Berg im Gau
Kuriosum aus dem Rokoko

Berg im Gauer Pfarrkirche Mariä Heimsuchung wird heuer 250 Jahre alt

17.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:49 Uhr
Am neuen Kirchenführer haben auch Pfarrer Ludwig Michale (v.l.), Pfarrgemeinderatsvorsitzender Helmut Schreyer und Kirchenpfleger Erwin Karmann mitgearbeitet. −Foto: Foto: Hammerl

Berg im Gau (SZ) Die Berg im Gauer Pfarrkirche Mariä Heimsuchung feiert heuer ihren 250. Geburtstag. Anlässlich dieses Jubiläums hat ein Team aus Pfarrer Ludwig Michale, Pfarrgemeinderatsvorsitzendem Helmut Schreyer, Kirchenpfleger Erwin Karmann und den Pfarrgemeinderatsmitgliedern Doris Huber und Gisela Bichler einen neuen, 23-seitigen Kirchenführer erstellt.

Der neue Kirchenführer ersetzt das alte Heftchen aus dem Jahr 1970. Dafür wurden neue Fotos verwendet und der Text aktualisiert, modernisiert und vor allem deutlich gekürzt. In den nächsten Tagen soll das Heftchen an alle Haushalte der Pfarrei verteilt werden.

Groß gefeiert wird das Jubiläum dann am Sonntag, 1. Juli, mit einem Festgottesdienst um 10 Uhr und anschließendem Pfarrfest. Den Festgottesdienst wird der Scheyerer Abt Markus Eller zelebrieren, Alex Haninger und sein Kirchenchor übernehmen mit dem Streichquartett Dieter Sauer aus Pfaffenhofen und Solosängerin Theresa Spahn aus München die musikalische Gestaltung mit Mozarts Krönungsmesse.

Dass der Abt des Klosters Scheyern gebeten wurde, die Festpredigt zu halten, hat seinen Grund. Denn die Rokoko-Kirche Sankt Mariä Heimsuchung gehörte bis zur Säkularisation anno 1803 zum Kloster Scheyern, das hier auch einen eigenen Klosterhof betrieb, der im ersten Stock einen Saal sowie ein Abtzimmer mit kunsthistorisch interessanten Stuckdecken hatte, aber 1964 abgerissen wurde. Seit 1823 war der Klosterhof in Privatbesitz und als Gasthaus genutzt worden.

Die Stuckdecken dienten den Stuckateuren Kübler dann in den Jahren 1964 bis 1967 als Vorbild für die Stuckarbeiten an der Decke der Kirche. Die war zuvor recht schmucklos gewesen. Pfarrer Anton Hofmiller sei es zu verdanken gewesen, berichtet Pfarrer Michale, dass die künstlerisch wertvollen Stuckdecken des Klostersaals dank zahlreicher Fotos und Modelle zum Vorbild für den Kirchendeckenstuck wurden. Die Stuckaturen umgeben Bilder aus dem Leben Marias, die der Kunstmaler Karl Manninger ausgeführt hat. "Die Kirche ist ein Kuriosum", findet Diözesankonservator Michael Schmid. Die Altäre der heutigen Rokokokirche seien hochbarock (um 1700), die Seitenaltäre noch zirka 10 bis 20 Jahre älter. Der Stuck aber tue so, "als ob die Kirche aus dem Jahr 1710 stamme".

Glanzstück der Kirche ist der reich verzierte Hochaltar im Barockstil. Über dem Tabernakel steht eine Marienstatue mit Jesuskind, beide umgeben von doppeltem Strahlenkranz mit Engelputten. Mesnerin Karolina Angermayr zieht die beiden regelmäßig um. Drei verschiedene, kunstvoll bestickte Gewänder besitzt die wohl aus dem frühen 17. Jahrhundert stammende Marienfigur, alle drei stammen ebenso wie der Brokatvorhang aus den Regens-Wagner-Werkstätten in Hohenwart. Das weiße Gewand trägt Maria von Mai bis zum Patrozinium, das blaue anschließend bis zum Monat Oktober, den sie wieder im weißen Gewand verbringt. In der Weihnachtszeit, von Heiligabend bis zur Taufe des Herrn, wird das goldene Festgewand angelegt, anschließend trägt Maria wieder blau. Zum Umkleiden muss die Mesnerin jedes Mal die Treppe hinter dem Altar zu den Holzfiguren hinaufsteigen.

Andrea Hammerl