Schrobenhausen
Per Avatar vom Krankenbett aus im Klassenzimmer dabei

Die Bauer-Stiftung finanziert ein Gerät, das einem Jugendlichen die Chance gibt, per Distanzunterricht an Schulstunden teilzunehmen

16.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:14 Uhr
Ruth Wallner
Sogar der Augenausdruck kann vom Schüler mittels Tablet gesteuert werden, wie (v.l.) Josef Soier, Michael Stomberg, Claudia Gottfried und Lehrer Josef Buchbauer feststellen. −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen - Mit dem Wort Avatar können längst viele etwas anfangen. Cineasten, die den gleichnamigen Film gesehen haben, und auch diejenigen, die viel in sozialen Netzwerken unterwegs sind oder Computerspiele spielen. Im Grunde ist ein Avatar nichts anderes als ein Bild oder eine Figur, die - meist in virtuellen Umgebungen - stellvertretend für den agierenden Menschen steht. Die Regens-Wagner-Berufsschule in Schrobenhausen hat jetzt einen Avatar bekommen. Um einem erkrankten Schüler zu helfen.

In Form eines Telepräsenzroboters ersetzt der Avatar sozusagen Augen, Ohren und Stimme eines Schülers im Klassenzimmer vorübergehend. Das ist zum Beispiel dann hilfreich, wenn der Schüler krankheitsbedingt längerfristig nicht am Unterricht teilnehmen kann. Und genau so ein 4450 Euro teurer Avatar des Typs AV1 der Firma No Isolation steht seit kurzem in einem der Klassenzimmer der Regens-Wagner-Berufsschule Schrobenhausen. Er gibt einem an Leukämie erkrankten Schüler die Möglichkeit, aus der Ferne am Unterricht teilzunehmen. Möglich wurde das durch eine Spende der Bauer-Stiftung.

"Uns hat die Technologie von Anfang an begeistert, vor allem aufgrund der Einfachheit bei der Bedienung", berichtet Schulleiterin Claudia Gottfried. "Schließlich muss sich der Schüler schnell damit auseinandersetzen können."

Die Voraussetzungen, um den rund 30 Zentimeter hohen und gut 1,5 Kilogramm schweren Avatar zu nutzen, sind denkbar einfach: Neben dem Stromanschluss für die Ladestation und dem Wlan in der Schule braucht es zu Hause beim Schüler nur ein Tablet, auf dem die zugehörige App installiert wird - schon ist der Stellvertreter einsatzbereit. Er überträgt dabei nicht nur die Stimme des Schülers, er kann sich mittels Blinklicht melden, den Kopf drehen oder sogar seinen Augenausdruck verändern.

Umgekehrt überträgt der kleine Helfer alles, was er hört und sieht, als Live-Feed aufs Tablet des Schülers zu Hause - natürlich zu 100 Prozent datenschutzkonform, wie Christine Voglgsang, Mitarbeiterin der Schulleitung, betont. "Was für uns als Berufsschule auch wichtig ist: Man kann den Avatar vom Klassenzimmer in die Werkstatt oder sogar auf den Pausenhof mitnehmen. So unterstützt er den Schüler dabei, dass dieser über die reine Wissensvermittlung hinaus den Kontakt zu seinen Mitschülern halten kann."

Und wenn der Schüler nach überstandener Krankheit wieder persönlich am Unterricht teilnehmen kann, ist der Avatar bereit für einen neuen Einsatz - das Ganze ist also auch eine Investition in die Zukunft.

"Ich finde das eine tolle Sache, wenn man auf diese Weise einem jungen Menschen helfen kann", sagt Josef Soier, der dem Vorstand der Bauer-Stiftung angehört. Er und der Vorstandsvorsitzende der Bauer AG, Michael Stomberg, machten sich jetzt selbst ein Bild vom kleinen, großen Helfer - und waren beeindruckt.

Und was sagen die Mitschüler? "Die finden ihn voll cool", sagt Claudia Gottfried. Nur einen eigenen Namen hat der kleine Helfer noch nicht - aber der findet sich sicher auch bald.

SZ

Ruth Wallner