Schrobenhausen
Ein roter Schrank mitten in der Stadt

Der LesePunkt in der Lenbachstraße bringt Schrobenhausener seit nun vier Monaten zum Lesen Eine Bilanz

23.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Stolz auf einen so vollen Schrank: Wolfgang Federmann und Heike Kielsmeier sind auf die Idee des ersten Bücherschrankes in der Region gekommen und begeistert, wie gut das Angebot angenommen wird. - Foto: Bals

Schrobenhausen (SZ) Seit gut vier Monaten steht er inzwischen schon da, mitten in der Lenbachstraße, neben der Bushaltestelle - Schrobenhausens erster Bücherschrank. Heike Kielsmeier und Wolfgang Federmann, die Verantwortlichen, die diesen Schrank ins Leben gerufen haben, sind zufrieden.

 

LesePunkt - so heißt er eigentlich, der erste Bücherschrank in der Region. "Inzwischen hat er sich unter den Leuten aber als roter Schrank etabliert", sagt Heike Kielsmeier. Die Literaturpädagogin aus Brunnen machte zusammen mit Wolfgang Federmann den Bücherschrank erst möglich. "Mit dem Lesefest ,SOB liest' kam auch die Idee zu dem Bücherschrank, denn wir wollten neben dem Fest auch noch etwas Bleibendes haben"

Die Grundidee eines solchen Schrankes, mittels dem Menschen Bücher kostenlos austauschen können, ist aber nicht etwa neu, sondern gibt es anderswo seit den 90er-Jahren. Deshalb gab es auch einige Schränke, an denen sich Georg Neukäufer aus Rettenbach ein Beispiel nehmen konnte. Der Küchen- und Möbelschreiner hatte sich dazu bereit erklärt, die Stadt mit einem Entwurf und der Bearbeitung des Schrankes zu unterstützen und nur die Materialkosten in Rechnung gestellt.

"Oft sieht so ein Bücherschrank aus wie ein Stahlschrank. Aber das hat uns nicht so gut gefallen und wäre zudem sehr teuer geworden", sagt Kielsmeier. "Die Idee einer umfunktionierten Telefonzelle wurde dann auch schnell beiseite geworfen", fügt Wolfgang Federmann hinzu, sodass sich Georg Neukäufer letztendlich für eine andere Form des Bücherschranks entschieden hat - einen großen Holzkasten in einem leuchtenden Rot. Am 22. April war der Bücherschrank schließlich mit vereinten Kräften aufgestellt worden. Die Bücher, die diesen Schrank füllen, wurden von der Stadtbücherei, der katholischen Bücherei, der Buchhandlung an der Stadtmauer sowie von der Stadtsparkasse gespendet. Die feierliche Einweihung fand einen Tag später, passend zum Welttag des Buches, statt. In den ersten Wochen konnte man allerdings deutlich beobachten, dass die Schrobenhausener dem Bücherschrank nicht ganz trauen. "Ich habe oft gesehen, wie Menschen etwas unsicher davor standen und sich dann ganz schnell ein Buch gegriffen haben, bevor es jemand sieht. Anscheinend haben sie nicht geglaubt, dass man sich einfach so Bücher nehmen kann", erzählt Kielsmeier. Trotzdem mussten sie und Wolfgang Federmann im Laufe der ersten Wochen den Schrank öfter nachfüllen, da zwar Bücher genommen wurden, aber keine mehr nachkamen.

Inzwischen wird das Angebot aber stark angenommen, und der Bücherschrank hat sich zu einem Selbstläufer entwickelt. Die Verantwortlichen bleiben nur hin und wieder am Bücherschrank stehen, um die Vielzahl der Bücher aufzuräumen und entsprechend zu sortieren, nachgefüllt werden muss schon lange nichts mehr. "Man sieht oft eine ganze Menge Leute vor dem Schrank stehen. Er hat sich regelrecht zu einem Treffpunkt für Menschen entwickelt, die sich gerne über Bücher austauschen", sagt Kielsmeier. "Wir haben das Gefühl, dass der Bücherschrank die Schrobenhausener wirklich zum Lesen anregt."

Und das ist auch nicht schwer, da sich beinahe jedes Genre für jede Zielgruppe in dem Schrank finden lässt. Von Krimis, bis zu Kochbücher und auch aktuellen Bestellern ist alles vertreten. Vor allem Kinderbücher finden ihren Platz im Bücherschrank. "Wir bringen demnächst einen Aufkleber für das unterste Fach an der Glasscheibe an, der speziell auf die Kinderbücher hinweist", sagt Kielsmeier. "Wir wollen, dass Kinder sich selbst nach Büchern umschauen und diese auch gut erreichen können"

Mittlerweile zeigt sich auch Neuburg ganz begeistert von dem Erfolg des Bücherschranks und sind schon in der Planung für einen eigenen. "Wir haben wahnsinnig viel Glück, das wir hier bis jetzt keine Probleme mit dem Schrank hatten", sagt Federmann, der das auch für die Zukunft und alle weiteren Schränke hofft. Der Schrank wurde weder beschädigt noch beschmiert, nicht einmal Müll wurde darin gefunden. "Wir freuen uns auch, dass im Grunde kaum unpassende Bücher ihren Weg in den Schrank gefunden haben."

Was aber passiert, wenn aufgrund eines plötzlichen Ansturms auf einmal gar keine Bücher mehr im Schrank sind? "Das ist kein Problem, da die Büchereien noch einen großen Bestand an Büchern haben, die sie gerne spenden möchten", sagt Heike Kielsmeier lachend. "Wir könnten bestimmt noch 30 Bücherschränke damit füllen."