Schrobenhausen
Vernunftehe mit Zukunftspotenzial

Stadtwerke halten die Mehrheit an örtlichen Gasleitungen und kooperieren mit Energienetze Bayern

21.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:02 Uhr
"Einen epochalen Schritt" nennt der Schrobenhausener Bürgermeister Karlheinz Stephan (vorne Mitte) die Unterschrift unter den Kooperationsvertrag für das städtische Erdgasnetz. Die Verträge mit unterzeichnet haben Michael Schneider (vorne l.), Thomas Schneider (vorne r.) sowie Stefan Schaffitel und Sebastian Brandmayr (hinten v.l.). −Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) Der Stadt Schrobenhausen gehört wieder ein großer Teil ihres Erdgasnetzes. Der entsprechende Vertrag zwischen den Stadtwerken und der Erdgas-Südbayern-Tochter Energienetze Bayern (ENB) wurde jetzt in Schrobenhausen unterzeichnet.

In den kommenden 20 Jahren hält die Stadt über ihr Kommunalunternehmen die Mehrheit am örtlichen Erdgasnetz. Die Konzession für das etwa 87 Kilometer lange Erdgasnetz läuft in diesem Jahr aus. Der Stadtrat hatte sich für ein Kooperationsmodell entschieden. Die restlichen 49 Prozent an der für diesen Zweck neugegründeten Gasnetz Schrobenhausen GmbH gehören der Energienetze Bayern.

Damit sind die Stadtwerke Schrobenhausen um ein Netz reicher geworden. Neben Wasserversorgung, Abwasserentsorgung bauen die Stadtwerke derzeit an ihrem dritten - der Fernwärmeversorgung in der Altstadt. Das Erdgasnetz ist damit das vierte Netz in der Stadtwerkefamilie. Ob in Zukunft auch noch das Stromnetz als fünftes Standbein hinzukommen soll, steht noch in den Sternen. In Schrobenhausen läuft die Konzession nach Worten von Bürgermeister Karlheinz Stephan im Jahr 2022 aus. Natürlich mache sich die Stadt Gedanken darüber, wie es bei dem Thema weitergehen soll, so Stephan.

Zurück zum Erdgas: Mit der Unterschrift unter den Kooperationsvertrag für das Gasnetz, so Stephan, werde "ein epochaler Schritt" getan. Die Bedeutung dieser Unterschrift, sagt Stephan, könne erst genau ermessen werden, wenn in einigen Jahrzehnten die dann Verantwortlichen zurückblickten. Auf jeden Fall tue die Stadt das, was ihre originäre Aufgabe sei - sie betreibe Daseinsvorsorge für ihre Bürger.

Stephan hält nicht damit hinter dem Berg, dass die Entscheidungen dazu im Stadtrat nicht unumstritten gewesen seien. Natürlich binde das Vorhaben zunächst finanzielle Mittel: "So etwas bekommt man nicht umsonst." Stephan ist sich ganz sicher, dass die Stadt den richtigen Weg geht.

Für Stadtwerkechef Thomas Schneider ist die Kooperation in Sachen Erdgas ebenfalls "ein wichtiger Schritt im Zuge der Rekommunalisierung von Netzen". Für die Stadtwerke bedeute der Schritt aber durchaus mehr, wie Schneider erklärt. Durch die Kooperation mit ENB erhalten die Stadtwerke sowie die Stadt Schrobenhausen eine stärkere Einbindung in Investitionsentscheidungen. Die Stadtwerke sehen sich damit, so Schneider, auch als Mitgestalter beim weiteren Ausbau der Erdgasversorgung in Schrobenhausen.

Mit diesem Schritt werden die Stadtwerke aber nicht selber in den Verkauf von Erdgas einsteigen, so Schneider. Stadtwerke und ENB seien zwar beide Eigentümer des örtlichen Gasnetzes, die ENB bleibe aber Pächter des städtischen Gasnetzes, das rund 1591 Netzanschlüsse zählt. Der Pächter sei damit weiterhin verantwortlicher Netzbetreiber.

"Unsere Partner wären gerne unverheiratet geblieben", sagt Thomas Schneider mit einem Lächeln. Doch Stephan kann auch der "Vernunftehe" mit ENB etwas abgewinnen: "Das muss nicht das schlechteste sein." Die ENB sieht in der Vernunftehe auch Chancen für die Energiewende, wie ENB-Geschäftsführer Michael Schneider sagt. Natürlich solle auch der Ausbau des Gasnetzes weiter vorangetrieben werden. Und Stefan Brandmayr, einer der beiden Geschäftsführer der Gasnetz Schrobenhausen, setzt auf Synergieeffekte, wenn Leitungen verlegt werden müssen. Durch die örtliche Verzahnung wisse jeder einfach besser Bescheid und die Arbeiten könnten kostengünstiger koordiniert und erledigt werden. Für alle, die schon jetzt Erdgas beziehen, so Michael Schneider, ändere sich nichts. Der ENB-Geschäftsführer verspricht, dass die niedrigen Entgelte, die die Kunden für den Erdgasbezug derzeit bezahlen, erhalten bleiben sollen.