Aichach
Noroviren im Aichacher Krankenhaus

21 Patienten sind in Quarantäne - Auch Seniorenheime und Kindertageseinrichtungen sind betroffen

04.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:17 Uhr

Aichach (SZ) Das neue Aichacher Krankenhaus kämpft nicht nur mit seinem verwaisten Kreißsaal, sondern steht auch gleich vor seiner ersten medizinischen Bewährungsprobe: Das Norovirus ist ausgebrochen.

21 Patienten befinden sich nach Informationen unserer Zeitung aktuell in einer Quarantänestation.

Inzwischen gibt es auch in Friedberg erste Fälle. Man kann also davon ausgehen, dass das im Vorjahr weitgehend verschont gebliebene Wittelsbacher Land in eine "kleine Epidemie" rutscht, wie Klinikchef Krzysztof Kazmierczak feststellt. Betroffen sind auch Altenheime und Kindertageseinrichtungen.

Der erste Noro-Patient kam vor zehn Tagen mit unklaren Symptomen aus einer Senioreneinrichtung in die Notaufnahme des Aichacher Krankenhauses. Ehe ersichtlich war, unter was er genau leidet, hatte sich das Personal bereits angesteckt. Wegen der erkrankten Mitarbeiter musste sich die Klinik von Freitag bis Sonntag vom Notdienst abmelden. Die Notaufnahme funktioniert aber inzwischen wieder. Stand gestern Abend befanden sich 21 Menschen in einer versiegelten Quarantäne-Station, wovon aber nur ein kleiner Teil akut erkrankt ist. Von den anderen hat die eine Hälfte die Krankheit schon überstanden, ist aber noch ansteckend, beim Rest liegen andere Erkrankungen vor.

Beim Personal haben sich in den vergangenen Tagen zehn Mitarbeiter angesteckt. Krzysztof Kazmierczak, Geschäftsführer der Kliniken an der Paar, rät von einem Besuch im Aichacher Krankenhaus vorübergehend ab. "Aber nicht, weil wir Angst haben, die Besucher würden sich bei uns anstecken, sondern damit sie keine weiteren Erkrankungen ins Haus zu den Patienten bringen. "

Außerdem empfiehlt der Mediziner, zumindest während der Dauer der Noro-Welle im Wittelsbacher Land das Händeschütteln trotz aller Höflichkeit besser zu unterlassen.

Einige Seniorenheime wollen ihre Bewohner erst wieder zurückhaben, wenn eine Ansteckungsgefahr ausgeschlossen werden kann. Nachdem das Virus aber eine Inkubationszeit von mehreren Tagen hat, ist das nicht realistisch. In den Kindergärten hat man mit Noroviren ohnehin längst Erfahrung. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Einrichtungen vorübergehend geschlossen werden müssen.
 

Norovirus

Das Norovirus - umfasst Viren aus der Familie Caliciviridae - ist immens ansteckend.Im Gegensatz zu den meisten Viren kann es bis zu zwölf Tage an Oberflächen überleben, Temperaturen von minus 20 bis plus 60 Grad sind ebenfalls kein Problem für die Erreger. Wer an Türklinken, Griffen oder durch Händeschütteln damit in Kontakt kommt und die ungewaschene Hand zum Beispiel beim Essen zum Mund führt, hat schnellverloren. Die hohe Infektiosität führt dazu, dass speziell Krankenhäuser, Altenheime aber auch Kindertagesstätten stark von der Erkrankung betroffen sind. Die Symptome sind bekannt: starkes Erbrechen und heftige Durchfälle. Die Viren werden über den Stuhl und das Erbrochene des Menschen ausgeschieden. Überträger sind besonders Menschen, die sich schon angesteckt haben, aber noch nicht wissen, dass sie erkrankt sind. Die Inkubationszeit beträgt sechs Stunden bis zwei Tage. Auch nach Abklingen der Symptome gehen Mediziner von weiteren zwei Tagen hoher Ansteckungsgefahr aus. Beim Stuhlgang kann es noch 14 Tage und länger ausgeschieden werden. Um sich und andere zu schützen, hilft nur ausgiebige Hygiene. Wesentlich ist das Händewaschen und -desinfizieren nach dem Toilettengang und vor der Zubereitung von Speisen sowie vor dem Essen. Im Krankenhaus folgt die Absonderung der erkrankten Personen, das Tragen von Handschuhen, eventuell geeigneter Atemschutz und die Desinfektion von patientennahen Flächen wie Toiletten, Waschbecken, Türgriffen. Letzteres empfiehlt sich übrigens auch zu Hause, wenn eine Familienmitglied erkrankt ist. Wichtig ist dabei, nicht irgendein Desinfektionsmittel zu verwenden, sondern eines, das als viruzid deklariert ist. cal

Carina Lautenbacher