Schrobenhausen
Ohne Bus und Führerschein: Mobilität auf dem Land

Von Jugendlichen für Jugendliche: SZ-Praktikanten schreiben über Themen, die sie bewegen

07.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Auch wenn vieles im Leben heute online passiert: Mobilität ist eines der ganz großen Themen unserer Zeit - natürlich auch für Jugendliche. Ob es nun zur Schule, zu Freunden oder zur Ausbildungsstätte gehen soll - in den meisten Fällen wird ein Fahrzeug benötigt. Und ein Führerschein. Oder jemand, der fährt.

Mobilität bedeutet, von Punkt A zu Punkt B zu gelangen, am besten ohne viele Abgase. Doch das ist gar nicht so leicht. Am besten wäre es, wenn in alle Dörfer und Städte im Stundentakt Buslinien gehen würden. Doch auf dem Land ist das nicht der Fall: Meistens fährt in der Früh ein Schulbus, der am Nachmittag die Schüler wieder nach Hause bringt. Wenn dann Termine oder Erledigungen in der Stadt anstehen, muss mit dem Auto gefahren werden, anders geht es nicht. Für Jugendliche ist das oft ein größeres Problem. Wenn sie noch nicht 15 sind, haben sie nur das Fahrrad zur Verfügung, später dann vielleicht ein Mofa, einen Roller, ein Moped oder ein 45-km/h-Auto. Aber bei Weitem nicht jeder Jugendliche, der dürfte, hat auch ein motorisiertes Fahrzeug, da das ja auch mit Kosten verbunden ist.

Dennoch: Zur Schule zu gelangen, ist dank Schulbus weniger das Problem für Kinder und Jugendliche auf dem Land. Doch wie kommt man am besten zur Arbeit? Für die meisten Jugendlichen ist die Ausbildungsstelle ja nicht mal eben um die Ecke im eigenen Dorf, sondern in den Städten, manchmal auch den Großstädten. Dazu kommt, dass die Arbeitszeiten in der Regel nicht mit den Fahrten des Schulbusses übereinstimmen. Stefanie Heigemeir (16) aus Autenzell berichtet: "Damit ich jeden Tag zu meiner Ausbildungsstelle nach Schrobenhausen komme, fahre ich die meiste Zeit mit der Linie Schrobenhausen-Petershausen ab Aresing. Da ich keinen Mofa- oder Rollerführerschein besitze, muss ich von meinen Eltern nach Aresing gefahren werden, wobei ich im Sommer vorhabe, zu radeln. Doch manchmal kann ich auch den Bus nicht benutzen, da dieser nicht bis zur Haltestelle im Hagenauer Forst fährt."

Viele Heranwachsende sind gezwungen, sich um eine Fahrgemeinschaft zu kümmern, einen Führerschein zu machen oder Kompromisse mit den Buslinien einzugehen. Doch in den meisten Fällen kommt dann das Mamataxi zum Einsatz. Teenies, deren Eltern beide berufstätig sind und nicht als Chauffeur zur Verfügung stehen, müssen sich also schon bei der Wahl des Ausbildungsplatzes Gedanken machen, wie sie dort hinkommen.

Doch was kann verbessert werden? Ganz klar, eine Erweiterung des öffentlichen Nahverkehrs kostet Geld, da neue Busse organisiert und betrieben werden müssten. Und für die Busunternehmen müsse eine Linie auch rentabel sein, da sie durch die Fahrpreise Geld verdienen wollen, erklärt Josef Schwaiger, Busunternehmer aus Schrobenhausen. Dazu komme, dass auf dem Land weit weniger Menschen leben als in der Stadt. Deshalb sei es sehr schwierig, auf dem Land einen Bus einzusetzen, weil viel zu wenig Menschen mitfahren und die Kosten nicht gedeckt werden könnten.

Etwas komfortabler ist die Situation für die Jugendlichen in der Stadt Schrobenhausen. Sie haben vor allem den Vorteil, dass ein Bahnhof sowie Busverbindungen in viele Richtungen vorhanden sind. Außerdem erhöht der Stadtbus die Flexibilität der Jugendlichen. Franziska Fleischmann (16) berichtet: "Die Busse sind auf alle Fälle praktisch. Aber ich bin trotzdem ziemlich oft mit meinem Fahrrad unterwegs, so wie die meisten Jugendlichen aus meiner Straße auch. Sollte es dann mal regnen, muss auch meine Mama mich fahren und in die umliegenden Dörfer von Schrobenhausen sowieso. Aber ein Vorteil in Schrobenhausen ist die Busverbindung nach Neuburg, denn man muss ja jeden Tag in die Schule kommen." Jugendliche, die weiter von der Stadtmitte entfernt wohnen, auf der Platte, in Mühlried oder Steingriff etwa, sind schon mehr auf die Buslinien angewiesen. Am günstigsten ist immer noch die Variante mit dem Fahrrad - und dabei ist man auch noch sportlich unterwegs.

Sollen aber längere Strecken bewältigt werden, etwa nach Ingolstadt, Augsburg oder München, dann hilft nur der Zug. Besonders blöd ist es da, wenn man in einem Dorf wohnt, in dem der Zug zwar durchfährt, aber nicht hält. Wie bei Laura Nießl (17) aus Hörzhausen: "Praktischer wäre es natürlich, wenn ich in Hörzhausen einsteigen könnte. So muss mich mein Papa immer nach Schrobenhausen fahren und dann kann ich erst in den Zug nach Augsburg einsteigen."

Mobilität von Jugendlichen auf dem Land - ganz ohne Bus und Führerschein ist das keine einfache Angelegenheit.