Schrobenhausen
Das lange Warten auf die Raser

Beim Blitzermarathon begegnen der Schrobenhausener Polizei in Alteneich vor allem ordentliche Fahrer

19.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:17 Uhr

Ordentlich: Wieder hat ein Autofahrer sich beim Heranfahren an den Streifenwagen an die zulässige Höchstgeschwindigkeit gehalten, wie das Display der Laserpistole mit der Aufschrift "+ 46" (46 Kilometer pro Stunde) beweist.

Schrobenhausen (SZ) Der Blitzermarathon erzielte gestern offensichtlich seine gewünschte Wirkung: Es wurde langsam gefahren. Zumindest bei einer der Kontrollstellen der Schrobenhausener Polizei in Alteneich hatte die Streifenwagenbesatzung wenig mit Temposündern zu tun bekommen.

"Irgendwann kommt jemand vorbei, der in Gedanken ist und zu schnell fährt", sagt Günter Lustig. Auf dem Lenkrad des zivilen Streifenwagens hat er die Laserpistole abgelegt. Der Schrobenhausener Polizist visiert ein weißes Auto an. Es piepst. Erst einmal, dann noch mal. "70, 70!", sagt er zu seinem Kollegen Christian Baudrexl ganz aufgeregt. Der verlässt blitzartig seinen Platz auf dem Beifahrersitz, springt auf die Straße und hebt die Kelle. Die Frau ist in Alteneich nach einer Stunde Blitzermarathon die erste, die mit einer Verwarnung rechnen muss.

Offensichtlich scheint es zu wirken, dass die Polizei die Kontrollstellen für den Blitzermarathon im Vorfeld der bayernweiten Aktion bekanntgegeben hat. Es wird langsam gefahren. Das belegen auch die Messergebnisse, die Lustig und sein Kollege Baudrexl gestern Vormittag zu verzeichnen hatten. Entweder rollen Autos, Lastwagen und andere Fahrzeuge über die Alteneicher Ortsdurchfahrt mit knapp unter 50 Kilometern pro Stunde an dem am Straßenrand geparkten unscheinbaren Auto vorbei. Oder sie liegen knapp über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit.

Lustig kann es aber kaum glauben. "Ich stehe öfter hier und wir erwischen immer wieder jemanden", sagt Lustig mit Blick auf die fast gerade Straße. Vor zwei Monaten erst gingen Lustig zwei größere Lastwagen ins Netz, die mit Tempo 70 angerauscht kamen. Erst weit hinter dem Streifenwagen hatten die Trucker ihre schweren Gefährte zum Stehen gebracht. "Die beiden waren echt erstaunt, wie lange sie doch gebraucht haben zum Bremsen", erinnert sich Lustig.

In gewisser Weise sei es aber doch auch das, was der Blitzermarathon einmal im Jahr erreichen wolle, sagt Lustig: Es soll langsam gefahren werden. Doch die Disziplin der Mehrheit der Kraftfahrer erstaunt den erfahrenen Polizeibeamten Günter Lustig dann doch schon.

Ganz unbemerkt bleibt die Kontrollstelle in Alteneich nicht. Eine Frau fährt langsam neben den Polizeiwagen und lässt die Beifahrerscheibe herunter: "Das müsste das ganze Jahr über gemacht werden", ruft die Frau den Beamten zu. Lustig erwidert: "Ich stehe oft hier." Die Frau scheint in Alteneich zu wohnen und zu glauben, dass an normalen Tagen zu viele Fahrer zu schell durchs Dorf düsen: "Das ist hier keine Landstraße, sondern eine Autobahn."

Etliche Kontrollstellen sind im Bereich der Schrobenhausener Polizeiinspektion bis Mitternacht noch anzufahren. Etwa zwei Stunden, so Lustig, brauche er mit seinem Kollegen pro Kontrollstelle, inklusive An- und Abfahrt. Kaum an der Kontrollstelle angekommen, müsse die Laserpistole mit einem Test eingestellt werden. Eine Skizze der Kontrollstelle müsse angefertigt werden, sogar das Wetter und der Straßenbelag müssten per Kreuzchen festgehalten werden. Keine leichte Aufgabe bei dem wechselhaften Aprilwetter. Alles muss nach dem Einsatz auf der Wache im Polizeicomputer erfasst werden, damit die Verkehrspolizeiinspektion in Ingolstadt sämtliche Ergebnisse des Blitzermarathons zentral auswerten könne. Lustig: "Ob wir jemanden erwischen oder nicht - die Schreibarbeit bleibt die gleiche." Und auch der heftige Graupelschauer schützt die Temposünder nicht, wie Lustig weiß: "Der Laser sieht es trotzdem noch."

Christian Baudrexl steht neben dem weißen Ford, der mit Tempo 70 aufgefallen ist. Der Ermittler, der für den Blitzermarathon die grüne Uniform nebst signalgelber Wetterjacke angezogen hat, eröffnet der Fahrerin, dass sie für den Tempoverstoß eine kostenpflichtige Verwarnung erhalte. 35 Euro müsse sie dafür bezahlen. Die Frau diskutiert mit Baudrexl kurz über den Sinn der Kontrollaktion, bezahlt aber am Ende die geforderte Summe und bekommt eine Quittung über den Betrag. Lustig blickt auf das Display der Laserpistole: "+ 70", steht darauf für das gefahrene Tempo und die Entfernung, in der der Wagen erfasst wurde, ist mit 190 Metern verzeichnet. "Sie war 210 Meter vom Ortsschild entfernt", sagt Lustig, "sie wurde mitten in Alten-eich gemessen."