Ehekirchen
"Jetzt geht es mit der Arbeit los"

Nach dem Wahlerfolg kommt der politische Alltag: Martina Baur setzt sich ab heute im Bezirkstag für ihre Heimat ein

05.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:52 Uhr
Neu-Bezirksrätin: Martina Baur will sich für den Stimmkreis einsetzen. −Foto: Janda

Ehekirchen (SZ) Es hat ein bisschen gedauert, bis sich bei Martina Baur die Jubelstimmung nach ihrem Wahlerfolg gelegt hat.

"Das war bestimmt eine Woche lang Euphorie", sagt die CSU-Politikerin aus dem Ehekirchener Ortsteil Dinkelshausen, betont aber auch: "Jetzt geht es mit der Arbeit los. " Denn heute tritt die 35-Jährige im oberbayerischen Bezirkstag ihr Mandat an.

Arbeit ist dabei wohl das treffendste Wort, denn langweilig dürfte Baur in dem Gremium nur schwerlich werden. Das liegt vor allem an der Themenfülle, für die sie und ihre Kollegen im künftig 82 Mitglieder zählenden Plenum zuständig sind. Es geht ums Soziale, um die Kultur, die Heimat- und die Denkmalpflege - alles spannende Bereiche, findet Baur. Aber auch solche, in die sie sich zum Teil erst einarbeiten muss. "Daher weiß ich auch noch nicht genau, was mich erwarten wird. " Völlig ahnungslos wird sie allerdings heute nicht in die erste Sitzung in München gehen.

Dafür hat ihr Vorgänger, der Gachenbacher Robert Knöferl, gesorgt. Und auch von ihrem Chef erwartet sie sich wertvolle Impulse. Denn Baur arbeitet in der Augsburger Kreisverwaltung als Wirtschaftsförderin, der dortige Landrat Martin Sailer (CSU) ist nicht nur neues Mitglied im schwäbischen Bezirkstag, sondern dort zudem heißer Kandidat für den Posten des Präsidenten. Eine oberbayerische Bezirksrätin in seinem Nachbarbüro dürfte daher schon mal eine gute Voraussetzung für künftige Synergien bieten - zumal Baurs Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen an Schwaben grenzt.

Ganz oben auf der Agenda der Dinkelshausenerin, die Soziale Arbeit und Sozialwissenschaften studiert hat, steht nun das Schwerpunktthema Soziales. In diesen Bereich fließt auch der Großteil der Millionenbeträge, die der Bezirk jedes Jahr ausschüttet. Baur wird künftig bei der Verteilung ein Wörtchen mitreden, vor allem im Sozial- und Gesundheitsausschuss des Bezirkstags, dem sie nun für ihre Fraktion angehört. Darüber hinaus ist sie Mitglied im Personalausschuss und im Stiftungsrat der Stiftung Donaumoos, an welcher der Bezirk beteiligt ist. Alle drei Gremien behandeln aus ihrer Sicht wichtige Themen. "Denn da spielt die Musik", sagt sie. Das gilt auch für die Entwicklung des Donaumooses, an dessen Rand sie selbst wohnt. Ihre Meinung: "Das funktioniert nicht mit radikalen Lösungen, sondern nur, wenn man die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt. "

Ein politischer Neuling ist Martina Baur nicht, immerhin gehört sie unter anderem der CSU-Spitze im Landkreis an. Allerdings ist das Mandat im Bezirkstag ihr erster politischer Posten. Doch das will die 35-Jährige in den nächsten Jahren ändern. "Es ist völlig klar, das ich 2020 in den Ehekirchener Gemeinderat und in den Kreistag will - sofern ich aufgestellt werde und die Wähler mich wollen", sagt sie.

Baur weiß allerdings, dass es ihr als Bezirksrätin mit einem Kreistagsmandat wesentlich leichter fallen würde, die finanziellen Forderungen aus München an den Landkreis zu verteidigen. Denn die Höhe der Bezirksumlage ist doch immer wieder mal ein Streitpunkt, schlägt sie doch voll auf die Kreisumlage durch, welche die Gemeinden an den Landkreis überweisen müssen. Zuletzt lag die Bezirksumlage immerhin bei rund 18 Millione Euro pro Jahr, gleichzeitig fließen an eine Vielzahl an Einrichtungen in Neuburg-Schrobenhausen aber jedes Jahr mehr 25 Millionen zurück. "Deswegen gibt es die Bezirke, der Landkreis allein könnte sich das alles gar nicht leisten", findet Baur und nennt eine weitere Zahl: Allein in den beiden Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen, der zum Teil zu ihrem Stimmkreis gehört, leben 500 Menschen, die sich ihre Pflege nicht leisten können. Finanzielle Hilfe bekommen sie alle vom Bezirk. Und auch die Kultur ist eine Leidenschaft der Dinkelshausenerin, die selbst gerne Musik macht.

Baur weiß allerdings, dass viele Einrichtungen und Beratungsstellen im Alltag durchaus ihre Probleme haben. Für sie alle will sie nun ein offenes Ohr haben. Gleichzeitig hofft sie auf möglichst viele Einladungen, um auch alle Fachstellen persönlich kennenzulernen. Dabei setzt die direkt gewählte Bezirksrätin auch auf ihren Mitstreiter im Bezirkstag, Ludwig Bayer von den Freien Wählern. Ebenso wie auf Landesebene werden ihre Parteien auch im Bezirk zusammenarbeiten, dort wird allerdings - wie bisher schon - auch die SPD Teil der sogenannten Kooperation im Plenum sein. "Im Bezirkstag geht es weniger um parteipolitische Ziele", hat Baur erfahren. Stattdessen stünden dort die Menschen im Mitttelpunkt. Das perfekte Gremium für sie, findet Baur.

Stefan Janda