Kleinhohenried
Imker und Bauern im Dialog

Fachleute diskutieren über die landwirtschaftliche Praxis und den Schutz der Bienen

14.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:49 Uhr
Eine Biene im Anflug auf eine Sonnenblume. Die Menge der Völker hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen. Imker und Landwirte suchen nun verstärkt den Dialog, um die Situation der nützlichen Bestäuber zu verbessern. −Foto: Patrick Pleul/dpa

Kleinhohenried (sgu) Mit gewohntem Elan hat Landrat Roland Weigert den zweiten Bienen-Bauern-Dialog eröffnet, zu dem der Imker-Kreisverband eingeladen hatte. 130 Gäste waren gekommen. Der Meinungsaustausch brachte unter anderem mehr Verständnis füreinander.

Schon immer hatte Bienenhonig als wertvolles Naturprodukt eine besondere Bedeutung. Seit einigen Jahren jedoch nehmen die Bienen als unersetzliche Bestäuber vieler Nutzpflanzen an Bedeutung zu, weil sehr viele wildlebende Bienen, aber auch die Menge der Bienenvölker teils massiv abgenommen haben. Weigert freute sich über die zahlreich erschienen Bauern und Imker und begrüßte die Fachleute auf dem Podium und besonders die Bienenbeauftragte des Bayerischen Landtages, die Abgeordnete Tanja Schorer-Dremel. Der Vorsitzende des Imker-Kreisverbandes, Michael Tyroller, freute sich über die große Resonanz und warb für mehr Blühendes in unserer Kulturlandschaft.

Moderator Dieter Distl aus Karlshuld bemerkte gleich zu Beginn, dass er für die Bienen vor dem Haus eine Linde habe und hinter seinem Haus ein Phaceliafeld anlegen habe lassen, ohne staatliche Förderung und so eine schöne Bienennahrung bereitstellt.

Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbundes, erklärte, dass er sich beim Deutschen Bauernverband intensiv um die Belange der Imkerei einsetze und sich derzeit für eine verbesserte Förderung von Blühflächen stark mache. Nach einem Besuch bei der EU in Brüssel deutete er an, dass es eventuell künftig wieder eine bienenvölkerbezogene Prämie geben könnte. BBV-Kreisobmann Ludwig Bayer stellte klar, dass die Landwirtschaft unbedingt die Imker und die Bestäubungsleistung der Bienen brauche, nicht nur die der Honig- und Wildbienen, sondern auch der vielen anderen Bestäuber. Der BBV möchte dies laut Bayer weiterhin fördern und plane, dass sich bald durch ganz Bayern Blühstreifen ziehen. Er bedauerte, dass es unter den Bauern immer noch einzelne schwarze Schafe gebe, denen beim Pflanzenschutz Fehler unterlaufen, was er auch bei seinen Berufskollegen anspreche.

Martin Gruber vom Landwirtschaftsamt Pfaffenhofen sagte, das Thema Bienen sei im neuen Lehrplan aufgenommen und ausgebaut worden. Dass Bauern die gesetzlichen Auflagen im Pflanzenschutz einhalten müssen, unterstrich er ebenso wie Bayer, aber Bauern müssten auch ihre Pflanzenschutzmittel bei Bedarf anwenden können, ohne geächtet zu werden.

Die Beobachtungen der Imker gerade beim Pflanzenschutz nahmen in der Diskussion einen breiten Raum ein. Bienenungefährliche, sogenannte B4-Spritzmittel können zum Beispiel im Rapsanbau grundsätzlich ausgebracht werden, aber nicht während der Flugzeit der Insekten.

Annette Freibauer, Leiterin des Instituts für Agrarökologie in Freising, stellte ihre Mittlerfunktion zwischen Bauern und Imkern dar und verwies auf eine neue Informationsschrift ihres Instituts zum Schutz vieler hoch gefährdeter Wildbienen. Diese Vorschläge dort helfen auch den Honigbienen. Sie konnte ein dreijähriges Forschungsprogramm zum Problem des Insektenrückgangs vergeben, um künftig weitere Verbesserungen anbieten zu können. Freibauer warb bei den zahlreich anwesenden Bauern für Blühflächen, von denen in Bayern bisher 13 000 Hektar im Kulturlandschaftsprogramm unter Vertrag seien.

Eckhard Döring, Leiter der landwirtschaftlichen Betriebe des Grafen von Moy in Stepperg, berichtete, dass sich seine Familie mit biologisch erzeugten Produkten ernähre und er sich seit 15 Jahren intensiv mit agrarökologischen Themen befasse. Er arbeitet viel mit Mulchsaat und Zwischenfrüchten und setzt seit vier Jahren kein Glyphosat mehr ein. Auch im Maisanbau gehe das mit einer Weißkleeuntersaat und ohne zusätzlichen chemischen Pflanzenschutz. Phacelia, eine lang blühende und bodenverbessernde Bienentracht-Pflanze, gesät nach der Ernte der Hauptfrucht, sorgt je nach Winterwitterung bis in den April des nächsten Jahres für Blühangebote. Neben den Rapsäckern stehen jährlich Bienenvölker, und zudem wird Senf angebaut, der zwar weniger ertragreich ist, aber noch länger blüht und zudem am Markt gut honoriert wird. Die Moy'schen Betriebe werden seit Juli 2017 in ökologisch anerkannter Betriebsweise geführt.

Döring handelt nach der Erkenntnis, dass das Potenzial in der Landwirtschaft nicht in der Intensivierung zu suchen sei, sondern in der ökologischen Aufwertung der Flächen, was im großen Beifall der Imker einbrachte. Michael Tyroller bat die Imker, wo immer möglich, das Gespräch mit Bauern zu suchen, da komme oft viel gegenseitiges Verständnis rüber.

Beim Thema Mulchen der Acker- und Wegränder bat Tyroller Bauern und Kommunen, diese als Feldrandhygiene gelehrte Mulcherei zu minimieren und dort nur im Sommer oder später zu mähen und das Mähgut wegzunehmen.

Peter Maske warb in der Pflanzenschutztechnik, insbesondere im Rapsanbau, künftig mit unter die Blüten abgesenkten, sogenannten Dropleg-Spritzdüsen, zu arbeiten. Dadurch bleiben sehr viele Blütenbesucher unberührt und zudem werden weniger Pflanzenschutzmittel erforderlich. Die Blühstreifen an Ackerrändern sollten verbreitert werden, damit Abtrift von Pflanzenschutzgiften nicht gerade dort auf die Blütenbesucher treffe.

Ludwig Bayer befürwortet die Wiederholung der Pflanzenschutzschulung der Bauern alle drei Jahre und motivierte diese, sich offen für die Belange der Imker zu zeigen. Annette Freibauer wird sich verstärkt mit ihrem Institut diesen Belangen widmen.