dass es nichts geworden ist - schließlich ist es dann eingebrannt und nicht mehr veränderbar. Aber nur so sei Struktur in das Glas zu bekommen - so etwas entstehe eben nicht auf einmal. "Aber die hier sind sehr gelungen", erklärt sie lachend im Hinblick auf die beiden Bilder. "Ich bin sehr zufrieden." Gleiches gilt für die gesamte Ausstellung. Das merkt man ihr auch förmlich an, wenn sie über ihre Werke und die Ausstellung spricht - sie strahlt bis über beide Ohren.

Auch das ganze Obergeschoss ist mit Exponaten bestückt. Ein Gang über die "Brücke" lohnt sich durchaus. Während so mancher bei den Skulpturen verweilt, kann ein anderer vom Schmuck nicht genug bekommen. Gewiss findet ein jeder in der Ausstellung seinen ganz eigenen Liebling. Es herrscht auch kein Grund zur Eile, schließlich lädt "Kunst und mehr" förmlich zum Verweilen ein.

Die Künstler und Künstlerinnen sind auch selbst anwesend und lassen sich gerne auf ein kleines Pläuschchen oder eine Fachsimpelei ein. So auch der Schwetzinger Künstler Florian Franke von Krogh. "Ich habe bis zu 10000 Bilder in meinem Haus", meint er stolz. Kein Wunder, schließlich hatte er bereits 1963 seine erste Ausstellung. Freilich konnte er nur eine kleine Auswahl davon mit nach Schrobenhausen bringen. Dabei malt der Künstler in der Regel an mehreren Bildern gleichzeitig. Während die eine Schicht trocknen muss, bereitet er schon das nächste Bild vor. Gleich nebenan stellt der Vorsitzende der KIS, Jessen Oestergaard, seine eindrucksvollen Fotografien aus. Weiter hinten sind Installationen von Traudel Hagmann - ebenso aus Schwetzingen - zu finden.

"Sag mal, hast du noch alle Möhren im Schrank?", ertönt dann plötzlich Sabine Becks fesselnde Stimme aus dem ersten Stock. Nanu, was ist denn da los? Zwischen all den Kunstwerken haben sich mehrere kleine und große Geschichtenliebhaber versammelt und lauschen gebannt im Rahmen des Lesetheaters den Abenteuern von Erdkobold Konrad Kleinmögel. Und da lugt auch noch eine riesengroße Karotte hervor, die sich später noch als die wohl größte Regenbogenkarotte der Welt entpuppen wird. Diesmal ist Konrad auf der Suche nach den verlorenen Farben. Dazu packt er seine Siebensachen für die große Reise. Freilich darf da seine Fliegerbrille nicht fehlen. Und schwuppdiwupp hat er sich an eine Karotte gehängt und lässt sich mit ihr zusammen ernten. Die Kinder hören nur noch sein lautes "Ich fliiiiiiege!" - schon ist Konrad mit seinem Kleinmögelpopo voraus auch schon in einer stinkigen Masse gelandet. Wie es mit Konrad weitergeht, will sich keiner der kleinen oder großen Zuhörer entgehen lassen. Das Publikum hängt förmlich an Sabine Becks Lippen, schließlich liest die Autorin nicht einfach aus ihrem Kinderbuch vor, sondern erzählt mit Händen und Füßen - einfach voller Leidenschaft.

Diejenigen, die es am Wochenende noch nicht geschafft haben, die Ausstellung im Pflegschloss zu besuchen, haben immer noch Gelegenheit dazu. "Kunst und mehr" kann noch bis 17. Februar zu den regulären Öffnungszeiten des Pflegschlosses besichtigt werden.

Tabea Tyroller