Schrobenhausen
Das Museum im Pflegschloss wird zehn

Der erste runde Geburtstag soll im Herbst mit einer Kusa-Ausstellung gefeiert werden

06.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:38 Uhr

Kehrt zum zehnten Geburtstag des Museums im Pflegschloss wieder nach Schrobenhausen zurück: Kurt Sauer alias Kusa - Foto: ce

Schrobenhausen (ce) Mit einer ganz besonderen Ausstellung feiert die Stadt Schrobenhausen im Herbst 2012 den zehnten Jahrestag der Eröffnung des Museums im Pflegschloss: Es wird ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten geben.

Der Maler Kurt Sauer, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Kusa, stellt eindrucksvolle Werke aus der Zeit von 2002 bis 2012 aus und kommt damit genau ein Jahrzehnt nach seiner ersten Ausstellung, die er anlässlich der Einweihung des Museums im Pflegschloss gezeigt hatte, wieder nach Schrobenhausen.

Museumsleiterin Claudia Freitag-Mair sorgt so mit der Einladung des ersten Künstlers, der jemals im Pflegschloss seine Bilder zeigte, für einen weiteren Höhepunkt im Jubiläumsjahr 2012. Und die Kunstliebhaber dürfen gespannt sein, welche Entwicklung der autodidaktische, mittlerweile 74-jährige Maler, der bis vor 14 Jahren in Maximiliansau bei Karlsruhe eine Landarztpraxis geführt hatte, genommen hat.

In zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zeigte Kusa – ebenso wie 2002 in Schrobenhausen – bislang seine Bilder, die in jeder Hinsicht den Betrachter fordern. Denn die Experimentierfreude mit den verschiedensten Maltechniken einerseits und andererseits die Bandbreite der Fantasien, die den nachdenklich-verschmitzt wirkenden Pfälzer zu immer neuen Mal-Materialien greifen lassen, führen zu einer Symbiose von Farbe und Formen, die immer wieder erstaunen lässt.

Dabei finden sich auf seiner Palette nicht nur Öl- und Wasserfarben, sondern auch Pastellkreide, Kohle, Tusche, Lacksprays und Collagen. Sein Werkzeug ist dazu nicht nur der Pinsel, sondern auch Spachteln, Messer oder Bürsten. So entstehen nicht nur abstrakte, sondern zum Teil auch plastisch-reale Gemälde aus einem großen Themenkreis: Menschen, Tiere, Landschaften, Blumen, Stilleben, Akte und Abstraktes zählen zu den mehr als 2000 Bildern in vielen, meist großen Formaten, die Kusa „seine Kinder“ nennt, so dass er sich von seinen Werken nur in Ausnahmefällen trennt.

Damit ist verständlich, dass in den großen Galerien Kusa-Werke nicht zu finden sind. Und das Verständnis für die besondere Kunst des Malers Kusa wird dadurch auch erleichtert. Denn Kurt Sauers Bilder erzählen besondere Geschichten – wenn sich der Betrachtende mitnehmen und seinen eigenen Empfindungen freien Raum lässt. Dies hat der Philosoph und Kunstexperte Matthias Brück anlässlich einer Kusa-Analyse im Rahmen einer Ausstellungseröffnung im Landkreis Südliche Weinstraße wie folgt beschrieben: „In deutschen Landen herrscht bisweilen eine seltsame Übereinkunft: Die Menschen, die Kunstinteressierten, prüfen zuerst die Vita eines Künstlers und beurteilen danach den Wert eines Exponates: Schau, schau! Er hat an der Akademie X studiert, sogar bei Professor Y, war gar Meisterschüler und hat bereits in jungen Jahren in bekannten Galerien ausgestellt. Das muss ein toller Künstler sein! Man lobt die Unverwechselbarkeit, das ach so begrüßenswerte Wiedererkennen – und braucht sich mit den gezeigten Arbeiten eigentlich nicht mehr auseinander zu setzen. Anders steht es mit dem so genannten Autodidakten. Der hat erst einmal die schlechteren Karten. Der soll erst einmal durch sein Schaffen beweisen, dass er an den akademischen Olymp anklopfen kann! Nun, auf diese Art künstlerischer Götter-Himmel kann man getrost verzichten. Am meisten Doktor Kurt Sauer, alias Kusa! Denn was er präsentiert, erweist sich als das genaue Gegenteil von akademischer Enge!“

Und dann folgt eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Künstler Kusa, deren auszugsweise Wiedergabe die Vorfreude auf die Herbst-Ausstellung im Pflegschloss steigern kann: „Man spürt in seinem Schaffen geradezu jene vitale Neugierde und Offenheit, den Amateur im besten, unverfälschten Wortsinn, also den Liebenden, den Künstler, der sich von seinen Motiven, von der Begegnung mit Gegenstand und Idee, gefangen nehmen lässt. “

Und in der Zusammenfassung durch Brück wird das Spannungsfeld, das Kusa aufbaut – ohne dieses als Ziel zu definieren –, nochmals offenbar: „Gelingt es doch diesem Künstler, gewaltige, dichte Räume zu schaffen, voller Flächenspannung und unergründlicher Tiefe. Durchbrüche, Einschübe, schwere Markierungen und tektonisch gestaffelte Verschränkungen bilden bisweilen fast höhlenartige Architekturen, bis man inmitten dieser konzentrierten Gestaltungen auf feinste, beinahe schüchterne Linien trifft, auf unentschlüsselbare Kürzel und eine stets wirkende, fesselnde Farbmächtigkeit voller gekonnter, facettenreicher Nuancierungen.“

Die Ausstellung wird am Freitag, 18. Oktober, im Pflegschloss eröffnet, eine Woche später findet dann eine Begegnung mit dem Künstler statt, anlässlich der Schrobenhausens früherer Kulturreferent Klaus Englert, der über das Werk von Kusa einen Bildband herausgegeben hat, eine Einführung geben wird. Zu sehen sind die Bilder dann bis Mitte November 2012.