Aresing/Gachenbach
Der 15-jährige Leon Fischer hat ein Gedichtbuch verfasst

Unter anderem dem Thema Heimat widmet sich der Neuntklässler in seinem Buch "Bayerische Gedanken"

05.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:34 Uhr
Das Autogrammschreiben klappt bei Leon Fischer schon hervorragend. −Foto: De Pascale

Aresing/Gachenbach (SZ) "Viel friedlicher wär's auf der Welt, wenn man fest zusammenhält.

Wenn man sich gegenseitig akzeptiert und über den anderen kein schlechtes Wort verliert"; es geht um die Wohlstandsgesellschaft, besonders gern ums "schöne Bayern", um die Zukunft oder um das geliebte Theater: Im Gedichtbuch "Bayerische Gedanken" finden sich Ansichten, die sich manchmal nach jemandem anhören, der auf ein paar Jährchen mehr Lebenserfahrung zurückblickt. Doch sie stammen von einem jungen Mann. Einem sehr jungen Mann. Leon Fischer heißt er, 15 Jahre ist er alt, und besucht momentan die neunte Klasse der Mittelschule Aresing. Genau da hat er erst vor Kurzem bei einem Elternabend sein Buch vorgestellt. Samt allererster Autogrammstunde seines Lebens.

Dass in ihm so etwas wie ein "dichterischer Drang" schlummert, das habe er schon in der Grundschule festgestellt, erzählt Leon. In der dritten Klasse gehts dann richtig los mit dem Schreiben. Leon kommt in der Schule mit Gedichten und Fabeln in Berührung. "Da habe ich dann für mich selber experimentiert und mir gesagt: 'Das kann ich auch! '", erzählt Leon. Erst verfasst er Tagebücher, bald entstehen die ersten Gedichte. Die Idee zum Buch sei dann "ein besonders Unterfangen" gewesen, berichtet Leon. Spätestens da kommt Lehrerin Kerstin Wülfert ins Spiel. Ihr möchte Leon eigentlich nur sein Gedicht "Zukunft" vorlesen. Die Lehrerin ist begeistert, motiviert ihren Schüler, bis zu den Adventsfeiern mehrere Gedichte zu schreiben - und sie dann auch selber vorzutragen. Eines fügt sich ins andere, die Auftritte werden mehr, nicht nur in der Schule oder im Schulgottesdienst trägt Leon seine Gedanken vor - vornehmlich in der Vorweihnachtszeit tingelt er auch mit einer Lesung durch die Lande.

Die Inspiration überkomme ihn oft ganz unerwartet, erzählt Leon. Zwar kommt es schon mal vor, dass eine Woche verstreicht, so ganz ohne dass er ein Wort niederschreibt. Dann weiß er: "Jetzt ist einfach nicht die Zeit für neuen Stoff. " Doch dann gibt es wiederum Zeiten, in denen fünf Gedichte täglich entstehen. Oft habe er einen Gedanken lange im Kopf, "irgendwann kommt dann der Tag: Jetzt weiß ich, wie ich es in Worte fass! ", versucht Leon, der aus Pfaffenhofen stammt und jetzt in Gachenbach wohnt, zu beschreiben, wie das bei ihm abläuft. Mit offenen Augen durchs Leben gehn - das ist eines seiner Erfolgsrezepte.

Wenn ein 15-Jähriger so gern schreibt, liegt ja der Verdacht nahe, dass es in der Schule in Deutsch so richtig gut läuft? Dem ist auch so, wenngleich ihm - paradoxerweise - das Aufsatzschreiben nicht so liegt. Das Faktische falle ihm nicht so leicht, gesteht Leon. Und dann noch dieser Zeitdruck . . . Er schreibe eben viel lieber "frisch von der Leber weg". Grade beim Dichten gehe es ja auch darum, genauestens auf Wortbausteine zu achten, findet Leon. Die müssen sitzen. Und dazu wiederum braucht er "viel Stille und Ruhe". Deshalb kann er sich momentan auch nicht vorstellen, dass seine Schreiberei dereinst in einen Beruf münden wird. Ihm schwebt vielmehr eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann vor.

Und ja, er lese gern, erzählt Leon, "aber komischerweise keine Gedichte", sondern Sachbücher, spezifische Themen, beispielsweise rund um das Dritte Reich, interessieren ihn. Und wenn er weder schreibt noch liest, dann geht Leon schwimmen oder spazieren, auch "in geselliger Runde" ist er hin und wieder anzutreffen, oder er spielt Gitarre. Doch da wäre noch eine Leidenschaft: das Theater. "Was das Künstlerische betrifft, bin ich relativ offen, alles mit Bühne inspiriert mich", sagt Leon. Und: "Das eine geht, das andere kommt" - und wieder hört sich das nach jemandem an, der schon etwas länger auf der Welt ist. Das tut es auch, wenn Leon von der geliebten "Heimat" redet. Damit hechelt er nicht etwa irgendeinem Trend hinterher - er ist halt so, mag eben sein geliebtes Bayern und steht dazu.

Doch wie sieht es bei den vielleicht größten Kritikern aus, auf die ein 15-Jähriger treffen kann - den gleichaltrigen Kumpels? Finden die seine dichterischen Ambitionen gut? "Es gibt Kameraden, die das anders sehn, aber sie tolerieren es, kümmern sich aber dann nicht weiter drum", erzählt Leon. Mehr Verständnis hingegen gebe es bei den Mädels. Die gingen in der Regel sensibler damit um, würden es auch durchaus honorieren, wenn da einer über Gefühle schreibt.

35 Gedichte auf 78 Seiten samt zur jeweiligen Jahreszeit passende Fotos beinhalten Leon Fischers "Bayerische Gedanken". Eine Auflage von 100 Stück wurde vorerst gedruckt, für sieben Euro kann das Buch an der Mittelschule Aresing erworben werden.
 

Ute De Pascale