Schrobenhausen
Die Nähmaschine surrt wieder

Das erste Reparaturcafé im Jugendzentrum Zoom verzeichnet einen Erfolg Nächstes Treffen am 3. Mai

07.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:59 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Um eine Initiative reicher ist die Stadt Schrobenhausen: Künftig soll an jedem ersten Dienstag eines Monats das Reparaturcafé im Jugendzentrum Zoom um 15 Uhr öffnen. Ältere Menschen erledigen kleinere Reparaturen ganz ehrenamtlich.

Frisch gebrühten Kaffee und Erdbeerroulade aus Zoom-eigener Produktion tragen einige jugendliche Asylbewerber zum Startschuss des neuen Reparaturcafés in Schrobenhausen heran. Die jungen Männer sollen möglichst im Alltag ihre Deutschkenntnisse vertiefen und darum fordert Franz Stoß vom Jugendzentrum Zoom sie auch auf, ganze Sätze mit den Besuchern zu sprechen. Die Bestellungen klappen auf Anhieb. Der Kaffeenachschub reißt nicht ab - zur Freude des Seniorenbeirates Schrobenhausen.

Unter dessen Mitglieder haben sich zwei Neulinge gemischt. Eine Dame möchte sich zunächst ganz allgemein aus erster Hand über das neue Projekt informieren. Herbert Dreßl dagegen ist mit der konkreten Absicht da, Hand anzulegen an alles, was kaputt ist. Der Schrobenhausener hat den Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers gelernt. Zuletzt - bevor der 61-Jährige sich für den Vorruhestand entschieden hat - war er Betriebsleiter in einer Firma, die Alarmanlagen installiert.

Sein technisches Verständnis wird noch an diesem Nachmittag auf die Probe gestellt. Drei alte Nähmaschinen, die das Zoom für Asylbewerber gesammelt hat, laufen nicht einwandfrei. Gleich wird eine davon auf den Tisch im Zoom gestellt. Dreßl begutachtet die Maschine. Nach einigem Suchen ist das Spezialkabel mit Fußpedal, mit dem die Maschine gesteuert werden kann, gefunden. Die Maschine rattert, die Nadel bewegt sich rasant auf und ab, Dreßl frohlockt schon: "Die Reparatur war schnell beendet, es fehlte nur das passende Kabel."

"Ich denke, das wird sich im Laufe der Zeit einspielen", sagt Heinrich Lechner, Vorsitzender des Seniorenbeirates, mit Blick auf die Besucher im Zoom. Auch Stadtrats-Seniorenreferent Christian Spreitzer (proSob) ist ganz angetan von dem neuen Projekt. Senioren und Jugendliche sollten gemeinsam etwas tun. Dabei könnten beide Seiten voneinander lernen, meint Spreitzer. Aber auch für alle anderen Menschen will das Reparaturcafé da sein. "Oft gibt es liebgewonnene Kleinigkeiten zu Hause, die man selber nicht mehr in Ordnung bringen kann", sagt Spreitzer. So etwas müsste man nicht jedes Mal gleich wegwerfen und neu kaufen.

Die Reparaturen, die im Café erledigt werden, gebe es kostenfrei. Lediglich eventuell benötigte Ersatzteile oder anderes Material müssten die jeweiligen Auftraggeber selber tragen, erklärt Lechner. Alles geschehe auf eigene Gefahr, Regressansprüche seien ausgeschlossen, so Spreitzer weiter zu den Geschäftsbedingungen des Reparaturcafés. Gesucht werden zur Unterstützung des Projektes noch Schreiner, Elektriker oder Schlosser, wie Spreitzer sagt. Auch Menschen, die kleine Textilarbeiten wie Knöpfe annähen erledigen könnten, seien noch begehrt. Melden können sich Interessenten im Jugendzentrum Zoom, Telefon (08252) 70 77 25 0, E-Mail zoom-sob@onlinehome.de. Oder sie schauen einfach beim nächsten Reparaturcafé am Dienstag, 3. Mai, um 15 Uhr im Zoom am Bürgermeister-Stocker-Ring vorbei. Dort soll das Reparaturcafé nach dem Willen des Seniorenbeirates jeden ersten Dienstag im Monat stattfinden.

Inzwischen hat Rieta Schenk vom Seniorenbeirat beim Zoom-Team ein paar Stücke Stoff organisiert. Die schnell reparierte Maschine soll nun im Praxistext unter Beweis stellen, dass sie auch wirklich einwandfrei nähen kann. Doch die Mechanik, die zusammengesetzt und bedient werden muss, um Garn zum Nähen in die Maschine zu bringen, stellt die Geduld der Truppe des Reparaturcafés ein wenig auf die Probe. Es dauert noch eine halbe Stunde, dann ist die Beweisführung abgeschlossen: Einige Stücke Stoff sind dank einer einwandfreien Naht fast untrennbar miteinander verbunden.