Schrobenhausen
Chauffeure gesucht

Der Schrobenhausener Bürgerbus braucht dringend neue ehrenamtliche Fahrer

15.09.2017 | Stand 23.09.2023, 2:47 Uhr

Nächster Halt Mühlried: Jörg Miller (Foto) gehört zum Fahrerteam des Bürgerbusses, das Katharina Blazejewski (kleines Foto) koordiniert. Miller hat viel Spaß an seinem Ehrenamt, gerade der Kontakt zu den Fahrgästen bereitet ihm Freude. - Fotos: Schmeizl

Schrobenhausen (SZ) Er ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken: der Schrobenhausener Bürgerbus. Seit bereits elf Jahren dreht er seine Runden. Weil mehrere ehrenamtliche Fahrer aufhören, werden dringend neue Chauffeure gesucht, die gerne Zeit hinter dem Steuer verbringen.

Langsam wackelt der Kleinbus den Bürgermeister-Stocker-Ring entlang. Hinter dem Steuer sitzt Jörg Miller und schaut konzentriert auf die Fahrbahn. Ab und zu blickt er kurz in den Rückspiegel. Schalten muss der Hohenrieder nicht. Der Kleinbus hat ein Automatikgetriebe. Die Ampel am nördlichen Altstadteingang vor dem Gebäude der Schrobenhausener Zeitung springt auf Rot und der 62-jährige Rentner drückt vorsichtig auf die Bremse. Während der Fahrer geduldig an der Ampel wartet, kommt er ins Erzählen. Über sein Ehrenamt als Bürgerbusfahrer beim Verein Arge Silberne Raute.

Dreimal im Monat sitzt Jörg Miller hinter dem Steuer. Im Durchschnitt. "Meistens übernehme ich die Tour am Nachmittag", berichtet er. Wer dem 62-Jährigen zuhört, merkt sofort, dass Miller Spaß hat. "Ich fahre gerne Auto und es ist schön, mit den Fahrgästen ins Gespräch zu kommen", sagt der Hohenrieder, während er links abbiegt. Viele Fahrgäste hat Miller bereits mitgenommen, seit er vor zweieinhalb Jahren das Ehrenamt angetreten hatte. Noch viele, viele mehr sind es im Lauf der elf Jahre gewesen. Seitdem gibt es den Bürgerbus. 63 286 Fahrgäste sind im Bürgerbus insgesamt schon ein- und ausgestiegen. Alleine im Jahr 2016 haben 6404 Menschen den Kleinbus genutzt.

Das sind die Zahlen die vorliegen, aber was sagen diese nun aus? "Dass sich der Bürgerbus auf jeden Fall bewährt hat und gut ankommt", ist Katharina Blazejewski (kl. Foto) überzeugt. Sie managt seit 2015 den Betrieb des Ehrenamtsprojekts. Vor allem ältere Menschen würden den Bürgerbus schätzen. Sie seien diejenigen, die ihn am häufigsten nutzen. "Viele haben kein Auto, müssen aber natürlich in die Stadt, wenn zum Beispiel ein Arztbesuch ansteht oder sie einkaufen gehen wollen", sagt Katharina Blazejewski.

Zwei Strecken fahren die Ehrenamtler des Schrobenhausener Bürgerbusses jeden Tag. Es sind die Touren, die der Stadtbus nicht bedient: Vom Busbahnhof geht es über den Stadtteil Drei Linden nach Hörzhausen und Sandizell. Danach wieder zurück zum Busbahnhof. Dann wird die nächste Runde vorbei am Krankenhaus, durch Mühlried und zurück zum Busbahnhof gedreht. "Eigentlich startet der Bürgerbus in der Stadtmitte. Das ist aber jetzt wegen der Baustelle nicht möglich", so die Koordinatorin.

Vor wenigen Monaten hielten noch 20 Fahrer den Bürgerbus am Rollen. "Leider haben drei Ehrenamtler aufgehört", klagt Katharina Blazejewski. Deshalb brauche sie dringend neue Chauffeure, die gerne hinter dem Steuer des Kleinbusses sitzen. Hohe Anforderungen gibt es laut Katharina Blazejewski für den Fahrdienst nicht, "natürlich sollte der Fahrer aber geistig und körperlich fit sein. Auch ein gültiger Führerschein der Klasse B ist erforderlich", erklärt die Koordinatorin. Körperliche Fitness ist auch deshalb wichtig, weil der Busfahrer auch ab und zu älteren Fahrgästen beim Ein- und Aussteigen helfen oder einen Rollator in den Bus heben muss. "Das Schöne an diesem Ehrenamt ist, dass der Fahrer zeitlich sehr flexibel ist", betont Katharina Blazejewski. Bedeutet: Er kann jeden Monat von Neuem entscheiden, wann er gerne mit dem Bus unterwegs ist. "Schön wäre es, wenn ein Fahrer mindestens zweimal im Monat eine Schicht übernehmen könnte", sagt Katharina Blazejewski. Eine Schicht dauert drei Stunden.

Nicht nur die Flexibilität macht das Ehrenamt so attraktiv. Auch das Gefühl, etwas für die Allgemeinheit getan zu haben, sei für Miller wichtig. Und das wissen auch die Fahrgäste zu schätzen. "Oft höre ich von älteren Menschen, die im Bus sitzen: ,Danke, dass es euch gibt.' Das tut natürlich gut", sagt der 62-jährige Rentner und lächelt. Eine Bezahlung gibt es für den Dienst ja nicht - und trotzdem hat Katharina Blazejewski für die Fahrer als Dankeschön ein paar Schmankerl zu bieten: "Es gibt einmal im Jahr ein Paellaessen, ein Weißwurstfrühstück und eine Weihnachtsfeier", berichtet die Koordinatorin. Miller nimmt immer gern an den Treffen teil. "Da sieht man dann mal alle Fahrer und Fahrerinnen. Das macht immer großen Spaß", erzählt der Hohenrieder, der gerade am Krankenhaus vorbeirollt.

Nächster Halt: Altenheim. Eine Dame steht an der Haltestelle. Miller drückt auf die Bremse. Der Kleinbus bleibt neben der Frau stehen. Als er die Schiebetür jedoch öffnen möchte, schüttelt die Dame den Kopf und lacht. Ein Signal dafür, dass sie nicht einsteigen möchte. "Lieber einmal zu oft gehalten als einmal zu wenig", sagt Miller und schmunzelt.

Wer sich als Fahrer für den Bürgerbus bewerben möchte, wendet sich an Katharina Blazejewski, Telefon (08252) 880 01 57 oder schickt eine E-Mail an arge.silberne.raute@neusob.de.

Xenia Schmeizl