Schrobenhausen
Bitte eintreten, wenn das Schild leuchtet

Zu Besuch am Empfang des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr
Gabi Bienek kann viele Geschichten erzählen - bei der Anmeldung des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen erlebt man so manches. −Foto: Heidrun Budke

Schrobenhausen (SZ) Gabi Bienek sitzt hinter der Glasscheibe an der Pforte.

Notarzt Sharam Tabrizi winkt ihr im Vorbeilaufen freundlich zu. Die Tür geht auf, Herzspezialist Stefan Hüttl kommt herein und wendet sich seinem Briefkasten zu. Ohne Schlüssel angelt er seine Post durch den schmalen Schlitz des Postfaches. Da ist er heute nicht der erste Arzt, der das so macht. Einen Schlüssel gäbe es schon auch, aber "solange ich keine Arthrose habe, geht das auch so.", lacht Hüttl. Minuten später steht Nathalie Gauer im Büro, holt ebenfalls ihre Post und kündigt nebenbei schon mal an: "Zu Ihnen komme ich dieses Jahr auch noch; wir müssen auditieren." Bienek reagiert gelassen mit einem Augenzwinkern: "Ist schon gut."

Pforte, Anmeldung, Patientenaufnahme, Telefonzentrale, Post und noch manches mehr ist das Aufgabengebiet von Gabi Bienek und ihren Kolleginnen im Kreiskrankenhaus Schrobenhausen. "Wenn man schon krank ist, ist man ja zweimal empfindlich.", meint sie, "Da muss man schon freundlich sein." Offensichtlich ist sie von Natur aus ein fröhlicher, aufgeschlossener Mensch. Ihr Lachen steckt an und sie lacht viel. Montags und dienstags ist Stoßzeit in der Anmeldung, etwa fünfzig Personen werden durchgeschleust. Dazu klingelt das Telefon "hunderte Mal" und Bienek erzählt, dass sie zu Hause das Klingeln manchmal gar nicht mehr höre oder sie melde sich mit "Kreiskrankenhaus Schrobenhausen". Außerdem gibt es noch reichlich Laufkundschaft: "Wenn da ein Doktor steht und was will oder eine Schwester sagt ‚Du, nimm den mal schnell auf‘ oder es kommt einer und will die Zimmernummer - da darf man sich einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen. Man muss schon stressresistent sein!", schildert sie ihren Arbeitsalltag.

Die Sprechanlage an der Pforte etwa müsse man gewohnt sein, weil das, was die Menschen in das Mikrofon sprechen, oft undeutlich auf der anderen Seite ankomme. Wenn man das längere Zeit mache, dann verstehe man das Gesagte schon, sagt Gabi Bienek. "Das ist dann so, wie wenn die Mama ihr eigenes Kind versteht." Insgesamt sei es hilfreich, dass sie Arzthelferin gelernt habe und zwar aus zwei Gründen: Auf den Einweisungsscheinen sind medizinische Fachbegriffe notiert. Wenn man die übersetzen kann, können die Patienten direkt in die richtige Abteilung gelotst werden, ohne nachfragen zu müssen. Zum anderen kommen oft verletzte Personen in die Anmeldung und "die zeigen schon oft gern her, was sie haben", meint Bienek. Manche Kolleginnen würden bei blutenden Wunden rufen "Bitte nicht!", aber ihr mache das nichts. Als junges Mädchen wäre sie am liebsten OP-Schwester geworden, war aber nach Abschluss der Realschule mit fünfzehn Jahren noch zu jung.

Die Anmeldung ist wohl die Aufgabe, bei der Gabi Bienek am längsten mit einem Patienten zu tun hat. "Was da alles unterschrieben werden muss!", meint sie und nennt als Beispiel die Zustimmung zum Patientenarmband. Die ganzen Unterlagen werden mit der Unterschrift eingescannt und danach weggeworfen. Weggeworfen? Ja, richtig, denn alles wird inzwischen elektronisch archiviert - 30 Jahren müssen solche Daten aufbewahrt werden. Es komme durchaus vor, dass etwa Familienangehörige nach alten Patientenakten fragen, weil sie die gleiche Erkrankung haben wie die Oma und das nun genau abgleichen wollen. Manchmal wundere man sich auch, dass es verdächtig ruhig in der Anmeldung sei. Dann schaue man raus und der ganze Flur sei voll, lacht Bienek kopfschüttelnd. Der Grund: Sie hat vergessen, das "Bitte eintreten"-Schild einzuschalten. Oder, was häufiger vorkomme, die Leute lesen gar nicht richtig, sehen nur ein leuchtendes Schild und meinen, sie müssen warten. Und wenn dann mal der erste vor der Tür stehe, warte der zweite und der dritte auch.

Wenn sie nach Hause komme, gibt Gabi Bienek zu, mag sie erst mal nicht mehr reden. Dann geht sie in den Stall zu ihren Hobby-Tieren und versorgt die Schafe, Hühner, Enten und Gänse. Aber durch einen Auskunftsautomaten an der Pforte will sie sich auf gar keinen Fall ersetzen lassen. Das gehe auch gar nicht, lacht sie: "Die Leute wissen teilweise gar nicht, wie ihre Angehörigen heißen. ‚Ja, Huber Beppi" sagen die ins Mikrofon. Wenn die das in den Automaten eintippen, sagt der ‚Haben wir nicht‘, weil die Frau vielleicht Josefa heißt. Oder es werden Spitznamen genannt und es heißt dann ‚Ja, bei uns heißt die immer so!‘ Dann suchst du und suchst du, bis die Leute wieder zu Hause anrufen und es heißt ‚Oh, die liegt doch in Pfaffenhofen.‘ Es gibt nichts, was es nicht gibt und langweilig wird es nie!" Gabi Bienek lacht wieder kopfschüttelnd und man sieht, genauso wünscht sie sich ihren Job im Kreiskrankenhaus.