Hier wachsen sogar Melonen

22.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:17 Uhr
  −Foto: Drexler

Vor rund 15 Jahren stellte die Landwirtschaft von Regens Wagner Hohenwart den Betrieb von konventionell auf ökologisch um. Vor etwa acht Jahren folgte die Gärtnerei. Beide Betriebe setzen beim Anbau unter anderem auf Fruchtfolge beziehungsweise Mischkultur. Regens Wagner versorgt sich selbst mit frischem Gemüse, spart Energie und will das weiter ausbauen.

Mit Leib und Seele lebt Martin Konrad das Thema Ökologie. Der 41-Jährige hat eine landwirtschaftliche Ausbildung, ist Diplom-Agraringenieur und leitet die Landwirtschaft bei Regens Wagner Hohenwart. Er ist überzeugt: "Landwirtschaft ist der Hebel für den Klimawandel." Nur leider habe sich das noch nicht herumgesprochen. Der Agraringenieur sagt: "Für mich gibt es keinen anderen Weg als biologischen Landbau."

Den praktiziert er in der Landwirtschaft von Regens Wagner, die er seit 2005 leitet. Von den drei Standbeinen des Betriebes ist die Biogasanlage der größte. Die Anlage produziert knapp zwei Millionen Kilowatt (kWh) Strom pro Jahr. Mit dem "Abfallprodukt", der Wärme, wird zu 70 Prozent die Einrichtung auf dem Klosterberg und zu 100 Prozent das Außenwohnen beheizt. "Damit sparen wir jedes Jahr rund 150000 Liter Heizöl", sagt Konrad.

Ursprünglich war die Biogasanlage mit einer Leistung von 80 kWh vorgesehen, wurde dann aber mit 180 kwH gebaut. Inzwischen ist sie auf 240 kWh erweitert worden und steht "kurz vor dem Sprung auf 300 Kilowatt", sagt der Betriebsleiter. Geplant ist, eine Heizzentrale mit Pufferspeicher im landwirtschaftlichen Betrieb zu bauen. Das Ziel beschreibt Werner Weyers, stellvertretender Gesamtleiter, so: "Weg vom Heizöl." Ein Anschluss an das Gasnetz gewährleistet, dass die Einrichtung auch bei Spitzenzeiten und Ausfällen mit Wärme versorgt werden kann.

"Gefüttert" wird die Biogasanlage zu etwa 15 Prozent mit Mais, der Rest kommt vom Ackerbau. Hier sei Kleegras das Fundament, erklärt Konrad. Er setzt beim Ackerbau auf eine fünfgliedrige Fruchtfolge: Kleegras, Winterweizen, Körnermais oder Hirse, Dinkel und Hafer. Was nicht in der Biogasanlage landet, ist zum Verkauf bestimmt. Mit dem Hafer werden die Puten gefüttert.

Die Bioputen sind neben Biogasanlage und Ackerbau das dritte Standbein der Landwirtschaft. Die rund 2000 Tiere leben in dem etwa 1000 Quadratmeter großen Stall, wo früher die Kühe standen. Außerdem haben sie eine Weidefläche von etwa zwei Hektar zur Verfügung. Knapp drei Monate lang leben sie hier, bevor sie verkauft werden. "In erster Linie produzieren wir für Hipp Kindernahrung", sagt Weyers. Ein kleiner Teil bereichert den Speiseplan von Regens Wagner.

Deutlich mehr, nämlich 75 Prozent, wandert aus der Gärtnerei, die Richard Pradel leitet, in die hauseigene Küche von Regens Wagner. Der Gärtnermeister sagt: "Das zeichnet uns aus, dass wir die Entscheidung getroffen haben, das teure Biogemüse aus der eigenen Gärtnerei zu nehmen." Pradel, der aus dem ökologischen Gemüseanbau kommt, stellte den Betrieb 2011 um. Seitdem wird dort nach den Naturland Richtlinien angebaut.

Die Umstellungsphase, in der keine Pflanzenschutzmittel verwendet werden durften, dauerte rund zwei Jahre. "Dann war das meiste aus dem Boden verschwunden", sagt Pradel. Ökologischer Gartenbau bedeute, dass man sich mehr um den Boden kümmern und mit Schädlingen und Krankheiten anders umgehen müsse, erklärt er. Den Unterschied zwischen einem konventionellen und einem Öko-Gärtner erklärt er so: "Der konventionelle Gärtner reagiert, wenn er ein Problem hat. Wir müssen viel vorbeugender arbeiten. Denn wenn wir ein Problem haben, dann ist es viel schwieriger, dem beizukommen."

Um Schädlinge fern zu halten, baut er zusammen mit seinem Team, das zum Teil aus den Regens Wagner Werkstätten kommt, Mischkulturen an. "Wir schauen, dass wir die Pflanzen und das Drumherum gestärkt erhalten", sagt Pradel. Über 50 verschiedene Kulturen, von Melonen und Zuckermais über Tomaten, viele Raritäten und seltene Sorten, werden in der Gärtnerei angebaut. Dazu kommt ein knapp zwei Hektar großer Obstgarten.

Hauptabnehmer ist die hauseigene Küche. Außerdem beliefert die Gärtnerei auch Einzelhändler in der Region. Und am Gemüsestandl neben dem Parkplatz von Regens Wagner kann jeder sein vorbestelltes und frisch geerntetes Gemüse abholen.

INFO

In der Gärtnerei und in der Landwirtschaft ist jeweils ab September noch ein Platz frei für Absolventen des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ). Die Gärtnerei bietet Jugendlichen eine Ausbildung zum Gartenbaufachwerker, Fachrichtung Gemüsebau in Verbindung mit dem Berufsbildungsbereich REHA. Der Fachwerker lernt in drei Jahren unter anderem die verschiedenen Gemüsearten, deren Jungpflanzenanzucht und Vermehrung kennen sowie den Anbau, die Ernte und den Verkauf. Gemüsestandl Angebotsliste und Bestellung im Internet unter www.rw-gemüsestand-hohenwart.de.

Gerlinde Drexler