Langenmosen
Geld versus Umwelt

Gut fürs Klima, aber teuer: Gemeinderat Langenmosen diskutiert über die Investition in ein Nahwärmenetz

15.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:29 Uhr

Zwei, die sich einig sind: Langenmosens Bürgermeisterin Mathilde Ahle und Ingenieur Thomas Winkler. Beide finden, dass die Gemeinde in ein Nahwärmenetz investieren sollte. Jetzt muss nur noch der Gemeinderat seine Zustimmung geben. - Foto: Burgstaller

Langenmosen (SZ) Keine leichte Entscheidung, die der Langenmosener Gemeinderat da zu treffen hat: Soll die Gemeinde rund 300 000 Euro in ein Nahwärmenetz investieren oder bei Einzelheizungen bleiben? Argumente gibt es für beide Varianten, das wurde in der Sitzung am Dienstagabend klar.

"Wir müssen auf jeden Fall die Heizanlagen von Bauhof und Kindergarten erneuern", erklärte Bürgermeisterin Mathilde Ahle (CSU). Handlungsbedarf bestehe also auf jeden Fall und dass die Gemeinde so oder so Geld lockermachen muss, sei damit auch klar. Warum also nicht gleich eine klimaverträgliche Variante mit Biomasse - die Wahl fiel auf Hackschnitzel - wählen? Die globale Erwärmung solle ja auf zwei Grad begrenzt werden - "das ist eine große Sache und auch wir müssen handeln", so Ahle. "Ich finde, wir als Gemeinde sollten beim Klimaschutz Vorbild sein."

Schon in früheren Sitzungen war ein Nahwärmenetz, das die Gebäude der Gemeinde versorgen soll, im Gespräch gewesen. Weil sich das Thema aber doch recht komplex darstellt, hatten die Räte im Januar beschlossen, sich eine Expertenmeinung einzuholen - und die kam am Dienstagabend von Thomas Winkler vom Ingenieurbüro Gammel aus Abensberg.

Der legte zunächst einmal die Fakten dar: In der Summe kommen in Langenmosen rund 250 Meter Leitungsweg zusammen, insgesamt haben die angeschlossenen Gebäude einen Wärmebedarf von zirka 250 Megawattstunden (MWh) im Jahr. Dazu kommen noch einmal 50 MWh. "Die gehen im Netz verloren", so Winkler. Versorgt werden sollen zunächst der Bauhof, der Kindergarten, die Schule und der Hof der Bürgermeisterin, in einer zweiten Stufe könnte das Pfarrhaus dazukommen. Investieren müsste die Gemeinde 110 000 Euro für Heizung und Kessel, 142 000 Euro für das Netz und noch einmal gut 55 000 Euro für Baunebenkosten plus Puffer. Mit rund 307 000 Euro wäre Langenmosen also dabei - nicht gerade wenig und mit Zuschüssen sieht es eher mau aus. Gerade einmal 17 000 Euro gibt es für das Nahwärmenetz und magere 1000 Euro für den Biomassekessel. Um die Bio-Klima-Förderung abzustauben, ist der Wärmebedarf der Gemeinde zu gering.

So weit, so gut also. Was allerdings dann kam, schmeckte den Gemeinderäten erst mal gar nicht: Will die Gemeinde ihre Gebäude über ein Nahwärmenetz mit Hackschnitzeln heizen, zahlt sie im Vergleich zur Versorgung mit Öl drauf. Die Heizkosten kämen im Jahr auf rund 24 000 Euro. Das sind gut 3700 Euro mehr als mit den derzeitigen Ölheizungen. "Vom Kosten-Nutzen-Faktor ist das also uninteressant für uns", merkte Michael Bader (CSU) sofort an. "Wenn Sie nur aufs Geld schauen schon", gab Winkler zu. Aber da sei ja noch mehr.

Schließlich gehe es ja auch um den Klimaschutz, darum, der Umwelt etwas Gutes zu tun. Und da sei dann das Nahwärmenetz wieder klar im Vorteil. Grund: der Primärenergiefaktor. Der umfasst die Verluste der Energiebereitstellung und dient vereinfacht gesagt dazu, die CO2-Emissionen eines Gebäudes zu berechnen. Je niedriger also der Faktor, desto besser. Wie hoch der erlaubte Emissionswert eines Gebäudes sein darf, ist in der Energieeinsparverordnung (EnEV) festgelegt. Während der Primärenergiefaktor beim Heizen mit Nahwärmenetz und Hackschnitzeln bei 0,51 liegt, ist er mit 1,1 beim Heizen mit Öl fast doppelt so hoch. "Auswirkungen hat das vor allem, wenn neu gebaut wird innerhalb des Netzes", erklärte Winkler. Damit ein neues Gebäude mit einfacher Ölheizung mit ihrem hohen Primärenergiefaktor der EnEV genügt, muss es schon sehr gut gedämmt sein. "Da geht es dann richtig in die Baukosten", erklärte Winkler. Und dann ist da ja noch das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz, das vorschreibt, dass neue Gebäude einen Teil ihrer Energie regenerativ gewinnen müssen. "Auch das also wäre mit dem Nahwärmenetz abgedeckt", sagte der Experte. "Und", so Winkler weiter, "der größte Vorteil an dieser Sache ist ja das Netz an sich. Egal, welche Energiequellen noch kommen, da ist man flexibel. Man kann alles vorne dran schließen."

Das sahen auch die Räte ein, auf einmal schien das mit dem Draufzahlen nicht mehr ganz so wild. "Wir brauchen in Kindergarten und Bauhof eh neue Heizungen und wir wollen ja von den fossilen Brennstoffen weg", machte sich Manfred Baierl (CSU) für das Nahwärmenetz stark. "Und selbst wenn wir mit Öl weiterheizen, kommt bestimmt irgendwann das Amt und sagt, dass wir was wegen den Emissionen machen müssen." Die Bürgermeisterin pflichtete ihm bei: "Genau, dann sind wir auch flexibel, was die Zukunft angeht." Insgesamt schien es, als wäre nach dieser intensiven Sitzung der Weg für das Langenmosener Nahwärmenetz frei. Entschieden hat der Gemeinderat am Dienstagabend allerdings noch nichts. Er will sich bei seiner Klausur am 7. und 8. April noch einmal mit dem Thema befassen.