Schrobenhausen
Die Altstadt ist nicht genug

Stadtwerke beginnen im Herbst mit dem Bau ihres ersten Fernwärmenetzes und blicken darüber hinaus

31.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Weg von Erdgas und Heizöl - hin zur Fernwärme: Das ist das erklärte Ziel der Schrobenhausener Stadtwerke. Im kommenden Herbst beginnen sie mit dem Bau ihres ersten Fernwärmenetzes in der Innenstadt. Doch die Stadtwerke wollen mehr als nur die Altstadtbewohner zu versorgen.

Die ersten Pläne hat Wolfgang Braun bereits fertig in der Tasche. Der Geschäftsführer der Stadtwerke-Tochter Sol-Energie weiß auch schon ganz genau, wann der Bau des ersten Fernwärmenetzes der Stadtwerke beginnen soll: im Herbst. Sobald der erste Bauabschnitt für den Altstadtumbau startet, werden auch die ersten Hausanschlüsse für die Fernwärme an der Ostseite der südlichen Lenbachstraße verlegt. Im Frühling des kommenden Jahres werden die Hauptversorgungsleitungen an der Westseite im Erdreich versenkt. Bis 2019 - wenn auch der Altstadtumbau erledigt sein soll - könnte das Fernwärmenetz fertig sein.

"Wir werden in etwa zwei Jahren so weit sein", sagt Braun (l.) auf die Frage, wann die ersten Häuser wirklich über Fernwärme beheizt werden können. Die Zeichen dafür stehen gut, denn laut Braun habe die Sol-Energie bereits die meisten Hauseigentümer entlang der Lenbachstraße im Boot. Es gebe lediglich ganz wenige, die keinen Hausanschluss bekommen könnten, weil ihnen schlicht der Keller fehle. Natürlich will die Sol-Energie rechts und links von der Lenbachstraße weitere Kunden für die Fernwärme gewinnen. So sollen Zuleitungen auch zum Museum im Pflegschloss gelegt werden, sagt Braun. Abzweigungen in die Altstadtgassen seien jederzeit möglich.

Am Rund um die Altstadt soll aber das Fernwärmenetz noch lange nicht enden, so Braun weiter. "Es wird erst dann fertig sein, wenn wir niemanden mehr haben zum Anschließen", sagt Braun. Soll heißen: Das Fernwärmenetz soll durchaus über die Grenzen der Innenstadt hinaus wachsen. Natürlich hänge das auch davon ab, was technisch und wirtschaftlich machbar sei. Denn derzeit soll die Fernwärme aus der benachbarten Papierfabrik der Firma Leipa kommen (wir berichteten). "Entsprechende Gespräche liefen vielversprechend", sagt Braun.

Die Idee dazu ist nach Worten von Stadtwerke-Vorstand Thomas Schneider (r.) vor genau drei Jahren entstanden. Schließlich werde bei Leinfelder so viel Energie erzeugt für die Produktion, dass danach noch genug abfalle, um Häuser zu beheizen. "Wir wollen diese Abwärme nutzbar machen", sagt Schneider. Für die Stadtwerke ist das nicht gänzlich ein Schritt auf Neuland. Seit diesem Jahr nutze die Zentralkläranlage in der Hanfröste bereits die Abwärme der benachbarten Biogasanlage, erzählt Schneider. Für ihn stellt das Fernwärmenetz in der Innenstadt aber durchaus eine historische Errungenschaft dar: "Wenn nicht jetzt, dann wäre es erst in einigen Jahrzehnten wieder denkbar."

Damit nicht genug. "Uns gelingt ein ganz großer Wurf zur Umsetzung des integrierten Klimaschutzkonzeptes der Stadt", sagt Schneider. Das sehe vor, den CO2-Ausstoß und Energieverbrauch der Stadt deutlich zu senken, Energie effizient einzusetzen und erneuerbare Energien zu stärken. Wie groß der Wurf wird, rechnet Braun in Sachen Fernwärme relativ schnell aus: Durch das neue Netz in der Altstadt würden rund elf Millionen Kilowattstunden konventionelle Endenergie ersetzt. Das entspreche etwa einer Million Liter Heizöl. Oder ganz anders gesagt: Die Innenstadt vermeide in Zukunft mehr als 2000 Tonnen CO2 pro Jahr.