Neuburg
"Descartes-Gymnasium ist jung geblieben"

Die Schule feiert heuer 400-jähriges Bestehen Umfangreiche Festschrift mit 280 Seiten

31.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Auf Traditionsbewusstsein und moderne Bildung setzt das Neuburger Descartes-Gymnasium (rechts). Im Jubiläumsbuch zum 400-jährigen Bestehen blättern Anneliese Prändl, Oberstudienrätin Gabriele Kaps, Ordensschwester Angela Veit und Oberstudiendirektor Peter Seyberth (v.l.). - Fotos: r

Neuburg (r) "Es war eine schwere und gleichzeitig schöne Schulzeit." Anneliese Prändl hat 1945 ihr Abitur abgelegt. Jetzt war die Ärztin Ehrengast beim Auftakt des 400-Jahr-Jubiläums des Neuburger Descartes-Gymnasiums.

Die Präsentation der Festschrift in kompakter Buchform galt sozusagen als Vorfeier zu den Festivitäten im Dezember. Die Schule erinnert an ihre Gründung als strengkatholische Jesuiteneinrichtung im Jahr 1616. Ministerpräsident Horst Seehofer und Kultusminister Ludwig Spaenle sind zum Festakt eingeladen. Der Rückblick auf die Geschichte und Entwicklung des Gymnasiums wird sich auch im Unterricht widerspiegeln. 2017 folgt ein großes Sommerfest mit der Schulfamilie.

Jetzt gratulierten schon mal Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl, Landratsstellvertreterin Sabine Schneider und Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, selbst Zögling der Schule und des Studienseminars. "Das Descartes-Gymnasium ist jung geblieben", schreibt Horst Seehofer, dafür sorge die Kompetenz der Lehrer, die Aufgeschlossenheit der Eltern "und vor allem die unstillbare Neugierde der Schüler auf alle Erscheinungen der Welt und ihre Freude am Erwerb neuen Wissens und neuer Fähigkeiten".

Die Pflege des Gymnasiums und des Bildungsangebotes beweise, dass die kommunal Verantwortlichen in Stadt und Landkreis den "Rohstoff Geist" im Blick haben, findet Oberstudiendirektor Peter Seyberth. In Neuburg funktioniere das Geben und Nehmen, die Schule sei vernetzt in viele städtische Aktivitäten und internationale Partnerschaften. Die Zusammenarbeit mit anderen Schulen sei konstruktiv, die Übertrittsquoten der Grundschulen in Neuburg hält Peter Seyberth allerdings für steigerungsfähig.

Derzeit besuchen 970 Kinder und Jugendliche das Descartes-Gymnasium. Die Schule öffnet sich neuen Entwicklungen, hat die Mittelstufe Plus eingeführt und strebt künftig den sogenannten bilingualen (zweisprachigen) Unterricht an.

Direktor Seyberth bedankte sich bei 37 Autoren und dem Redaktionsteam des Jubiläumsbuches. Auf 280 Seiten, Auflage 1000 Exemplare, finden sich Beiträge über Schulgeschichte, Studienseminar, aktuelle Perspektiven, Theatertradition, die Beziehung zur Stadt, Studiengenossenschaft, Spitznamen der Lehrer, berühmte Absolventen und Namensgeber René Descartes. Seit 1965 trägt die frühere Oberrealschule den Namen des berühmten französischen Aufklärers.

Die Renaissancegruppe mit Musiklehrer Johannes Fiedler lieferte bei der Buchvorstellung sofort den Beweis, dass Kunst und Musik im Neuburger Gymnasium eine wichtige Rolle spielen. Professor Wilfried Stroh stellte der Schule - nicht nur in der alten Lateinertradition - ein gutes Zeugnis aus und empfahl die Lektüre der Festschrift als vielfältiges Kompendium. Sein großes Faible für Jesuitendichter Jakob Balde ließ der Redner unzweifelhaft erkennen, er könne sich eine "Jakob-Balde-Schule" vorstellen.

Lehrerin Gabriele Kaps erinnerte daran, dass die Geburtsstunde des Gymnasiums "nur der Rekatholisierung zu verdanken ist". Der neue Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm wandte sich von der Lehre Luthers ab, schickte die evangelischen Lehrer der Lateinschule nach Hause und richtete 1616 ein katholisches Gymnasium, geführt von den Jesuiten, ein.

Mit dem Orden der Ursulinen (ab 1697) öffnete sich erstmals uneingeschränkt den Mädchen der Zugang zur höheren Bildung. Das Wirken der Ursulinen in Kloster, Schule und Internat galt als anhaltende Wohltat für Neuburg. "Der ursulinische Geist lebt heute im Gymnasium weiter", versicherte Gabriele Kaps Ordensschwester Angela Veit, die als Ehrengast aus dem Straubinger Kloster angereist war.

1813 fiel das Neuburger Ursulinenkloster der Säkularisation in Bayern zum Opfer, das Gymnasium wurde zur "königlich-bayerischen Bildungsanstalt".