Schrobenhausen
Hitlers Hetzschrift im Handel

08.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:20 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Gestern ist Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“ wieder freigegeben worden. Eine heikle Angelegenheit – auch für die Stadtbibliothek und die Buchhandlungen in Schrobenhausen.

Soll man die mit Kommentaren versehene Propagandaschrift anbieten oder vielleicht einfach ignorieren? Die Buchhandlung an der Stadtmauer wird „Mein Kampf“ nicht selbst auf Lager haben, aber auf Nachfrage könne es bestellt werden. „Wir mussten nicht lange darüber diskutieren, ob wir das Buch in unserem Laden auslegen werden“, da waren sich die Buchhändlerinnen Theresa Feuersinger und Kerstin Schneider einig. Auch werden sie das Buch nicht selbst lesen. „Aber wir wünschen uns, dass mit dem Thema umsichtig umgegangen wird und sich die Leser wirklich gut damit beschäftigen und auch die Kommentare dazu lesen“, sagt Schneider.

Auch Kulturreferentin Claudia Freitag-Mair (Foto), in deren Verantwortung die Stadtbibliothek liegt, steht der Veröffentlichung des Buches kritisch gegenüber. „Gerade bei der jetzigen politischen Lage finde ich es einfach zu gewagt, das Buch offen zu verkaufen“, sagt sie.

Anders sehen das zwei Deutsch- und Geschichtelehrer der Maria-Ward-Realschule: „Es ist ein Teil unserer Vergangenheitsbewältigung“, findet Brigitte Mähner. Ihr Kollege Markus Spring sieht das genauso: „Ich denke, dass es den Reiz des Verbotenen nimmt, wenn man das Buch veröffentlicht. Das ist schon gut.“ Trotzdem werde „Mein Kampf“ auch jetzt nicht ausführlicher im Unterricht behandelt werden. „In unserem Schulbuch sind ohnehin schon wichtige Ausschnitte der originalen Version vorhanden“, erklärt Brigitte Mähner. Und das müsse reichen.