Schrobenhausen
Zurück ins Mittelalter

Stand des Fändl Hochprand 1520 bietet ein paar ruhige Minuten und viel Geschichte

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Abtauchen ins Mittelalter: Der Vorsitzende des Fändl Hochprand 1520, Dietmar Kunkel, erzählt bei der Soba den Zuhörern gerne von der Geschichte und wie die Rüstungen des Vereins nachgebaut wurden. - Foto: Budke

Schrobenhausen (SZ) Zwischen all den Unternehmen und öffentlichen Organisationen, die völlig auf das "Hier und Jetzt" und den zukünftigen Gewinn ausgerichtet sind, können die Besucher der Soba eine Reise zurück in die Zeit der Landsknechte antreten.

Im heimeligen Zelt des Fändl Hochprand 1520 erzählen zwischen Rüstungen, mittelalterlichen Waffen, Kleidungsstücken und Fahnen Dietmar Kunkel, Vorsitzender und Waffenmeister, sowie Bernhard Grille, Pfennigmeister und Feldschreiber, gern aus längst vergangenen Tagen. Immer wieder finden sich kleine und große Zuhörer ein und lauschen den Erklärungen über die Rüstungen und Kleidungsstücke, die nach historischem Bildmaterial und Berichten angefertigt wurden. Ein ganzes Bücherregal mit Schriften habe man im Pflastererturm, der Heimstatt des Vereins in der Schrobenhausener Innenstadt, in denen reichlich Anregungen zu finden seien, sagt Kunkel und ergänzt: "Dort sind wir jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr für die Öffentlichkeit anzutreffen. Gern begrüßen wir Gäste und historisch Interessierte." Der derzeit 31 Mitglieder zählende Verein hat sich ganz der Landsknechtzeit verschrieben. Insgesamt 17 historische Fändlein gebe es derzeit in Bayern - das 1999 in Schrobenhausen gegründete Fändl Hochprand 1520 ist eines davon.

Aber was ist denn eigentlich ein Fändl und was bedeutet der auf den ersten Blick etwas sonderbar anmutende Vereinsname? Vorsitzender Kunkel rückt kurz seinen Hut mit den prachtvollen Federn zurecht und erklärt gern: "Ein Fändl ist eine Kompanie." Im 15. und 16. Jahrhundert sei ein solches Fändl bis zu 300 Mann stark gewesen - je nachdem, wie viel der Feldherr habe zahlen - und damit rekrutieren - können. Die Pflege von Geschichte und Tradition findet im Verein in Erinnerung an den kaiserlichen Hauptmann Hochprand von Sandizell/Edelshausen statt - einer von drei Söhnen, geboren 1520, der das Militär als Laufbahn gewählt habe. Genau dies wurde ihm letztlich auch zum Verhängnis, denn bei der zweiten Afrika-Expedition 1541 sei Hochprand bei der Anlandung ums Leben gekommen. Um die Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und der Öffentlichkeit nahezubringen, ist der Verein natürlich immer wieder auf historischen Festen anzutreffen, wie auf dem Schrannenfest und etwa in diesem Jahr bei der Belagerung von Coburg oder in Schierling beim Genns-Henker-Fest.

Wer wissen möchte, was dieser seltsame Name schon wieder zu bedeuten hat, fragt am besten Kunkel und Grille auf dem Soba-Stand und bekommt eine schauerlich-lustige Erklärung. Genauso, wie man sich im Zelt erzählen lassen kann, dass im 17. Jahrhundert Meuterei und Fahnenflucht mit Erschießen, Plünderei mit 30 Peitschenhieben und geringere Vergehen mit dem Ritt auf Holzpferd bestraft wurden. Wobei ein Ritt auf dem Holzpferd zunächst ganz harmlos klingt, bis Kunkel erklärt, dass der Rücken des Pferdes nicht rund, sondern spitz war und dem Delinquenten teils die Füße mit Gewichten beschwert wurden. "Einige Stunden so auf dem Pferd - da hat man mindestens vier Tage lang die Nachwirkungen deutlich gespürt!", verdeutlicht Kunkel, dass das doch eine ernstzunehmende Bestrafung war. Zum Glück, wird sich mancher da denken, leben wir nicht mehr im Mittelalter und hört trotzdem noch gern der ein oder anderen Geschichte zu.