Gerolsbach
Kleine Flaute nach dem Superwindjahr

Gerolsbacher Windräder liegen noch immer über dem Soll

18.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:45 Uhr
Stillleben mit Windrädern: In den vergangenen Wochen herrschte bei den Anlagen im Gröbener Forst öfters Flaute. Gerade der Juni war von der Windausbeute her ein schwacher Monat. Doch insgesamt stimmt das Ergebnis beim Gerolsbacher Windpark noch. −Foto: Foto: M. Schalk

Gerolsbach (SZ) Es waren schon ziemlich viele Zahlen und finanztechnische Fachbegriffe, die Franz Xaver Koller seinen ehemaligen Gemeinderatskollegen da am Dienstagabend um die Ohren haute. Am Ende seines Vortrags war aber klar: Die Windräder laufen - trotz derzeitiger Flaute - immer noch gut.

Koller war selbst mal Gemeinderat, ehe er die Geschäftsführung der Gerolsbacher Windkraftgesellschaft übernahm - eine Aufgabe, die dem langjährigen Bänker natürlich liegt. Zu den Aufgaben in seinem neuen Job gehört die Information der Gemeinderäte über ihre Windräder - die Gemeinde (beziehungsweise ihr Kommunalunternehmen) hält ja inzwischen 61 Prozent der Anteile am Windpark, seitdem sie im vergangenen Jahr dem Bayernwerk weitere Anteile abgekauft hat. Das scheint übrigens ein gutes Geschäft gewesen zu sein: Obwohl der Kaufvertrag im Dezember 2017 unterzeichnet wurde und der Kaufpreis dann im März bezahlt wurde, gilt der Übergang der Anteile bereits rückwirkend zum 1. Januar 2017, wie Koller erläuterte. Damit sei die Gemeinde auch mit zusätzlichen zehn Prozent am Jahresüberschuss beteiligt, was immerhin 16000 Euro eingebracht habe.

Denn 2017 war ein überdurchschnittlich gutes Jahr. 18,1 Millionen Kilowatt Strom wurden erzeugt - 12,4 Prozent mehr als der Planwert. 2016 waren es noch 15,2 Millionen Kilowattstunden gewesen, sechs Prozent weniger als der planmäßige Jahreswert. Das war allerdings auch das Jahr der Inbetriebnahme, in dem es noch mehr Stillstandzeiten wegen der Einrichtungs- und Wartungsarbeiten gab.

Nicht ganz so gut läuft bisher 2018. Besonders im zweiten Quartal sei wegen der langen Hochdruck- und Schönwetterlagen wenig Wind gegangen, sagte Koller - dafür seien die Photovoltaikanlagen (auch solche besitzt die Gemeinde) sehr gut gelaufen. Mit 8,3 Millionen Kilowattstunden bis Ende Juni liege der aus drei Anlagen bestehende Windpark im Gröbener Forst aber immer noch um zwei Prozent über dem Planwert. Und es bleibt ja noch die Hoffnung auf einen windreichen Herbst.

Für die Bilanz 2016 habe der Wirtschaftsprüfer der Gesellschaft den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt, berichtete Koller, ehe er Zahlen aus der Bilanz 2017 nannte. Die Umsatzerlöse aus der Stromeinspeisung betrugen 1,563 Millionen Euro - eine runde Viertelmillion Euro oder 19,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Planerlöse laut Wirtschaftsplan seien um 143000 Euro übertroffen worden. Der Jahresüberschuss der Gesellschaft habe 158000 Euro betragen - 2016 waren es noch 155000 Euro Verlust gewesen. Den Cash-Flow bezifferte Koller mit 1,218 Millionen Euro. Zins und Tilgung sowie Zinszahlungen an die Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) abgezogen, bleibe ein Liquiditätsüberschuss von 384000 Euro. Wegen der hohen Verlustvorträge zahle die Gesellschaft allerdings bisher noch keine Gewerbesteuer.

Eine positive Nachricht: "Die Rückbaukosten haben wir heute schon erwirtschaftet", berichtete Koller. Gut eine halbe Million Euro muss die Gesellschaft für den Abbau der Windräder am Ende von deren Nutzung bereithalten. Die Projektfinanzierung ist auf ein Tilgungsende im Jahr 2032 ausgelegt - Koller hofft aber, dass die Windräder mindestens 20 Jahre, also bis 2036, betrieben werden können und Einnahmen bringen.

Der finanzielle Erfolg des Windparks ist für Bürgermeister Martin Seitz übrigens nur ein Nebeneffekt. Im vergangenen Jahr seien durch den umweltfreundlich erzeugten Strom 10800 Tonnen Kohlendioxid eingespart worden - "das ist der Haupteffekt".

Wie sehr die Schwankungen im Windaufkommen das Ergebnis beeinflussen, belegte Franz Xaver Koller dann noch mit zwei Zahlen: Im Januar 2018 seien 2,4 Millionen Kilowattstunden Strom produziert worden - ein Rekordwert. Im Juni seien es dann aber nur 625000 Kilowattstunden gewesen, also nur rund ein Viertel des Januarwertes.

Bernd Hofmann