Sandizell
Am besten gleich Prototypen entwickeln

SZ TRIFFT Fritz Riedhammer aus Sandizell, der lieber Funkgeräte baut, als damit rund um die Welt zu kommunizieren

07.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:59 Uhr

Mehr Techniker als Funker: Fritz Riedhammer aus Sandizell liebt die Vielseitigkeit der Funkamateure. Er baut lieber selber Funkgeräte und Zubehör in seinem Hobbykeller. - Foto: Spindler

Sandizell (SZ) Funker ist nicht gleich Funker - das weiß der Wahl-Sandizeller Fritz Riedhammer aus eigener Erfahrung, schließlich ist er seit etlichen Jahren selber einer von ihnen. Und - er kennt sie alle: vom Analogfunker bis zum Bastler. Übrigens als einer der Letzteren sieht sich Riedhammer selber.

"CQ von Delta Juliet Zwei Romeo Foxtrott", spricht Fritz Riedhammer in ein kleines schwarzes Handgerät, das einem Handy sehr ähnlich sieht - nur mit einer kleinen Antenne. "Ist da jemand für eine Vorführung, bitte", schiebt der 57-jährige Sandizeller noch nach. Es dauert ein wenig, dann melden sich gleich zwei andere Funkamateure. Recht klar und deutlich kommen die Meldungen von einem Funker aus der Nähe bei Hamburg und von einem weiteren bei Nürnberg in Sandizell an. "Es rauscht nicht", sagt Riedhammer, nachdem die kurzen Gespräche beendet sind. Via DMR (Digital Mobile Radio) hat er die beiden schnell mal eben erreicht. Auf seinem PC hat er die Frequenzen ausgewählt, die Gespräche werden gleich digital in seinem Funklogbuch abgespeichert. Funken und digitales Zeitalter müssen sich also nicht ausschließen.

Doch die Kommunikation mit anderen Menschen überall in der Welt ist für Riedhammer eigentlich nicht das, was für ihn den Reiz am Funken ausmacht. Für ihn ist vielmehr "das Basteln", wie es der Informatiker nennt, der Hauptbestandteil seines Hobbys. "Das Verhältnis ist etwa 1:9", sagt Riedhammer, also: "zehn Prozent funken, 90 Prozent basteln." Die Gespräche mit den anderen Funkamateuren weltweit sind für Riedhammer eigentlich lediglich der Beweis dafür, dass seine selbst gebauten technischen Geräte auch wirklich einwandfrei funktionieren.

Für die Entwicklung und den Bau diverser Funkutensilien hat sich Riedhammer in seinem Haus in Sandizell eine eigene kleine Werkstatt eingerichtet. In einem Kellerraum, der derzeit renoviert wird, stapeln sich elektronische Bauteile. Von Widerständen über Platinen bis hin zu Schaltkreisen ist alles vorhanden, was das Herz eines Elektronikfreaks mit Sicherheit höher schlagen lässt. Riedhammer kramt ein wenig in einer der Kisten und holt ein weißes Plastikgehäuse hervor. Das soll mal der Prototyp eines von ihm selber entwickelten Leistungsmessgerätes werden. Neben dem Bau des Gerätes beschäftigt sich Riedhammer natürlich auch mit der Programmierung der Schaltkreise.

Was Riedhammer am Funken ebenfalls fasziniert, ist die Vielseitigkeit des Hobbys. Da gebe es die Analogfunker, so Riedhammer, die meist über die Kurzwelle im Äther nach möglichst vielen Gesprächspartnern suchen. Den Ehrgeiz dieser Kollegen, möglichst viele sogenannte QSL-Karten (mit diesen Postkarten bestätigen sich Funker weltweit gegenseitig ihre Funkkontakte) einzusammeln, teilt Riedhammer nicht. Obwohl er das auch kann, wie er mit einem Lächeln hinzufügt und auf einen Packen mit etwa 300 QSL-Karten im Regal zeigt: "Die habe ich in einem Monat geschafft." Und dann gebe es auch noch die, die fast ausschließlich via Morsezeichen kommunizierten. Kann Riedhammer auch, macht er aber selten. Die weiteste Strecke, die Riedhammer, der vor 30 Jahren mit seiner Familie von München nach Sandizell zog, per Funk überwunden hat, beträgt genau 9338 Kilometer. Allerdings weiß er nicht mehr so genau, ob es jemand in Japan oder in Brasilien war, den er erreicht hat. Für Riedhammer ist eben das Basteln wichtiger.