Schrobenhausen
Schrobenhausen ist noch viel älter

Der Bereich um die heutige Stadtpfarrkirche St. Jakob war bereits um Christi Geburt besiedelt

11.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:52 Uhr
  −Foto: Wöhrle, Rödig

Schrobenhausen (SZ) Auf welche Zeit lässt sich die erste Ansiedlung in Schrobenhausen datieren? Archäologische Grabungen 2015 im Bereich Metzgergasse deuteten auf die Zeit um 500 nach Christus (wir berichteten). Ein noch älteres Objekt ist über die Jahre in Vergessenheit geraten: Der Stamm einer Eiche, der als Fundament genutzt wurde, stammt aus der Zeit um Christi Geburt.

Im Jahr 1993 wurde im südlichen Bereich der Schrobenhausener Stadtpfarrkirche St. Jakob eine große Baugrube für den Neubau einer Tiefgarage in der Alten Schulgasse ausgehoben. Diese Grube wurde damals von Mitarbeitern des Landesamts für Denkmalpflege archäologisch untersucht. Die Archäologen entdeckten dabei mehrere bearbeitete Baumstämme, darunter einen sehr gut erhaltenen, zirka sechs Meter langen Eichenstamm. Der Durchmesser dieses Stammes betrug rund 70 Zentimeter. Am unteren Ende wies er im Wurzelbereich deutliche Spuren von Axthieben auf. Ein zweiter, ähnlich mächtiger Eichenstamm wurde im Bereich nördlich der Stadtpfarrkirche ausgegraben.

Das Alter des ausgegrabenen Bauholzes war zunächst völlig unklar. Der damalige Kreisheimatpfleger Bernhard Rödig wollte es genauer wissen und veranlasste auf eigene Kosten die Untersuchung einer Holzprobe zur Altersbestimmung im Ringlabor. Diese sogenannte dendrochronologische Datierung ergab ein überraschendes Ergebnis: Anhand der Jahresringe konnte bei dem Stamm ein Wachstumszeitraum von 75 v.Chr. bis 102 n.Chr. nachgewiesen werden. Da dem mächtigen Stamm die Waldkante fehlte, ist als frühestes Fälldatum das Jahr 112 n.Chr. anzunehmen. Mit diesem Nachweis steht fest, dass sich bereits zu dieser Zeit Menschen in Schrobenhausen angesiedelt hatten.

Der Baumstamm ist nicht der einzige Hinweis auf diese frühe Besiedlung. Der Archäologe Claus-Michael Hüssen wertete im Jahr 2002 die Funde aus der Grabung an der Alten Schulgasse aus und datierte dabei auch römische Reibschalenfragmente, die aus derselben Baugrube stammten, in das zweite Jahrhundert nach Christus.