Schrobenhausen
Kunst vor dem Rathaus: Kein Schrobenhausener im Finale

Die zehnköpfige Jury hatte die Wahl unter 158 Einreichungen - Die Diskussion um die anstehende Stadtratsentscheidung geht weiter

18.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:20 Uhr
Er hatte seine Zeit, der Taubenbrunnen des Landshuter Künstlers Karl Reidel (1927-2006), darüber war man sich auch beim Bürgerbeteiligungsprozess im Vorfeld der Stadtsanierung einig. Die Suche für eine Nachfolge erweist sich als gar nicht so einfach. Der Tauben- und auch der Handwerkerbrunnen (im Hintergrund), die 2018 abgebaut wurden, hat die Stadt übrigens eingelagert. −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen - Optische Täuschung oder Regenschirm - um diese Frage geht es demnächst im Schrobenhausener Stadtrat.

Ende Mai steht die Entscheidung darüber an, welche Kunst künftig den Lenbachplatz zieren soll. Inzwischen gingen weitere Lesermeinungen ein, und auch der ehemalige Kulturreferent der Stadt hat sich zu Wort gemeldet.

Offenbar hat sich Klaus Englert in den vergangenen Tagen einiges anhören müssen. Nachdem er, wie er mitteilt, von mehreren Seiten für das Ergebnis des städtischen Kunstwettbewerbs verantwortlich gemacht wurde, hat er sich am Montag in der SZ-Redaktion zu Wort gemeldet und stellt klar, dass er nicht Teil der Jury war, die die Kunst für den Lenbachplatz aussuchte (siehe eigener Bericht). Und er lässt auch keinen Zweifel daran, dass er mit dem Ergebnis nicht glücklich ist.

Der Redaktion liegen Teile eines Monate alten E-Mail-Verkehrs des alten Stadtrats vor - da hatte Englert die Entscheidung auch schon scharf kritisiert. Die CSU hatte damals Bastian Fuchs in die Jury berufen. Weitere Mitglieder waren Georg Berger (proSob), Rudi Koppold (FW), Martha Schwarzbauer (SPD), Franz Mühlpointner (BVS), Claudia Freitag-Mair seitens der Stadt sowie die BBK-Künstler Florian Froese-Peek, Michael Gruber, Nausikaa Hacker, Sabrina Straub und Kay Winkler.

Die Jury hatte damals die Wahl unter 158 Einreichungen. Die Vorschläge wurden bewertet, ohne zu wissen, welcher Künstler sich hinter welchem Entwurf verbarg. Auch zahlreiche Schrobenhausener Künstler hatten sich beworben - kein einziger von ihnen konnte die Jury so überzeugen, dass er oder sie unter die letzten Zehn kam. In einer zweiten Runde, die fast einen ganzen Tag dauerte, hatte die Jury dann die beiden Vorschläge herausgefiltert, die nun zur Wahl stehen.

Hier nun weitere Lesermeinungen zu den Preisträgern:

Gitti Sandner: "Ich bin schon ziemlich entsetzt, was alles unter dem Namen Kultur läuft. Vielleicht sollten sich die Stadträte mal die Anlage in der Lachen anschauen. Ich weiß von vielen Eltern mit Kindern, dass sie diesen Duftgarten einfach toll finden - dort lohnt es sich zu verweilen. Ich bin der Meinung, Schrobenhausen hat etwas bessere Kunst verdient. Der neue Stadtrat sollte sich die Entscheidung nicht aus der Hand nehmen lassen. Die Schrobenhausener haben vielleicht auch deshalb einen anderen Bürgermeister gewählt. "

Günter und Monika Holz: "Für die Gestaltung am Rathausplatz könnten wir uns am ehestens die optische Täuschung vorstellen. Aber warum beauftragt man nicht Richard Gruber aus Hörzhausen als einheimischen Künstler für die Kunst vorm Rathaus? Er hat ja bereits den Brunnen im Duftgarten in der Lachen überaus treffend und sehr schön gestaltet. "

Hartmut Giehl: "Als ich die beiden zur Wahl stehenden Objekte zur Verschönerung des Rathausplatzes in der Zeitung gesehen habe, war ich irritiert bis schockiert. Ich habe nichts gegen moderne Kunst, aber was hat ein verschrumpeltes, sterbendes Elefantenbaby mit Lenbachs rotem Schirm zu tun? Das missglückte Etwas erinnert höchstens an Bleigießen zu Silvester. Da die Figur noch silbrig glänzen soll, wird sie die am Platz sitzenden Besucher blenden und die Aufenthaltsqualität nicht erhöhen, sondern verschlechtern. Da es begeh- und bespielbar sein soll, werden Kinder dort hoch klettern und auf das Pflaster knallen. Das alternative Kunstwerk mit den unregelmäßigen schwarzen und weißen Fliesen hat bei mir eine Migräne ausgelöst, denn es hat die Wirkung einer Stroboskoplampe. Es wirkt unruhig und unangenehm und ist nicht geeignet, die Aufenthaltsqualität des Platzes zu verbessern. Das minimalistische schwarze Stangerl mit dem weißen Etwas oben macht es auch nicht besser. "

Ernst Vogl: "Mit Verlaub - finde ich den Regenschirm hässlich und die optische Täuschung nicht passend für unseren Lenbachplatz. In der Zeit der Klimaerwärmung fände ich es passender, wenn der Platz viele Bäume und wenig Pflaster erhalten würde. Ich könnte mir einen Brunnen mit richtigem Wasserlauf (keine Rinnsale wie die bestehenden Wasserläufe) und passenden Skulpturen dazu vorstellen, damit jeder sich etwas vorstellen kann. Ich finde zum Beispiel die Brunnen in der Lachen und in Sandizell beim Maibaum sehr gelungen und für jeden ansprechend. Wir wollen doch eine familienfreundliche Stadt sein - wie wäre es mit einem Spielplatz? Vielleicht macht der neue Stadtrat sich noch mal die Mühe, über das Thema zu diskutieren. "

SZ