Schrobenhausen
Noch immer keine Klarheit

Schulverband Hohenwart holte alle Gemeinderäte wegen der Zukunft der Schule zusammen

16.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:49 Uhr
  −Foto: fri

Schrobenhausen (SZ) Es ist nicht wirklich etwas vorangegangen, bei der Entscheidung um die Zukunft der Grund- und Mittelschule in Hohenwart.

Am Montagabend wurden die drei Gemeinderäte aus Hohenwart, Brunnen und Waidhofen im Pfarrheim Waidhofen zusammengerufen, um Nägel mit Köpfen zu machen, dazu kam es nicht.

Am April 2018 hatte es schon einmal eine Sitzung in großer Runde gegeben - seither scheint nicht viel passiert zu sein. Keine neuen Zahlen und eigentlich auch inhaltlich so gut wie nichts Neues - bis auf die Idee, einen Neubau nicht im Süden, sondern im Norden der jetzigen Schule zu bauen. Und genau das sorgte auch für Unmut bei einigen Gemeinderäten. Helmut Geisler (FWG Brunnen) fand harte Worte: "Das ist ein Armutszeugnis des Schulverband".

Die Präsentation, die den Verbandsräten die Situation zeigen sollte, war nahezu identisch mit der aus 2018, die Kostenschätzungen, die für eine Sanierung oder einen Neubau angeboten wurden, stammten aus dem Jahr 2014.

Seit 2012 stünde das Thema in der Pipeline, erklärte der Hohenwarter Bürgermeister Manfred Russer (CSU), der die Sitzung als Schulverbandsvorsitzender leitete. "Wir können nicht noch fünf Jahre warten", sagte er und forderte: "Am 29. Juli sollte es die finale Entscheidung im Gemeinderat geben. Wir müssen handeln. " Das Schulgebäude aus den 70er Jahren weise viele marode Stellen auf.

Was also tun? Neubau, Generalsanierung oder Teilsanierung mit Teilneubau? Schon im April 2018 hatte Architekt Gehard Breu diese unterschiedliche Ansätze vorgestellt. "Heute möchten wir im Detail darauf eingehen", kündigte Manfred Russer an. Doch was folgte, war vielmehr ein halbstündiger Vortrag von Architekt Breu, der im Wesentlichen das wiederholte, was im April 2018 bereits gesagt worden war. Breu wies wieder die Eigenheiten des Hohenwarter Schulgebäudes hin, das "relativ locker aufs Gelände gesetzt ist". Das heißt: Viele Ebenen, viele Treppen und von Barrierefreiheit keine Spur - genau das sei ein Hindernis für einen zukunftsfähigen Bau.

Was also tun? Möglich wäre eine Generalsanierung: Völlig entkernt würde das Gebäude, fast bis zum Rohbauzustand. Der Architekt warf jedoch zugleich Frage auf: "Ist eine Generalsanierung zukunftsfähig? " Und dieselbe Frage stelle man sich auch bei einer Teilbausanierung.

Bliebe noch der Neubau: Man könne die Fläche des Volksfestplatzes nutzen, allerdings gebe es da Probleme mit der Erschließung, sagte Breu. Besser geeignet wäre der derzeitige Sportplatz. "Sportplatz und Schule müssten Platz tauschen", erklärte er. Eine Einbahnstraße und ein Verkehrskreisel könnten den Bringverkehr in die Bahnen lenken. Und dort, wo jetzt die Schule steht, könnte der Sportplatz später neu gebaut werden. Für Architekt Breu ist ein Neubau alternativlos, auch aus energetischer Sicht. "Bei neuen Schulbauten versucht man, alles aus energetischen und Kostengründen möglichst kompakt unterzubringen. "

Das unterstrich auch der Waidhofener Bürgermeister Josef Lechner (CSU), der von den Erfahrungen der Grundschule in seiner Gemeinde berichtete. Da habe man sich für Generalsanierung entschieden, "und durch die Sanierung Neubaustandard erreicht". Die Unterhaltskosten seien dadurch massiv gesunken. "Am Neubau geht fast nichts vorbei. "

Letztlich geht es um Kosten. Bei der Schätzung von 2014 lag die Generalsanierung bei 17,3 Millionen, ein Neubau bei 16,8 Millionen Euro. Hochgerechnet auf heutige Baupreise wäre man deutlich über 20 Millionen Euro. Zumindest zu dieser vagen Aussage ließ sich das Büro Breu nach langem Hin und Her ein.

Aber: "Die Regierung fördert nur den Neubau", sagte der Hohenwarter Geschäftsleiter Felix Kluck. "Der ist die wirtschaftlichste Variante. Wenn sich der Schulverband für eine Generalsanierung entscheiden sollte, dann wird es schwierig mit der Förderung. " Entrüstet meldete sich Rudi Ettl, Vize-Bürgermeister Hohenried (CSU-FWG) zu Wort: "Was sollen wir dann noch entscheiden, wenn der Staat eh nur einen Neubau fördert? "

Richard Bäuerle (CSU-FWG Brunnen) legte nach: "Die Kostenschätzung stammt aus dem Jahr 2014. Wenn wir morgen heimgehen, werden wir gefragt: Was kostet uns das? ", empörte er sich. Und diese Frage könne er den Bürgern nach dieser Sitzung nicht beantworten. Felix Kluck erwiderte: "Wir bräuchten erst einen Architektenwettbewerb, dann können wir erst über die Planung und Kosten sprechen. "

Auch Helmut Geisler (FWG Brunnen) ärgerte sich, dass es seit 2014 keine neuen Zahlen gibt, und dass Seitens des Schulverbandes auch keine gleichlautende Fragestellung für die drei Gemeinderäte erarbeitet worden sei. "Dann fragen die Bürger: Auf welcher Basis habt ihr entscheiden? Von 2014? Da sagt jeder: Seid ihr noch ganz sauber? ! ""

Auch Brunnens Bürgermeister Thomas Wagner räumte das ein: "Da muss man erst die Hausaufgaben machen und die Kosten schätzen lassen". Und so ging die Sitzung zu Ende. Ohne Entscheidungsgrundlage, ohne Zahlen, ohne Beschlussvorschlag für die Gemeinderäte.

Eine Zuhörerin im Raum wird besonders genau aufgepasst haben: Patricia Häuslinger, noch Rektorin der Gerolsbacher Grundschule, sie wird die Hohenwarter Schule zum neuen Schuljahr übernehmen, während Doris Nouchkioui-Schwarz auf ihre angestammte Position als Konrektorin zurückkehrt.

 

KOMMENTAR

Was genau diese Sitzung sollte? Schwer zu sagen, denn außer der Idee, einen Neubau womöglich im Norden statt im Süden des Bestandsgebäudes zu planen, gab es nichts Neues gegenüber dem Stand im April 2018. Ach ja: Und dass es zum Neubau genau genommen keine Alternative gibt, wo doch die Regierung nur einen Neubau bezuschussen will. Und, ach ja, dass jetzt offenbar Eile geboten ist. Kein Wunder, dass da einige Teilnehmer dieser Sitzung sauer waren, einer sprach gar von einem „Armutszeugnis des Schulverbands“, das kann man schon so sehen. Zumindest hat die Idee etwas, den Neubau dort zu schaffen, wo sich jetzt der ebenfalls in die Jahre gekommene Sportplatz befindet,  und im Nachgang ein neues Hohenwarter Stadion zu schaffen, wo jetzt noch die alte Schule steht. Vielleicht macht das die Kröte, die es zu schlucken gilt, etwas schmackhafter. Für viele Eltern und deren Kinder ist aber noch eine Randbemerkung der Sitzung von Bedeutung: Kultusminister Michael Piazolo (FW)signalisierte auch in Hohenwart, dass man Landschulen, und seien sie noch so klein, um fast jeden Preis erhalten wolle. Felix Kluck hatte das angemerkt. Warum das so bedeutend ist? Weil es in den vergangenen Jahren ständig Diskussionen und Stress wegen der Hohenwarter Übertrittsquoten nach der vierten Klasse gab. Teilweise blieben über die Hälfte der Grundschüler da. Erst in den vergangenen beiden Jahren hat sich die Übertrittsquote in Hohenwart  auf dem bayerischen Durchschnitt eingependelt, sogar etwas drunter: Gut zwei Drittel gehen auf weiterführende Schulen, knapp ein Drittel bleibt in der Heimat. Völlig normal. Jetzt. Und das ist die gute Botschaft in der  Aussage des Kultusministers: Man kann jetzt in Hohenwart in aller Ruhe in die Zukunft planen, und zwar auf der Basis von Kindeswohl – und nicht auf der Basis von Schulpolitik.

Anna Hausmann