Schrobenhausen
Große Kunst mit MiniSteck

08.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:26 Uhr

Die bisher größte Ausstellung der noch jungen Karriere Christoph Scholters drehte sich um ironischen Umgang mit Hobbymaterialien.

Schrobenhausen (oh) Geschafft: Der Schrobenhausener Kunststudent Christoph Scholter ist von seinem Wien-Gastspiel zurückgekehrt. Im Rahmen des Ausstellungsprojekts "Happy People" der Universität für angewandte Kunst Wien und der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg geht heute eine Schau in der Expositur zu Ende, auf die Scholter mit zahlreichen Helfern über Wochen hingearbeitet hat.

Puzzeln, "Malen nach Zahlen", Sticken oder Perlenbilder – das waren die typische Hobby- oder "do it yourself" Methoden, die im Rahmen der Ausstellung auf ironische und zugleich tragische Weise ad absurdum geführt wurden. Die vielfältigen Reproduktionsmöglichkeiten und die Verbreitung massenmedialer Bildmotive sowie Gedanken zum künstlerischen Arbeitsbegriff an sich gaben dem Studenten Christoph Scholter zunächst den Anlass, den Produktionsprozess zur Entstehung der Arbeiten in Gang zu setzen.

Im Internet oder in Printmedien gefundene Motive zeitaktueller Ereignisse waren ebenso Vorlage, wie die Werke der Hochkunst oder Assoziationen zu diesen. Mittels spezieller Computersoftware und Bildbearbeitungsprogramme wurden diese Motive in Baupläne für Kunststoffmosaike umgewandelt.

Als Ausgangsmaterial, diente das Medium Ministeck, kleine drei mal drei Millimeter große Kunststoffteilchen, die für gewöhnlich in Spiel- und Bastelläden aufzufinden sind, jedoch noch kaum in derartigen Formaten und Umsetzungen zu sehen waren. Nicht nur der leicht lesbare Nah- und Ferncharakter der entstanden Bilder spielt dabei eine Rolle. Neben Materialität der winzigen vielfarbigen Bausteine, eröffnet vor allem der Produktionsprozess selbst neue Erfahrungshorizonte. Denn nicht das Nachbauen nach Plan als künstlerischer Prozess stand dabei im Vordergrund. Viel mehr sah sich Scholter hier im Zeichen einer langen künstlerischen Tradition vielleicht als Auftraggeber, der kreativer Ideenfinder, Sponsorensucher, Logistiker und Dokumentarforscher sein kann.

Für die praktische Umsetzung der Arbeiten waren nämlich viele, eigens engagierte bezahlte Helfer verantwortlich. Deren Empfindungen, sowie der Produktionsprozess kamen im Rahmen der Ausstellung ebenso zum Ausdruck.