Aresing
Grün und Orange ergibt ...?

Kindgerechte Kunst - ein Besuch im Mal-Labor bei der Volkshochschule Schrobenhausen

24.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:08 Uhr
Tino-Ingo Richter
  −Foto: Richter

Aresing (SZ) Seit mittlerweile acht Jahren unterrichtet Silvia Gürtner neben Nachwuchskünstlern verschiedener Altersklassen auch kunstinteressierte Erwachsene in vielen unterschiedlichen Kursen.

Doch was genau versteckt sich denn nun hinter dem Mal-Labor, das von der Volkshochschule Schrobenhausen angeboten wird?

Als Erstes fallen natürlich die vielen Farben und das freundliche, helle Licht auf, wenn man die Räumlichkeiten von Silvia Gürtner in Aresing betritt. Seit 2018 kann sie ihre Kurse in dem neuen Atelier mit Ausstellungsraum anbieten. Je nach Thema und Wetter kann auch im angrenzenden, von außen blickgeschützten Freiluftstudio gemalt werden.

Im Mal-Labor für Kinder von sechs bis zehn Jahren wird heute aber im Haus gemalt. Das Thema ist Claude Monet und der Impressionismus. Moment - Impressionismus für Sechsjährige? Mit viel Begeisterung erklärt Gürtner den Kindern altersgerecht, was das besondere an Monets Art des Malens war und wie sie selbst Bilder nach Art des Künstlers gestalten können.

Monet war einer der ersten Impressionisten. Das bedeutet, dass er als einer der Ersten sein Atelier verließ und in der freien Natur malte. Er versuchte, die Natur nicht so originalgetreu wie möglich abzubilden, sondern die Welt so darzustellen, wie sie auf ihn wirkte. Er kombinierte dabei die Welt, wie er sie sah, mit seinen Gefühlen, und schuf so im 19. Jahrhundert eine neue Richtung der Malerei. Viele dieser Eindrücke bekam er in seinem eigenen schönen und bunten Garten. Mit dieser kurzen Einleitung stellt Silvia Gürtner den Kindern kurz die Gedankenwelt Monets vor und macht sie für diese begreifbar. In einem Garten haben hier schließlich alle schon einmal gespielt. Das Leuchten der Farben und das Zusammenspiel der Grün- und Blautöne begeistert die Kleinen. Nachdem die Rahmenbedingungen also geklärt sind, kann es jetzt losgehen.

Die ambitionierten Maler müssen bei der Aufgabe allerdings mit grün, blau, gelb, rot und weiß auskommen. Alle anderen Farben sollen selbst gemischt werden. Hier greift der pädagogische Ansatz in der malerischen Ausbildung: Schließlich ist das ja hier Mal-Labor, und da wird experimentiert und geforscht. Durch das Experimentieren und Ausprobieren mit den Farben ist der Spaß und der Erkenntnisgewinn der kleinen Maler sehr groß und es entsteht eine besondere Bindung zu dem geschaffenen Werk. Silvia Gürtner leitet die Gruppe dabei an und bespricht am Ende mit allen die entstandenen Bilder. Dadurch wird außerdem das Zusammengehörigkeitsgefühl der maximal acht Kinder umfassenden Gruppen gestärkt.

Insgesamt etwa 70 Kinder in insgesamt elf Kursen hat Silvia Gürtner aktuell an ihrer Schule. Dabei reicht das Spektrum vom Mini-Mal-Labor ab vier Jahren über das Mal-Labor bis zu dem "Ich bin schon ein Künstler"-Kurs, der für Kinder ab zehn Jahre gedacht ist. Ergänzt wird das Angebot durch verschiedene Workshops und Ferienkurse sowie einige Angebote für Erwachsene. Diese drehen sich mit der "Kreativ-Pause am Vormittag" oder der "Kunst-Party-Nacht" natürlich auch um die kreative Schaffenskraft und sollen den Menschen Raum, Zeit und Mittel an die Hand geben, um ihre Ideen und Vorstellungen künstlerisch umzusetzen. Damit soll, unabhängig vom Alter, das Selbstbewusstsein gestärkt werden. "Ich gebe einen geschützten Raum vor und lasse den Kindern dann die Freiheit, selbst etwas zu entwickeln. Es ist erstaunlich, was hier entsteht. Jedes Kind soll sich seiner Kreativität hingeben dürfen", erklärt Gürtner.

Nachdem sie 2009 bei verschiedenen Künstlern an der Freien Kunstakademie Augsburg mit dem Malen begonnen hat, unterrichtet sie inzwischen seit 2012 und bildet sich auch kontinuierlich fort. In ihrem Studium zur Kreativpädagogin, die sie von 2016 bis 2018 an der Faber-Castell-Akademie in Stein absolvierte, hat sie unter anderem 50 Stunden an der Mädchenrealschule Schrobenhausen unterrichtet. Dabei gewann sie einen Einblick in die Art und Weise, wie Kunst in der Schule vermittelt wird. "Die Arbeit in der Schule ist eher ergebnisorientiert - das Ziel ist es immer, ein Bild fertig zu bekommen, das möglichst gut ins Bewertungsschema passt. Das hat im engeren Sinne nicht viel mit Kreativität zu tun. Deswegen versuche ich, die Kinder so frei wie möglich malen zu lassen", erklärt die engagierte Malerin. Inhaltlich geht es im Mal-Labor aber nicht nur von einem Künstler zum nächsten und quer durch alle Epochen - es werden auch fleißig die unterschiedlichen Mittel getestet, mit denen man Farbe aufs Papier oder auf die Leinwand bringen kann: Das geht von Pastellkreide über Acryl- oder Goachefarben bis hin zu Sprühdosen, die sich gerade bei Jungs großer Beliebtheit erfreuen. "Da sind die Jungs in den Kursen dann nicht mehr zu bremsen, da wird alles besprüht", erklärt Gürtner mit einem Lachen. Natürlich können die verschiedenen Farben und Stoffe auch gemischt werden. Am Ende des Jahres wird es schließlich eine Ausstellung in der Firma Reich geben. Am Schluss bekommen alle Teilnehmer ihre Werke natürlich für die private Ausstellung zu Hause mit.

Darüber hinaus arbeitet Silvia Gürtner aber auch weiterhin als freischaffende Künstlerin mit ebenfalls sehr ambitionierten Zielen. Nächstes Jahr soll es verschiedene Ausstellungen mit ihren Werken geben. Erstmals nach über zwei Jahren Pause präsentiert sie dann wieder Kunst in der Öffentlichkeit. Dafür hat sie sich unter anderem in der Ölmaltechnik geschult und eine neue Bilderreihe geschaffen, die sich inhaltlich zwischen Blütenausschnitten und Seelenbildern aus der Gefühlswelt der Malerin zusammensetzt. Was ist für sie das Besondere an ihrer Arbeit? "Manchmal bin ich immer noch überrascht, dass ich diese kreative Seite von mir so ausleben kann. Ich mache das, so lange es mir guttut. Der Weg ist ja nicht vorgegeben, den bestimme ich auch selbst", erklärt sie.
 

Tino-Ingo Richter