Schrobenhausen
Das Baby schlummert

Sandra Starick und Kristin Kurczinski wollen im alten Stadtgefängnis immer noch eine Spielwelt bauen

01.04.2016 | Stand 02.12.2020, 20:01 Uhr

Ein Spielplatz im alten Stadtgefängnis können sich die beiden Planerinnen Sandra Starick (l.) und Kristin Kurczinski gut vorstellen. Darum arbeiten sie seit fast fünf Jahren an dem Projekt, warten aber immer noch auf eine Grundsatzentscheidung des Stadtrates. - Foto: kx

Schrobenhausen (SZ) Alles ist fertig: Die Pläne liegen auf dem Tisch und eine Förderzusage der Regierung von Oberbayern gibt es auch. Doch das Projekt Spielewelt im alten Schrobenhausener Stadtgefängnis liegt seit zwei Jahren auf Eis.

"Jeder hat so ein Projekt, das er aus Idealismus betreibt. Das Stadtgefängnis ist unser Babyprojekt", sagt Sandra Starick. Sie und ihre Partnerin Kristin Kurczinski arbeiten seit fünf Jahren an einem ganz besonderen Projekt. Im alten Stadtgefängnis in der Ulrich-Peisser-Gasse 17 würden sie gerne eine Spielewelt für Kinder und Erwachsene einrichten. Alles liebevoll gestaltet, wie Kurczinski sagt, gebaut aus Naturmaterialien und individuell bemalt. Schließlich sollen die Kinder miteinander spielen und nicht mit Smartphone oder Tablet. Hinzu kommen soll noch ein Kindergarten, indem jeder, der möchte, seine Kinder anmelden kann.

Was sich für Schrobenhausener Ohren zunächst nagelneu anhörte, gibt es in der Bundesrepublik schon. Im thüringischen Bad Langensalza existiert eine ähnliche Anlage, die es den beiden Architektinnen angetan hat. "Reich werden kann man damit nicht", sagt Kurczinski über ihr gemeinsames Babyprojekt. Doch in Bad Langensalza komme die Spielewelt inzwischen so gut bei Besuchern aus einem Umkreis von rund 80 Kilometern und noch mehr an, dass dort für eine halbe Million Euro bereits Erweiterungen geplant werden mussten.

Starick und Kurczinski arbeiten seit Jahren bereits an der Realisierung eines ähnlichen Vorhabens in Schrobenhausen. Im Stadtrat haben sie das Projekt vorgestellt. Etliche Stadträte besuchten sogar die Anlage in Thüringen. Vor zwei Jahren war das Projekt (wir berichteten) bereits so weit, dass ein Businessplan vorlag, die Förderanträge für zwei Kindergartengruppen mit jeweils 15 Plätzen gestellt waren. Sogar der Denkmalschutz ist mit eingeweiht. Doch, was bislang noch fehlt, ist eine Entscheidung des Stadtrates. Auf die warten die beiden Projektentwicklerinnen noch heute.

"Wir möchten gerne regional bleiben", sagt Starick. Die beiden Frauen arbeiten im Schrobenhausener Land und wollen auch die Region mit Aufträgen für Handwerker und Baufirmen stärken, bekräftigt Starick. Und für Schrobenhausen wäre die Spielewelt eine einmalige Chance und ein Alleinstellungsmerkmal, ist sich Kurczinski sicher. Darum wollen die beiden das Vorhaben auch nicht außerhalb Schrobenhausens in die Tat umsetzen. "Das alte Stadtgefängnis wäre einfach ideal dafür", so Starick. "Wir bräuchten nur in Berlin oder anderen Städten anrufen und das Projekt ließe sich ganz schnell woanders verwirklichen", schätzt Starick.

Inzwischen liege von der Regierung von Oberbayern bereits eine Förderzusage in beträchtlicher Höhe vor, sagt Kurczinski. Und dann gebe es da ja auch immer noch die Idee, die Spielewelt mit einem Kindermuseum zu erweitern, sagt Kurczinski. Ganz davon abgesehen entwickele sich ja jetzt auch das nähere Umfeld positiv. Die Caritas plant auf dem Parkplatz in der Bartengasse den Bau eines Sozialbürgerhauses. Unklar sei ja auch noch, welche Zusatzangebote die Caritas schaffen könne, von denen ein Projekt wie die Spielewelt profitieren könnte, sagt Kurczinski und denkt dabei schon an Dinge wie ein Bürgerá †café. Daher wären Kurczinski und Starick auch bereit, noch mal ein Jahr zu warten, bis sie ihr Baby aus dem Dauerschlaf erwachen lassen wollen. Doch aufgeschoben heißt für die beiden noch lange nicht aufgehoben. Ruhe wollen sie nicht geben. Vielmehr wollen sie nun noch mal aktiv auf die Stadt zugehen und sich endlich eine Grundsatzentscheidung für die Machbarkeit ihres Projektes holen.

Im Schrobenhausener Rathaus genießt das Projekt allerdings nicht die oberste Priorität. Daran lässt Stadtbaumeister Axel Westermair auf Anfrage keinen Zweifel. Mit der Umgestaltung der Lenbachstraße nebst dem gleichnamigen Platz, der Sanierung des Rathauses und den immer noch ungelösten Fragen rund um die Stadthalle habe das Bauamt derzeit alle Hände voll zu tun.