Schrobenhausen
Sammlungsstück aus Weltkulturerbe-Gebäude

Kulturreferent entdeckt Rarität in Norddeutschland: Silbernes Spezialgeschirr für Spargel aus dem 19. Jahrhundert

24.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:08 Uhr
  −Foto: klaus englert

Schrobenhausen (ce) Groß war die Freude bei Kulturamtsleiterin Claudia Freitag-Mair, als ihr rechtzeitig zum Auftakt der Spargel- und damit auch Museumshauptsaison Kulturreferent Klaus Englert eine ganz besondere Bereicherung der umfangreichen Sammlung des Europäischen Spargelmuseums für die Stadt Schrobenhausen als Geschenk überreichte: Eine versilberte Spargel-Servierterrine aus dem weltberühmten Bremer Ratskeller, der seit 2004 als Weltkulturerbe ausgewiesen ist.

Das 25 Zentimeter lange Prachtstück mit Deckel und Abtropfvorrichtung zeigt auf der Vorderseite eingraviert die Herkunft des einzigartigen Spezialgeschirrs, das aus der Zeit um 1890 - einer Hochblütezeit der Spargel-Esskultur - stammt und für die noblen Gäste des traditionsreichen Wein- und Restaurantkellers die weißen Stangen stilgerecht auf den Tisch bringen und dazu noch warm halten sollte.

Der Bremer Ratskeller findet seinen Ursprung schon im 14. Jahrhundert: Im Jahr 1342 wird erstmals ein "Stadtweinkeller" in Bremen urkundlich erwähnt. Dies nicht ohne Grund: Handel und Seefahrt hatten schon sehr früh die Hansestadt Bremen entscheidend geprägt: Es waren Bremer Kaufleute, die hier im Schnittpunkt der wichtigsten Handelsstraßen vom Rhein zur Ostsee und von der Weser zur Nordsee die Geschicke dieser Stadt bestimmt haben.

In diesem Zusammenhang steht der Aufstieg Bremens zu einer, wenn auch heimlichen, Weinmetropole in Deutschland. Und so kann man auch die einzigartige Bedeutung des Ratskellers verstehen. Sein Name hat zwar oft gewechselt, vom "Weinkeller" zum "Stadtweinkeller" und "Ratsweinkeller" bis hin zum "Ratskeller"; sein Ruhm aber, eines der ehrwürdigsten und besten deutschen Weinhandelshäuser zu sein, ist in den Jahrhunderten seines Bestehens ständig gewachsen - bis hin zur Aufnahme in die Liste der UNESCO als Weltkulturerbe! Und wo der - ausschließlich traditionsgemäß deutsche - Wein zu Hause ist, da findet sich in gehobenen Restaurants immer auch das "königliche Gemüse", so auch im Bremer Ratskeller, einer herausragenden Adresse für Spezialitäten. So ist es nicht verwunderlich, dass entsprechend der Bedeutung des Hauses und der Delikatesse Spargel auch die Servierweise schon vor mehr als 100 Jahren eine Besondere war - eben in einer kleinen versilberten Spezialwanne, in der exakt ein Pfund, also im Regelfall sieben Stangen der besten Sortierung, Platz fanden. Entdeckt hatte der Gründer und Motor des Spargelmuseums, Klaus Englert, das kostbare Stück auf einer seiner beruflichen Reisen im hohen Norden Deutschlands bei einem Antiquitätenhändler - und sogleich zugeschlagen, wie schon weit über 1000-mal in den vergangenen 35 Jahren.

"Ich kann einfach nicht widerstehen, wenn ich Gegenstände, die etwas mit Spargel zu tun haben, im In- und Ausland entdecke", so der unermüdliche Sammler für den Fundus des mehrfach ausgezeichneten Spargelmuseums, unter anderem als eines der besten Spezialsammlungen in Europa durch den Europarat 1993 oder Bundespräsident Horst Köhler im Jahr 2006 als einer der ersten "Orte im Land der Ideen". Englert stiftete der Stadt das wertvolle Ausstellungstück, das ab sofort im Spargelmuseum am Pflegschloss ausgestellt und ein echter "Hingucker" ist.

Deshalb erwartet Museumschefin Freitag-Mair jetzt, zur Spargelzeit, viele interessierte Besucher - zumal es die letzte Saison sein wird, in der das Museum in der bisherigen Form präsentiert wird. Ab 2020 soll die ständig gewachsene Sammlung über Spargel in den Dimensionen Kultur - Konsum - Kunst - Küche nämlich in das alte Schloss wechseln, damit auch Besucher mit Einschränkungen die gesamten Exponate genießen können. Im Amtsturm-Gebäude wird dann nur der landwirtschaftliche Teil verbleiben - und voraussichtlich ein Museums-Cafe entstehen, das an warmen Tagen auch im Freien mit dem schönen Blick auf das gesamte Areal zum Verweilen einlädt.