Schrobenhausen
Michl Müller in der Alten Schweißerei

Rund 750 Besucher kringelten sich beim Auftritt des Comedians vor Lachen

25.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:20 Uhr
Wenn ein Programm schon "Müller...nicht Shakespeare" heißt, dann sollten nach Möglichkeit auch beide da sein: Michl Müller und William Shakespeare (o.). Für sein aktuelles Programm hat sich Müller ein romantisches Bühnenbild angeschafft. −Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Auf seiner Suche nach "Liebe, Glück und Unsterblichkeit", auf die sich Michl Müller in seinem Programm "Müller...nicht Shakespeare" begab, begleiteten den Comedian am Donnerstagabend rund 750 Besucher in der Alten Schweißerei. Und sie hatten eine Menge Spaß.

Die berühmte Gürtellinie - Michl Müller definiert sie neu. Denn die liegt bei Michl Müller schon ziemlich weit unten. Mit einem eher deftigen Humor sollte der Besucher bei dem Komödianten, der sich ja selber gern als Dreggsagg bezeichnet, also durchaus ausgestattet sein. Und es sind viele unter den 750 Gästen, die sich bei buchstäblich jedem von Müllers Witzen vor Lachen kringeln.

Viel geht es ums Untenrum, die Leibesmitte. Und um Körperhygiene. Die hat es Müller in seinem aktuellen Programm besonders angetan. Die weltbewegende Frage, wer denn nun wann genau und bei welcher Gelegenheit eine frische Unterhose anhat - oder eben nicht -, sie zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm. Aufs Auf-die-Bühne-Holen eines "Opfers" aus dem Publikum verzichtet Müller; was nicht bedeutet, dass nicht doch einer dran glauben muss. Der heißt an diesem Abend Sebastian und kommt aus Ingolstadt.

Womöglich habe Shakespeare ja für seine Zeit Umgangssprache gesprochen, sinniert Müller. "Es war die Nachtigall und nicht die Lerche - da hat vielleicht jeder in dem Theater gwusst, die Julia is ja dumm wie drei Meter Feldweg in Ingolstadt." Spätestens jetzt dürfte Sebastian aus Ingolstadt wissen, wo der Hammer hängt. Vorhängeschlösser und Sex, Anbieterwechsel, Servicehotlines, oder E-Zigaretten - "I renn doch net mit a brennenden Blockflötn in der Gegend rum" - Promis (explizit Ed Sheeran) oder Fernsehen: Es ist ein abenteuerlicher Themen-Trip, im gewohnten Müllerschen Affenzahn, mit dem der Comedian seine Gäste durch sein mehr als zweieinhalbstündiges Programm jagt.

Nicht mal mehr den Tatort könne man noch glotzen, frotzelt Müller. "Wenn du Pech hast, spielt Helene Fischer mit. Wenn du noch mehr Pech hast, der Til Schweiger auch noch." Und meistens sei ja gar keine Leiche mehr dabei - vor lauter schöner Landschaften á la Rosamunde Pilcher. William Shakespeare ist an diesem Abend in der Schweißerei übrigens auch anwesend. In Form eines auf einer antik anmutenden, mit weißem Spitzendeckchen bedeckten Säule drapierten Totenschädels. Hin und wieder darf Shakespeare mitmischen, steuert im ostdeutschen Tonfall mehr oder minder Sinnbringendes zur Show bei.

Die eingefleischten Michl-Müller-Fans klatschen bei jedem seiner Songs mit, lachen und applaudieren viel. Themen wie die "ddürgischen" Nationalmannschaftsspieler Özil und Gündogan streift der Comedian mit dem unüberhörbar fränkischen Zungenschlag mal eben so im Vorbeigehen, genauso wie Rauchmelder, Schönheits-OPs, Shisha-Bars oder - immer für einen Gag gut - Homöopathie. Wasser beinhalte ja gar keine Information mehr, spöttelt Müller. "Ich hab mich mal mit Wasser unterhalten. Da war ich so besoffen, da hab ich Brot ins Klo geworfen - für die WC-Ente."

Nach allen Regeln der Kunst lässt sich der Comedian auch über die politische Kaste aus: Die Groko erneuern? "Das ist ja, wie wenn man aufm Sterbebett Pläne fürs Abitur macht." "Trixi von Storch" müsse der Storch schon "von ganz weit oben abgeschmissen" haben. Und dann wäre da noch der "Sozn-Quickie um Martin Schulz". Überhaupt...die SPD: 16 Prozent. "Selbst Eierlikör hat mehr Prozent."

Die Liebelei um Romeo und Julia wäre beim Dreggsagg ja ganz anders ausgegangen. Romeo, der bei ihm Hassan heißt, trifft auf eine Julia, die schon einen Freund hat: Sebastian aus Ingolstadt.

Mit einem Medley, in dem der Comedian, der mit seinen 46 Jahren irgendwie immer noch wie ein großer Lausbub daherkommt, nochmal so richtig abgeht, endet die Show. Extremst sexy - oder eher zum Brüllen komisch - tanzt Michl Müller dazu. "Ekstase" nennt er das. "Fränggische Ekstase". Und da kann dann selbst Helene Fischer noch was lernen.

 

Ute De Pascale