Schrobenhausen
Der Jäger der Symbole und Rituale

Autor des "Hausbuchs der bayerischen Bräuche und Feste"

18.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:26 Uhr
Freut sich über ein neues Werk - Karl Baums Buch über bayerische Bräuche und Feste erschien im Münchener Volk-Verlag. −Foto: Mayer

Schrobenhausen (SZ) Das Bayerische lag Karl Baum immer am Herzen. Nun präsentiert der Schrobenhausener Autor und Heimatforscher das "Hausbuch der bayerischen Bräuche und Feste".

Vor zehn Jahren schon legte Karl Baum ein erstes Kompendium seiner Sammelarbeit vor. Damals ließ er das Buch "Altbayrische Bräuche und Feste" im Eigenverlag erscheinen, die fachliche Unterstützung fürs Büchermachen kam von Hubert Haberer. Den Texten dieser ursprünglichen Ausgabe waren auch Illustrationen beigegeben. Sie fehlen in der neuen Version, es entstand ein etwas sachlicheres, aber nicht weniger unterhaltsames Werk mit vielen Fakten.

Die erweiterte Ausgabe unter dem neuen Titel erscheint nun im Münchener Volk-Verlag, der sich binnen zwei Jahrzehnten mit einem guten Gespür für niveauvolle publikumsträchtige Bücher einen Namen gemacht hat. Der Verlag konzentriert sich - mit einem Schwerpunkt München - auf bayerische Kultur. Laut Karl Baum sieht Verleger Michael Volk das Hausbuch über die bayerischen Bräuche als Auftakt zu einer neuen Reihe.

Karl Baum, Jahrgang 1932 und gebürtiger Schrobenhausener, verweist mit sichtlicher Freude darauf, wer sein Interesse an bayerischer Tradition begründet hat: "Ich hatte noch tief gehende Heimatkunde beim legendären Chronisten und Berufsschullehrer Georg August Reischl." So wuchs das Interesse an bayerischer Historie und Sprache, und auch die konkrete Umsetzung von Tradition lag Karl Baum immer am Herzen. Dies bewies er mit seinem Einsatz im Schrobenhausener Verkehrsverein. Er gehörte im Juni 1977 zu den Gründungsmitgliedern, in der Folge betrieb er mit viel Engagement die Gestaltung einer Schrobenhausener Tracht.

Doch die Sammeltätigkeit für bayerische Sprache und Bräuche lässt sich nicht am heimischen Schreibtisch erledigen, Karl Baum ist viel herumgereist. "Eines der wesentlichen Gebiete, die ich besucht habe, war das Niederbayerische im Raum Passau bis Neuhaus am Inn und Schärding. " Wo er hinkommt, geht er hellhörig alten Wendungen des bayerischen Dialekts nach und lässt sich Bräuche und Traditionen erklären.

Dabei beklagt der Autor in seiner Einführung zum bayerischen Jahreslauf - der natürlicherweise eng mit dem Katholischen einhergeht - einen Bedeutungsverlust vieler Ausdrücke und Bräuche. Er geht Schritt für Schritt durchs Jahr, erinnert daran, wie früher allein die Namenstage der Heiligen der zeitlichen Orientierung dienten. Mit dieser mittlerweile so gut wie vergessenen Bezeichnung der Tage ging auch der Speiseplan einher, der sich in der Regel auf das dörfliche Leben bezieht. Die Grundeinteilung weist das Kirchenjahr, aber auch die darüber hinaus ragenden Ereignisse gaben Orientierung. Ob's eine Wallfahrt war oder die jeweiligen Erntezeiten, der Wettersegen oder das Eisstockschießen - alles war mit Symbolen und Ritualen verbunden.

Das "Hausbuch der bayerischen Bräuche und Feste" mit seinen 176 Seiten - es kostet im Buchhandel 18 Euro - eignet sich als munteres Lesebuch, das bei der Lektüre so manches Lächeln hervorrufen wird, aber es ist auch ein umfassendes Nachschlagewerk. Nicht zu unterschätzen ist an der Neufassung die ausführliche Literaturliste.
 

Franz-Josef Mayer