Schrobenhausen
Schlechteste Zahlen seit Tschernobyl

Josef Plöckl und Peter Strobl vom Spargelerzeugerverband ziehen Bilanz zur noch laufenden Saison

18.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:49 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Wer hätte das gedacht, dass die Schrobenhausener Spargelerzeuger jemals über zu viel Spargel klagen würden. Die Saison ist im Allgemeinen für die bayerischen Erzeuger eher schlecht gelaufen. Im Wesentlichen gebe es einen Hauptgrund für die negative Bilanz: das viel zu warme Wetter.

"Das war eine ganz extreme Situation", klagte Peter Strobl, Geschäftsführer des Spargelerzeugerverbands Südbayern.

Die lang anhaltende und vor allem viel zu früh einsetzende Hitze in diesem Jahr habe die edlen Stangen stark sprießen lassen - zu stark. So sei das Angebot über die Nachfrage hinaus gewachsen, sagte Strobl: "Es entstand ein Preisdruck, gerade auf dem Großmarkt. Und ein Kampf der Erzeuger, den Spargel noch bei den Abnehmern unterzubringen." Vorsitzender Josef Plöckl kann dem nur beipflichten. Seit 45 Jahren ist er nun beim Spargelerzeugerverband und bestätigt: "Die Wärmezeit war zu lang. Eine kleine Abkühlung hätten wir gebrauchen können." Eine ähnlich krasse Situation habe er nur im Jahr 1986 erlebt, als der Kernreaktor explodierte und eine Nuklearkatastrophe auslöst hatte. Durch den Austritt der radioaktiven Stoffe, die sich in den Böden absetzten, ging auch der Spargelverkauf im Schrobenhausener Land drastisch zurück. Erst mit zahlreichen Behördengängen, um eine Unbedenklichkeitserklärung zu erwirken, haben sich seinerzeit die Verkaufszahlen allmählich stabilisiert, erinnert sich Plöckl.

Nach Strobls Angaben hat sich der Spargelüberfluss in diesem Jahr auch im Preis niedergeschlagen. Lag der für ein Kilo der besten Klasse aus dem Schrobenhausener Land nach Zahlen des Bayerischen Bauernverbands 2017 durchschnittlich noch bei 10,25 Euro, war die gleiche Menge 2018 ab Hof schon ab 9,50 Euro zu bekommen.

Teilweise sei sogar auf einigen Feldern im Schrobenhausener Land gar nicht mehr gestochen worden, weil es keine Abnehmer gegeben habe, sagte Strobl: "So eine Situation habe ich seit 30 Jahren nicht erlebt." Davon seien vor allem Junganlagen betroffen. Dort wurde die Ernte des edlen Gemüses als Erstes gestoppt, da die Böden so eine längere Regenerationsphase für die kommende Saison hätten, erklärt Plöckl. Der Spargel durfte also länger auf dem Bifang auswachsen.

Da es normalerweise in einer Spargalsaison noch Kältephasen gebe, die aber in diesem Jahr ausgeblieben seien, stellte das die Spargelbauern vor neue Herausforderungen. "Wir möchten ja, dass es warm ist", sagte Strobl, "aber das war zu viel." Für die kommende Saison wünscht er sich deshalb vor allem eines: jahreszeitgemäßes Wetter. Doch was, wenn sich das Wetter nicht beruhigt und die Temperaturen aufgrund der Langzeitprognosen für den klimatischen Wandel jährlich ansteigen werden?

Für Josef Plöckl gibt es da langfristig nur einen Weg: "Die einzige Lösung für das Problem ist es, die Spargelanbauflächen zu verkleinern." Damit meint Plöckl jedoch nicht die Schrobenhausener Anbauflächen, spielt dabei auf Anbaugebiete an, die nicht über die besonderen Bodenbeschaffenheiten wie das Schrobenhausener Land verfügen. Denn es sei den Flugsandböden zu verdanken, dass der Schrobenhausener Spargel über die hohen Qualitätsmerkmalen und den besonderen Geschmack verfüge, so Plöckl. Die aktuelle Saison läuft traditionell noch bis zum 24. Juni.
 

Kristina Blum