Königsmoos
Missbrauch, Zölibat und Bio-Ware

Landfrauentag: Pfarrer Stephan Rauscher springt als Redner ein - und vermittelt eine positive Botschaft

17.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:56 Uhr
Pfarrer Stephan Rauscher hielt beim Landfrauentag den Festvortrag. −Foto: Hammerl

Königsmoos - "Wer von Euch geht wieder in die Kirche, wenn ich heiraten darf?

", fragte Pfarrer Stephan Rauscher provokant auf dem Landfrauentag in Untermaxfeld. Kreisbäuerin Regina Plöckl hatte ihn kurzfristig nach der Absage von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gebeten, den Festvortrag zu halten.

Die Entscheidung zum Zölibat verglich der gebürtige Gachenbacher mit der Entscheidung für eine Ehefrau - damit kämen alle anderen Frauen auch nicht mehr infrage. Zum Thema Missbrauch stellte er klar: "Jeder Pfarrer, der ein Kind missbraucht hat, ist einer zu viel". Er warnte aber auch davor, pauschal den ganzen Berufsstand unter Generalverdacht zu stellen: "Es wird auch ein paar blöde Bauern geben, dafür könnt ihr nichts. "

So unterhaltsam wäre der Vortrag der Landwirtschaftsministerin sicherlich nicht ausgefallen. Rauscher schaffte es mühelos und vor allem höchst kurzweilig, seinen mehr als 400 Zuhörern seine Botschaft zu vermitteln, eine Botschaft voller positiver Energie, von Gemeinschaft, Zusammenhalt und christlichen Werten. Das Ganze verpackt in heitere, oft selbst ironische Ich-Botschaften, beginnend mit seinem Hauptschulabschluss, "denn ich war nicht der Fleißigste". Immerhin aber habe er schon früh alles beerdigt, was es im Dorf an Hunden, Katzen und sonstigem Getier gebührend zu beerdigen gab. Sein Abitur holte er dann im Alter von 21 Jahren nach und heute betreut er sechs Gemeinden und 18 Kirchen, macht Hopfensegnungen, "damit alle ihr Bier bekommen" und hält im Schnitt 80 Beerdigungen im Jahr ab, "zum Glück aber auch ebenso viele Taufen".

"Landwirtschaft und Kirche gehören zusammen", betonte Rauscher, der das Bienenbegehren nicht unterschrieben hat. Denn das Thema sei weitaus komplizierter als die ausgezeichnete Öffentlichkeitsarbeit der Initiatoren glauben machen wollte. "Heute redet jeder mit, obwohl er keine Ahnung hat", sagte der Pfarrer, der genau das auch in seinem eigenen Beruf erlebt. "Wir könnten noch Bauern brauchen, alle wollen Bio und frische Ware - aber keiner will die Arbeit machen", zog er eine Analogie zum Pfarrberuf. Mitunter bekommt er merkwürdige Anfragen, so zum Beispiel nach einer "freien Trauung". Was das sei, habe er die Braut gefragt und zu hören bekommen, sie habe mit Kirche nichts am Hut, "aber Sie gefallen mir, Sie möchte ich dabeihaben". Was er schon deswegen ablehnt, weil er nicht wüsste, was er zu einer solchen Trauung tragen solle. Rauscher geht üblicherweise im Talar, "nicht weil ich mich als etwas Besseres fühle, sondern um Farbe zu bekennen - man darf ruhig sehen, dass wir noch Pfarrer haben". Zum Thema Zölibat sagte er noch, es gebe keinen Grund, enttäuscht auf Papst Franziskus zu reagieren. Thema der Amazonassynode sei vor allem die Umwelt gewesen, der Zölibat lediglich ein Randthema in der Frage: "Wie können wir die Botschaft, die unsere Kultur groß gemacht hat, den Menschen dort bringen? "

ahl