Schrobenhausen
Trumps Terminkalender im Postfach

SZ TRIFFT Hubert Brummer aus Pobenhausen, der täglich Post aus dem Weißen Haus bekommt

28.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr
Mit einem Glückwunsch an den US-Präsidenten Barack Obama fing alles an. Seither bekommt Hubert Brummer regelmäßig Mails aus dem Weißen Haus. Ein Foto des Ehepaars Obama hat er ausgedruckt und in seiner Küche aufgehängt. −Foto: Wöhrle

Pobenhausen (SZ) Eigentlich hat alles mit Michail Gorbatschow angefangen.

Als der sowjetische Staatspräsident 1990 den Friedensnobelpreis zugesprochen bekam, war Hubert Brummer aus Pobenhausen schwer beeindruckt. Er wollte Gorbatschow gratulieren und schickte ein Glückwunschschreiben in den Kreml nach Moskau – damals noch per Post, denn das Internetzeitalter stand noch am Anfang. Nachdem der Brief aufgegeben war, wartete Brummer auf eine Antwort – ohne Erfolg. Das Glückwunschschreiben kam weder zurück noch gab es irgendeine Reaktion aus der sowjetischen Machtzentrale.

 

Doch Brummer gab nicht auf. 19 Jahre später erhielt mit Barack Obama ein vielversprechender amerikanischer Präsident den Friedensnobelpreis – „für seine außergewöhnlichen Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu stärken“, wie es in der Begründung hieß – und der Pobenhausener startete einen neuen Versuch, diesmal per Mail und Richtung Westen statt Osten. Und wieder sollte er vorerst enttäuscht werden. Viermal jagte er seine elektronischen Glückwünsche durchs Netz – und jedes Mal kamen sie zurück.

An diesem Punkt bewährte sich Hubert Brummers Hartnäckigkeit. Beim fünften Versuch scheint die E-Mail endlich angekommen und akzeptiert worden zu sein. Jedenfalls bekam er rund eine Stunde später eine Rückantwort aus dem Weißen Haus. Zehn Tage später lag dann schon die nächste Mail in seinem Postfach.

Und so ging es in immer kürzeren Abständen weiter, bis schließlich schlagartig Schluss war. Als Obama die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Donald Trump übergab, stellte auch die auf ihn gebriefte PR-Abteilung des Weißen Hauses ihre Dienste ein. Von da an blieben die regelmäßigen Botschaften aus den USA aus. Allerdings nicht lange. Denn eines Tages entschied sich Hubert Brummer, auch dem neuen Präsidenten zu seiner Wahl zu gratulieren – auch wenn seine ganze Wertschätzung nach wie vor Barack Obama gelte, wie er betont.

Und siehe da: Seither kommt wieder jede Menge Post aus Washington. Mittlerweile findet Brummer fast täglich Mails aus dem Weißen Haus in seinem E-Mail-Postfach vor, oft sogar zweimal am Tag. Irgendwann hat er einen Ordner für die elektronische Post aus Amerika angelegt, in dem er die Korrespondenz sammelt.

Mittlerweile finden sich darin über 600 Mitteilungen, Fotos und Kurzfilme. Sogar einen Terminplan mit dem Tagesablauf von Präsident Trump hat Hubert Brummer schon gemailt bekommen, worüber er sich dann doch einigermaßen wunderte. Denn: „So genau wollte ich es gar nicht wissen.“