Schrobenhausen
Lebendige Verehrung bis in die Gegenwart

Gedenktag am 4. Juli: Eine Statue des heiligen Bischofs Ulrich findet sich in der Hof- und Wallfahrtskapelle Maria Namen im Weiler Högenau

03.07.2020 | Stand 02.12.2020, 11:03 Uhr
Der heilige Bischof Ulrich und Bistumspatron von Augsburg in der Darstellung mit Evangelienbuch und Fisch in der Hof- und Wallfahrtskapelle Maria Namen im Weiler Högenau. −Foto: Hammer

Schrobenhausen - "Streiter in der Not, Helfer bei Gott!

Du Bischof und Held, von Gott auserwählt, mit Glaubenskraft beseelt! Bitt' für uns St. Ulrich. " Dieses in der leidvollen Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Lied zeugt von einer bis in die Gegenwart lebendige Verehrung des großen Bischofs.

Ulrich ist um 890 in Wittislingen bei Dillingen als Sohn des alemannischen Grafen Hubald von Dillingen und dessen Frau Thietburga geboren. Er wurde von seinem Vater für den geistlichen Stand bestimmt und studierte um 900 bis 908 im Kloster St. Gallen. 909 wurde er Kämmerer seines Onkels, des damaligen Bischofs Adalbero von Augsburg und verwaltete gleichzeitig die großen Familiengüter. Nach dem Tode Adalberos zog er sich ganz auf diese Güter zurück, weil er bei der Nachfolge seines Onkels als Bischof übergangen worden war. Erst 923 wurde er nach dem Tod des bevorzugten Bischofs Hiltin auf Empfehlung seines Verwandten, des Herzogs Buchard I. von Schwaben durch König Heinrich I. als Bischof von Augsburg eingesetzt. Seine Bischofsweihe war am 28. Dezember 923.

Der heilige Ulrich war wohl der einflussreichste Kleriker seiner Zeit. Er war Staatsmann, Bischof und Volksheld. Ulrich stand durch seine starke Politik bei den deutschen Kaisern Heinrich I. und Otto I. in hohem Ansehen. Er nahm seine seelsorgerischen und auch die staatlichen Aufgaben sehr ernst. Er sorgte für Klöster und unterstützte die Armen. Auf die Gestaltung der Liturgie nahm er starken Einfluss. 926 sorgte er für die Befestigung Augsburgs mit steinernen Mauern. Im August 955 erreichten die Ungarn, die damals durch ganz Südeuropa zogen, auch Augsburg. Sie belagerten die Stadt, scheiterten aber bei der Einnahme am Mauerring. Ulrich befehligte hoch zu Ross die Verteidiger. Ohne Schild und Waffen, nur mit der Bibel in der Hand, sei er der Legende nach den andrängenden und militärisch weit überlegenen Heiden entgegen geritten. Am Laurentiustag 955 fiel die Entscheidung auf dem Lechfeld südlich von Augsburg. Die Ungarn wurden vernichtend geschlagen. Sie hielten sich jedoch im Umland plündernd schadlos. Nach diesen Kämpfen stieg Ulrich endgültig in die obere Schicht der Mächtigen Deutschlands auf. Zur Anerkennung dieser Leistungen erhielt Ulrich von Kaiser Otto I. das Privileg der Münzprägung. Ulrich baute dann die von den Ungarn zerstörten Klöster und Dörfer seines Gebietes wieder auf.

Ab 960 etwa begann Ulrich sich mehr und mehr zugunsten seiner geistlichen Aufgaben zurückzuziehen: 963 verlieh er die Verwaltung von Heeres- und Hofdienst an seinen Neffen Adalberto. Im Folgenden widmete er sich ganz den spirituellen Aufgaben: Er pilgerte mindestens viermal nach Rom, von wo aus er auch diverse heilige Reliquien nach Augsburg überführen konnte. Er reiste viel durch sein Bistum, predigte selbst, spendete überall die Firmung. All das machte ihn beim Volk überaus beliebt.

Ulrich starb am 4. Juli 973 in Augsburg und wurde in der wiederaufgebauten Augsburger Kirche St. Afra beigesetzt. Schon kurz nach seinem Tod setzte die religiöse Verehrung ein. Sein Todestag ist auch sein Gedenktag. Ulrich wurde durch die Synode im Lateran unter Vorsitz von Papst Johannes XV. am 31. Januar 993 als erster in einem offiziellen Verfahren zur Heiligsprechung/Kanonisation heiliggesprochen. Ulrich wurde bald schon zum Patron zahlreicher Kirchen gewählt. Ulrich-Brünnlein die der Überlieferung nach auf seine Fürbitte entsprangen, helfen bei Augenleiden.

Ulrich lebte selbst enthaltsam wie ein Mönch. Die Fischlegende um ihn berichtet, dass er einem Boten an einem Freitag ein Stück Braten von seiner Tafel als Wegzehrung mitgegeben habe. Als der Bote seinem Herrn, dem Herzog von Bayern, den Frevel zum Freitagsgebot durch Vorzeigen des Fleisches beweisen wollte, war dies zu einem Fisch verwandelt.

Dargestellt wird der heilige Ulrich im Ornat eines Bischofs und mit einem Fisch. Weitere Attribute sind ein Evangelienbuch, ein Engel, ein Stab, ein Pferd oder eine Ratte. Er ist der Patron der Stadt und des Bistums Augsburg, der Winzer, Weber, Fischer und Fischhändler und der Reisenden. Er wird angerufen gegen Augenleiden, bei einer schweren Geburt, bei Ratten- und Mäuseplagen und bei Wassergefahren sowie um gutes Wetter.

In vielen Kirchen auch im Schrobenhausener Land sind Darstellungen des heiligen Ulrich zu finden, als Heiligenfiguren oder in Glasfenstern. Um Ulrich bildeten sich auch wichtige Bauernregeln heraus, wie zum Beispiel: "Regen am St.-Ulrichstage, gibt bei den Birnen Würmerplage", oder "Regen am St.-Ulrichstag, es noch manche Tage regnen mag: Auch geht dann das Getreide fehl und schlechtes Korn gibt schlechtes Mehl" und "Wenn es am Ulrichstag gewittert, jede Nuss am Baume zittert". Um den St.-Ulrichstag herum sollte also besser schönes Wetter herrschen.

hhn