Schrobenhausen
"Die kleine Freude der Schrobenhausener"

Ralf Bochert ist der Mann, der das SOB-Kennzeichen möglich machte

04.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:35 Uhr

 

Schrobenhausen (SZ) Eine aufwendige Auswertung gibt es zurzeit noch nicht, aber einen klaren Trend: Gut die Hälfte derer, die zurzeit in Schrobenhausen ein Auto zulassen, entscheiden sich für das SOB-Kennzeichen. Wie viele tatsächlich schon im Umlauf sind, ist nicht so einfach zu ermitteln; aktuellen Schätzungen zufolge sind es bald tausend Fahrzeuge mit „SOB“. Der Mann, der dahinter steht, ist der Heilbronner Fachhochschulprofessor Ralf Bochert. SZ-Redakteur Mathias Petry sprach mit ihm.

Professor Bochert, Schrobenhausen war ja eine der ersten Städte, die auf den Kennzeichen-Zug aufgesprungen sind. Sind Sie denn damit zufrieden, wie sich die Bürger das alte, neue Kennzeichen zu eigen machen?

Ralf Bochert: Es zeigt sich, dass die Änderung technisch einfach ist und dass viele mittelgroße und kleinere Städte ein Symbol zurückhaben, das eine gewisse emotionale Bedeutung hat. Das ist sehr schön – und es wird überall, vor allem in den ehemaligen Kreisstädten selber, von vielen Bürgern angenommen. In der Regel beim Fahrzeugwechsel – also eher geräuschlos. Das passt, das entspricht genau der Erwartung. Und wer nicht mitmachen will, der hat ja keinen Schaden.

 

Die SOB-Kennzeichen sind ja als Marketinginstrument gedacht. Kann man denn mit den Kennzeichen auch über die Montage an Autos Marketing machen?

Bochert: Die Idee ist: Mit dem Kennzeichen entsteht eine etwas vergrößerte Wahrnehmung, zum Beispiel für die Marke „Schrobenhausen“. Das erhöht insbesondere im regionalen Umfeld etwas den Bezug zur Stadt, was einen Gravitationsvorteil bringen kann. Den würde ich aber nicht beziffern wollen – und ich würde das auch nicht zu hoch hängen. Insgesamt ist die Innenwirkung, die kleine Freude der Schrobenhausener am SOB, sicher die wichtigere Wirkung.

 

Sie lehren an der Universität Heilbronn unter anderem Destinationsmanagement, also Tourismusmarketing. Hat eine Stadt wie Schrobenhausen – ohne Berge und ohne Seen – denn überhaupt touristische Vermarktungschancen?

Bochert: Tourismusmotive sind sehr vielfältig; neben denjenigen, die Naturextreme suchen, gibt es Menschen, die zu Veranstaltungen, kulturellen Angeboten oder auch beruflich relevanten Attraktionen reisen. Und es gibt „Routenverfolger“ wie Fernradler. Vorteile aus Reisen schöpft man also als Zielgebiet nicht nur aus einem attraktiven Wasserzugang oder einem Hochgebirge ab.

 

Was halten Sie denn davon, wenn Städte künstliche Sehenswürdigkeiten schaffen? Braucht Schrobenhausen einen Spielepark?

Bochert: Das kann ich nicht beurteilen. Natürlich haben Kommunen wie Bispingen mit einem Centerpark, Wertheim mit dem Outlet-Center oder Günzburg mit dem Freizeitpark von solchen Investitionen profitiert. Das heißt aber nicht, dass man das so ganz einfach kopieren kann, zumal da auch und gerade privatwirtschaftliche Entscheidungen, die oft vor allem geografische Gründe, also Bezüge zu touristischen Quellgebieten, haben, die entscheidende Rolle spielen.

 

Sie haben jetzt ein großes Projekt gestemmt – was kommt denn bei Ihnen als nächstes?

Bochert: Ich mache nie wieder eine solche Sache, die sich als politisch von sehr vielen Unwägbarkeiten abhängig erweist – bei den Kennzeichen ging es ja über sehr viele Städte, mehr oder weniger alle Landesregierungen bis zum Bundesrat. Und da ist es mit viel Glück durchgekommen . . . Das ist, wenn man eine Idee hat, von der man überzeugt ist, ganz schön anstrengend: Es wäre schade gewesen, wenn das nichts geworden wäre. Und da ich sehe, dass das normalerweise hätte politisch passieren müssen, will ich dieses schöne Projekt einer solchen Größenordnung für mich so stehen lassen. Es ist tatsächlich schön, jetzt bei der Fahrt zur Arbeit hier bei uns ständig Autos mit Leonberger LEO- oder Gmünder GD-Kennzeichen zu sehen. Damit ist es jetzt auch gut.

 

Und als nächstes . . .?

Bochert: Was ich gerade mache, aber eigentlich nur für mich, ist: Deutschland mir – zusammen mit Familie und Freunden – abseits von den allseits bekannten Routen auf relativ langen Strecken per Rad oder zu Fuß zu erfühlen. Dazu habe ich mir selber deutschlandweit Routenaufträge zusammengestellt, die dazu führen, dass man in ganz normale Ecken kommt. Da trifft man dann inzwischen ständig auf neue alte Kennzeichen, ein Nebeneffekt. Das finde ich sehr authentisch und spannend – und das vielfältige Deutschland ist am Ende auch mein Lieblingsland, das man sich tatsächlich in einem Leben umfangreich erschließen kann.