Königsmoos
Der neue Pfarrer spricht zehn Sprachen

Pater Thomas Pendanam hat sich in der Pfarreiengemeinschaft Königsmoos eingelebt

28.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Die Aloe Vera Pflanze begleitet Pater Thomas schon lange und hat in seinem Wohnzimmer ihr neues Zuhause gefunden. - Foto: Hammerl

Königsmoos (DK) Er beherrscht zehn Sprachen - neben seinem Heimatdialekt Malayalam, den indischen Amtssprachen Hindi und Englisch auch Deutsch, Italienisch, Latein, Sanskrit und Tamil, den Dialekt des Nachbarbundeslandes von Kerala, sowie weitere indische Dialekte. Mit Pfarrsekretärin Pia Heigl reicht Pater Thomas Pendanam MST eine Sprache zur Verständigung.

Seit Anfang September leitet der 59-jährige Inder, der der Missionsgesellschaft vom heiligen Thomas dem Apostel (Missionary Society of St. Thomas, MST) angehört, die Pfarreiengemeinschaft Königsmoos und hat sich schon recht gut eingelebt. "Bis jetzt habe ich einen sehr guten Eindruck", sagt er vergnügt lächelnd und erzählt vom großen Putztag in der Untermaxfelder Kirche St. Joseph. Dass da mehr als 20 Leute zum Helfen gekommen sind, hat ihn überrascht und sehr gefreut. "Das ist eine große Erleichterung für mich, dass hier so viele Ehrenamtliche mithelfen", fährt er fort und lobt die Menschen im Donaumoos, die er als sehr freundlich erlebt hat. Viele kämen vorbei und böten ihre Hilfe an. Richtig kennengelernt hat er bislang überwiegend die Haupt- und Ehrenamtlichen der Pfarreien, mit den anderen könne es noch eine Weile dauern denn "so viele speichert mein Computer nicht", sagt er lachend und tippt sich an die Stirn. Schon in der ersten Woche hat er an einem Ausflug teilgenommen, und ist mit den Klingsmooser Senioren nach Wemding gefahren.

Pater Thomas hat es schon immer zu den Menschen hingezogen. Geboren und aufgewachsen ist er im südindischen Kerala, als ältester von vier Söhnen einer katholischen Bauernfamilie. Die Familie prägte ihn, sodass er sich früh für den Priesterberuf entschied. "Ich war einfach begeistert", erklärt er seine Berufung. Ein Onkel sei Benediktiner gewesen und habe ihm bei seinen regelmäßigen Besuchen inspiriert, ebenfalls Priester zu werden. Obwohl der junge Mann begeistert vom Leben des Onkels war, wusste er, dass das strenge, klösterliche Leben nicht seins wäre. "Ich wollte ein freieres Leben, wollte mehr bei den Menschen sein", erzählt er. Daher entschied er sich für den Orden der Thomas-Missionare, denn als Missionar oder auch als Pfarrer mit eigener Gemeinde habe er einfach mehr Freiraum und mehr Entscheidungsmöglichkeiten. Die Thomas-Missionare sehen sich weniger als klösterlichen Orden, denn als missionarische Gemeinschaft. Sie sind nicht verpflichtet, im Kloster zu leben, aber natürlich gibt es Strukturen.

Zum Priester geweiht wurde Pater Thomas 1985 in seinem Heimatdorf Chemperi in Kerala. Dazu kam der Bischof eigens ins Dorf. Das sei eine sehr berührende Zeremonie gewesen, erzählt Pater Thomas, den es besonders freute, dass der Bischof auch sein Elternhaus betrat und dort den kranken Vater besuchte. Nach der Priesterweihe trat er seine erste Stelle im Bundesstaat Tamil an. Dann lebte er zwei Jahre in Nordindien als Lehrer in einem Priesterseminar. Es folgten zwei Jahre in Rom, wo er als Lizenziat von 1988 bis 1990 Missionswissenschaften studierte. Schon während dieser Zeit war er besuchsweise in Deutschland und übernahm Vertretungen in Köln, Gummersbach, Stuttgart, im Allgäu und in Neuburg an der Karmel. Anschließend war er noch einmal sechs Jahre in der Mission, diesmal in der Nähe von Bombay, wo Christen nur einen Bevölkerungsanteil von 0,5 Prozent ausmachen. Im Jahr 1995 kam Pater Thomas nach Deutschland und trat seine erste Stelle in St. Konrad, in Augsburg-Bärenkeller bei Pfarrer Karl Mair an. Nach drei Jahren wurde Pater Thomas nach Thannhausen bei Krumbach versetzt und wirkte dort weitere drei Jahre als Kaplan, ehe er nach Inning am Ammersee geschickt wurde, um dort die Pfarrei Sankt Johannes Baptist zu leiten. 15 Jahre lang, von 2001 bis August 2016 war er hier tätig, nun wurde Inning mit Herrsching zusammengelegt. Als Pater Gracious nach Indien zurückgerufen wurde, fragte der Orden bei Pater Thomas an, ob er dessen Nachfolge in Königsmoos antreten wollte. Pater Thomas sagte gerne ja, denn es mache ihm immer wieder Freude, neue Leute kennenzulernen. "Zu lange an einem Ort, das finde ich nicht gut", meint er. Ein Wechsel bedeutet zwar wieder etwas mehr Arbeit, "aber das gehört dazu".

In seiner Freizeit besucht er gerne Freunde oder seine Mitbrüder, geht Spazieren, fährt Fahrrad oder liest Bücher, am liebsten theologische oder geschichtliche. Viel Freizeit habe er ohnehin nicht, merkt er augenzwinkernd an, denn "meine Haushälterin, das bin ich selber". Gut, dass Pater Thomas gerne kocht, am liebsten indisch, Fisch und Reis. Aber er schätzt auch die bayerische und schwäbische Küche mit Kässpatzen, Leberkäse und Weißwurst. Viel ändern wird sich nicht in der PG Königsmoos, jedenfalls nicht so bald, denn Pater Thomas will erstmal abwarten, alles kennenlernen und mögliche Verbesserungsideen mit Pfarrgemeinderäten und Pastoralrat absprechen. "Schaun mer mal", sagt er. Ihm seien alle Gruppen wichtig, die Jugend ebenso wie die Älteren, die meist das Gros der treuen Kirchgänger bildeten.