Schrobenhausen
Mutig sein für die Kirche

<DK-XY_trifft>DAS WORT ZUM SONNTAG</DK-XY_trifft> diesmal von Jaqueline Straub, die am Montag, 12. Oktober, in Schrobenhausen auftritt

02.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:26 Uhr
Jaqueline Straub stellt sich am Montag, 12. Oktober, einer Diskussion über die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. −Foto: privat

Liebe Leserinnen und Leser,wenn ich an die katholische Kirche denke, sehe ich ein farbenfrohes Bild von Menschen aller Couleur und Meinungen vor mir. Ich sehe vor mir eine Kirche, die weltoffen ist, bunt, vielfältig, gerecht. Eine Kirche, in der Menschen sich geborgen und geschätzt fühlen und wissen, dass sie mit ihren Talenten willkommen sind.

Momentan verbinden viele Menschen das aber nicht mit der katholischen Kirche, eher mit Begriffen wie schwerfällig, veraltet, ungerecht.

Ich möchte das ändern. Und damit bin ich glücklicherweise nicht allein. Viele Frauen und Männer wünschen sich Veränderungen und strukturelle Reformen in der Kirche. All jenen ist die Kirche nicht gleichgültig. Auch mir nicht. Ich liebe die katholische Kirche, und darum kämpfe ich für sie, weil sie es wert ist. In meiner Vision von Kirche kommen verheiratete Priester und Priesterinnen vor, werden homosexuelle Menschen nicht mehr vom Lehramt diskreditiert und auch Wiederverheiratete nicht von der Kommunion ausgeschlossen.

Ich setze mich dafür ein, dass Menschen ein Bild von Kirche erhalten, welches das Verhalten von Jesus widerspiegelt. Dieser war nämlich weltoffen, barmherzig, liebevoll. Er setzte sich vor allem für jene Menschen ein, die von der damaligen Gesellschaft an den Rand gedrängt wurden.

Jesus verbrachte seine Zeit auf Erden überwiegend mit den "Nicht-Perfekten" und zeigte damit, dass jeder Mensch eine besondere Würde hat und nicht ausschließlich über äußere Faktoren, wie Reichtum oder Herkunft, definiert werden darf. Hinzu kam, dass er Frauen gleichberechtigt behandelte. Dies war in der damaligen Gesellschaft alles andere als üblich. Er nahm gar Frauen in seinen Jüngerkreis auf und traute ihnen vieles zu. Etwa, dass er bei dem wichtigen Ereignis der Auferstehung einer Frau, Maria von Magdala, zuerst begegnete und nicht etwa einem Mann. Wenn ich an die aktuelle Kirchensituation denke, ist es bedauerlich, dass die Amtskirche sich in so vielen Punkten vom Geiste Jesu Christi entfernt hat.

Wenn ich mit Menschen ins Gespräch komme, spüre ich oft die Resignation jener, die noch Mitglied der Kirche sind, und das Kopfschütteln derer, die sich bereits von der Kirche abgewandt haben. Die katholische Kirche hat großes Potenzial, um ein Ort der Heimat und Gemeinschaft für die Menschen zu sein.

Aber um wieder eine größere Relevanz in unserer Gesellschaft zu gewinnen, muss die Amtskirche auch etwas dafür tun. Sie muss erkennen, dass der gegenwärtige Kurs etliche Menschen aus der Kirche treibt und viele von ihnen verletzt.

Ich wünsche mir daher, dass die obersten Kirchenverantwortlichen die "Zeichen der Zeit" erkennen und danach handeln. Und ich hoffe, dass die Kirchenbasis weiterhin laut bleibt, auf Missstände hinweist, aber gleichzeitig den Bischöfen Mut zuspricht, damit diese mit Rückenwind für die Reformanliegen der Basis in Rom kämpfen können. Wenn alle gemeinsam an der Veränderung arbeiten und es zulassen, dass Kirche sich ändert - denn sie tat es immer - dann wird sie auch in Zukunft auch weiterhin wichtig für die Menschen sein. 

Ihre Jacqueline Straub