Schrobenhausen
Mehr als eine Lesung

SOB LIEST Die Autorin Holly-Jane Rahlens stand früher als Komikerin auf der Bühne

17.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:57 Uhr

Schauspielerin und Schreiberin in einem: Die Autorin Holly-Jane Rahlens hat Bühnenerfahrung. Die nutzt sie auch für die Lesungen ihrer Bücher, bei denen sie ihre Zuhörer nicht zuletzt mit einem ordentlichen Schuss Ironie mitreißt. - Foto: Heike Barndt

Schrobenhausen (SZ) Eine Welt, in der die Liebe einfach abgeschafft worden ist? Die beschreibt Holly-Jane Rahlens in ihrem Roman "Everlasting", der im Jahr 2264 spielt. Beim Festival "Sob liest" stellt die Deutsch-Amerikanerin das Buch vor - und verspricht, dass es für das Publikum viel zu lachen gibt.

Wenn Erwachsene von ihrem Buch hören, denken sie oft: "Och nö, ein Buch über Zeitreisen". Das ist eine der Erfahrungen, die Holly-Jane Rahlens mit ihrem Buch "Everlasting - Der Mann, der aus der Zeit fiel" seit seinem Erscheinen vor vier Jahren gemacht hat. Darin reist ein Mann, der 200 Jahre in der Zukunft lebt, zurück in die heutige Gegenwart. Eine klassische Fantasy- oder Science-Fiction-Geschichte sei ihr Buch aber nicht betont die Autorin gegenüber der SZ: "Die Zeitreisen sind augenzwinkernd gemacht!" Ein Beispiel: Das Zeitportal, das ihr Held durchschreitet, befindet sich in einer Citytoilette.

Mit Einfällen wie diesen will Holly-Jane Rahlens am Mittwochabend, 19. April, ihr Publikum zum Schmunzeln bringen. Ab 20 Uhr liest sie im Pfarrsaal Schrobenhausen aus ihrem 2012 erschienenen Roman. Die Veranstaltung sei mehr als eine Lesung: "It ist more than a reading", verspricht die Autorin. Rahlens steht nämlich nicht erst auf der Bühne seit sie Bücher schreibt. Schon vorher veranstaltete sie in Berlin "One-Woman-Shows", bei denen sie als Komikerin auftrat. "Für viele Autoren sind Lesungen eine Quälerei", sagt Rahlens. "Ich gehe dabei richtig auf. Es ist mir wichtig, dass ich meine Bücher schön präsentiere und die Zuschauer das richtig genießen."

Wenn Holly-Jane Rahlens von ihrem Leben erzählt, ist die Lebhaftigkeit, die sie auch auf der Bühne versprüht, nicht zu überhören. Aufgewachsen ist sie in New York. Nachdem sie dort Literatur- und Theaterwissenschaften studiert hatte, ging sie nach Berlin, um als Radiomoderatorin, Filmemacherin und Schauspielerin zu arbeiten. 2003 gewann sie schließlich mit ihrem ersten Jugendbuch "Prinz William, Maximilian Minsky und ich" den Jugendliteraturpreis und hat seitdem fleißig weitergeschrieben. Neun Romane sind seitdem entstanden. Diese Woche wird sie im Rahmen des Lesefests "Sob liest" in mehreren Schrobenhausener Schulen daraus vorlesen, auch aus ihrem Jugendbuch "Blätterrauschen".

Ihren Zukunftsroman "Everlasting" hat Rahlens hingegen für Erwachsene und ältere Jugendliche kreiert. "Ich wollte keine Dystopie schreiben", sagt sie. "Ich wollte eine Zukunft, die man sich vorstellen kann." Um die realistisch darzustellen, hat sie recherchiert, was Wissenschaftler schon heute über die Zukunft vorhersagen. Und um ihren Protagonisten zusätzlich herauszufordern, hat sie sich ein Morgen erdacht, in dem die Liebe abgeschafft ist - so wie früher, als Partnerschaften vor allem Zweckgemeinschaften waren.

Davon möchte die Autorin am Mittwochabend aber nicht nur erzählen, sondern auch die Fragen des Publikums beantworten und mit den Zuhörern diskutieren. In Schrobenhausen war Rahlens bisher zwar noch nie, Bayern kennt sie aber von vergangenen Lesereisen. "Das ist das schönste Bundesland, vor allem im April und Mai", schwärmt sie. Ihren Mann bringt die Autorin deswegen gleich mit nach Schrobenhausen, wo er am Mittwochabend im Publikum sitzen wird.

Dass Rahlens Deutsch nicht als Muttersprache gelernt hat, merkt heute nur noch, wer ganz genau hinhört. Ihre Grammatik ist perfekt und auch ihre Geschichten spielen meist in Deutschland. Bücher schreibt die Schriftstellerin trotzdem grundsätzlich auf Englisch. Übersetzer übertragen den Text dann vor der Veröffentlichung ins Deutsche.

Ob Rahlens sich mehr als Amerikanerin oder als Deutsche fühlt, kann sie selbst gar nicht sagen: "Ich bin beides, ich kann das nicht mehr auseinanderhalten." Deutsch fühle sie sich nicht, eher noch europäisch. Dann besinnt sie sich aber noch einmal: "Besonders in diesem Jahr bin ich sehr amerikanisch!" Mit Fragen zu den anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA rechnet sie ganz sicher.

Zu erleben ist Holly-Jane Rahlens am Mittwoch, 20. April, um 20 Uhr im Pfarrsaal Schrobenhausen. Der Eintritt kostet fünf Euro.