Schrobenhausen
Sein Berufsleben dreht sich um das liebe Geld

<DK-XY_trifft>SZ TRIFFT</DK-XY_trifft> den Mühlrieder Harald Reisner, der Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenbank Schrobenhausener Land ist

03.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:25 Uhr
Fritz Endres
Seit mehr als einem Jahr ist Harry Reisner aus Mühlried Aufsichtsvorsitzender der Raiffeisenbank Schrobenhausener Land mit Sitz in Langenmosen. −Foto: Endres

Mühlried (SZ) Was machen eigentlich Aufsichtsräte einer Genossenschaftsbank? Einmal im Jahr werden sie von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Sie laden zur Mitgliederversammlung ein und leiten die Versammlung - die Vorsitzenden der Aufsichtsgremien. Dann verschwinden sie wieder in der Versenkung. Die restlichen Mitglieder des Aufsichtsrates werden lediglich alle drei Jahre wahrgenommen, wenn eine Wieder- oder Neuwahl ansteht. Ob der Eindruck stimmt oder doch mehr hinter dem Ehrenamt steckt, erzählt Harry Reisner aus Mühlried, der Aufsichtsratsvorsitzende der Raiffeisenbank Schrobenhausener Land.

 


Die Aufgaben und Kompetenzen des Aufsichtsrates seien in der Satzung der genossenschaftlichen Bank geregelt. Er sei das Kontrollorgan (Überwachung) des Vorstands, was die Führung der Bank angehe. Zusammen mit dem Vorstand befasse sich das Gremium mit der wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklung und Strategie der Bank, so Harry Reisner, der seit 2010 im Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Schrobenhausener Land sitzt und 2018 zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt wurde. Sein Stellvertreter ist Georg Märkl aus Berg im Gau. Weitere Mitglieder des Aufsichtsrates sind Wolfgang Harrer aus Langenmosen und Josef Fuchs aus Waidhofen, so dass alle vier Geschäftsstellen im Aufsichtsrat vertreten sind - also eine reine Männerdomäne.

Auf die Frage nach der wichtigsten Aufgabe des Gremiums sagt Reisner: "Der Aufsichtsrat überwacht die Geschäftsführung der Vorstände. Wir werden deshalb von den beiden Vorständen auch immer vollumfänglich über alle anstehenden Entwicklungen und Entscheidungen informiert und in diese auch mit einbezogen." Das heiße letztendlich, alle für die Bank wichtigen Entscheidungen müssten vom Aufsichtsrat genehmigt werden. Darüber hinaus werde mit den Vorständen gemeinsam die weitere Ausrichtung der Bank gesprochen. "Zum Beispiel wollen wir weiterhin für unsere Kunden vor Ort da sein. Das möchten wir durch unsere vier Geschäftsstellen mit kompetenten Ansprechpartnern auch weiterhin gewährleisten", sagt Reisner weiter. Diese Ortsverbundenheit sei auch durch die vor kurzem abgeschlossene Renovierung der Hauptstelle in Langenmosen, dem Neubau der Geschäftsstelle in Berg im Gau und auch die bald anstehende Renovierung der Geschäftsstelle in Waidhofen unter Beweis gestellt worden. Diese Entscheidungen wurden von Vorstand und Aufsichtsrat einvernehmlich getroffen.

Bei Personalentscheidungen werde der Aufsichtsrat in der Regel nicht eingebunden. Die Einstellung von Führungskräften und Neubestellung von Vorständen entscheide das Gremium. Der Aufsichtsrat werde von beiden Vorständen in jeder Sitzung über die wirtschaftliche und finanzielle Lage informiert, so Reisner weiter. Es würden verschiedene Stressszenarien vorgestellt, aus denen ersichtlich sei, bei welchen geschäftlichen Konstellationen es für die Bank kritisch werde. Zu diesen Stresstests sei jede Bank von der Bankenaufsicht verpflichtet. Der Aufsichtsrat müsse natürlich auch darüber informiert werden, welche Anlageformen oder Kreditgewährungen eine hohe Eigenkapitalhinterlegung nach BaselIV erforderlich machten. "Die wichtigsten Entscheidungen, die ich mitgetragen habe, waren in den vergangenen neun Jahren die Ernennung unserer beiden neuen Vorstände Sebastian Blaschke und Fabian Kress und auch die Investitionen in unsere Geschäftsstellen. Auch die Entscheidung, das Warengeschäft an die Ein- und Verkaufsgenossenschaft abzugeben, war eine wegweisende Entscheidung, die wir zu treffen hatten", berichtet Reisner, der sich mit Geld auskennt - schließlich arbeitet er beim Finanzamt.

"Der Genossenschaftsverband bietet an seinen Fortbildungszentren in Beilngries und Grainau immer wieder Fortbildungskurse für Aufsichtsräte an, die unsere Arbeit unterstützen sollen", erzählt Reisner. Einmal jährlich nähmen die Aufsichtsräte an einer eintägigen Veranstaltung in Gersthofen teil, bei der sie über die neuesten Informationen und aktuelle Themen im Bankensektor unterrichtet werden.

Sechs- bis siebenmal im Jahr trifft sich das Gremium. Den Zeitaufwand für das Ehrenamt beziffert Reisner zwischen 80 und 100 Stunden im Jahr. "Das Ziel unserer Bank ist es, auch weiterhin so lange wie möglich eigenständig zu bleiben", macht Reisner deutlich. "Die Ergebnisse unserer Bank sind derzeit trotz der Zinskrise noch so gut, so dass eine Fusion derzeit kein Thema ist." Außerdem seien die Aufsichtsräte gemeinsam mit dem Vorstand der Meinung, dass Größe allein keine Garantie für eine erfolgreiche Zukunft sei. Reisner weiter: "Dass wir weiterhin eigenständig bleiben wollen, haben wir auch dadurch dokumentiert, dass wir die ausgeschiedenen Vorstände Josef Thurnhofer und Johann Nun durch zwei junge ambitionierte Mitarbeiter aus dem eigenen Haus nach besetzt haben." Alles in allem sehe er die Bank auch in den kommenden Jahren auf einem guten Weg, was nicht zuletzt auch an den engagierten Mitarbeitern liege, sagt der Chef des Aufsichtsrates. Langweilig wird es dem Finanzbeamten Reisner nicht, er hat für die Freien Wähler (FW) einen Sitz im Schrobenhausener Stadtrat, ist Vorsitzender der FW Schrobenhausen und des Sportbeirates sowie Vizevorsitzender des SC Mühlried.

 

Fritz Endres