Aichach
Klaus Habermann ist jetzt 65

09.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:52 Uhr
Nasse Füße? Höchstens bei der Freibaderöffnung, politisch hat sie Berufsoptimist und Macher Klaus Habermann nicht bekommen. Gestern feierte Aichachs Bürgermeister seinen 65. Geburtstag - im kleinen Kreis und ohne Trubel. −Foto: Foto: Bastian Brummer

Aichach (SZ) Seinen 60. Geburtstag verbrachte Klaus Habermann im Büro.

Am liebsten hätte Aichachs Bürgermeister schon damals auf jeglichen Trubel um seine Person verzichtet, kam als "Chef" der Kreisstadt dann aber doch nicht aus. Den ganzen Tag über gaben sich die Gratulanten die Klinke in die Hand. Nun wurde er 65 - und hat sich aus dem Staub gemacht. "Ein halbrunder Geburtstag ist doch wirklich kein Grund für große Feiern", gab er auf Nachfrage schon vor Wochen zu Protokoll. Angestoßen wird lediglich im Kreise der Familie, locker und völlig ungezwungen. "Das reicht doch. "

"Urlaub" eingereicht hat er vermutlich bei seinen Damen im Vorzimmer. Die sind das eigentlich gar nicht gewöhnt. In der Regel werden die Urlaubstage des Chefs nicht genommen und schlicht ausgebucht. Auch nach 22 Jahren im Amt hält Habermann an seiner Devise fest: Ein Bürgermeister muss immer erreichbar sein. Ob nun daheim im Wohnzimmer oder auf offener Straße mit Problemen und Problemchen konfrontiert zu werden, stellt für den Fan des 1. FC Nürnberg keine Belästigung dar.

Er hat geradezu erstaunliche Nehmerqualitäten und eine ausgeprägte Standfestigkeit. In den über zwei Jahrzehnten fehlte Habermann bei keiner Sitzung. Grippeanfälle werden kurzerhand weggeschnupft, der Begriff Burnout weggelächelt: "Burnout? Dafür habe ich keine Zeit?"

Von einem "Helfersyndrom" spricht er selbst immer wieder mal, wenn er trotz nicht ausbleibender Rückschläge oder auch persönlicher Kritik nicht von seinen Überzeugungen abweicht. Dazu kommt eine positive Grundeinstellung, die auch politisches Hickhack nicht untergraben kann. "Ich bin unverändert Berufsoptimist, auch weil ich weiß, dass wir in den letzten Jahren allen Schwierigkeiten zum Trotz ungemein viel vorangebracht haben", erklärte der - Verzeihung - "Jubilar" unlängst bei der Bürgerversammlung in Sulzbach. Jammern sei keine Option, es gehe darum, anzupacken und auftretende Probleme zu lösen. "Als Oberbedenkenträger hast du absolut keine Legitimation und vor allen Dingen keine Chance, was zu bewegen. " Das könnte auch ein Appell gewesen sein, zumal Habermann weiß, dass die Zeiten schwerer geworden sind und viele Menschen mit dem Begriff Empathie kaum noch etwas anfangen können. Die Themen sind ungleich komplexer geworden, so manche Zeitgenossen fordernder und in der Anonymität sozialer Netzwerke auch aggressiv.

Dass sich in Aichach viel getan hat und insbesondere heuer tut, lässt sich nicht bestreiten. Allein die zahllosen Großbaustellen und jüngst abgeschlossenen Großprojekte wie Hochwasserschutz, Grünzug Paar oder auch Bahnunterführung haben die Kreisstadt verändert. "Saumäßig stolz" ist Habermann zudem nach wie vor auf die erfolgreiche Fusion der Sparkassen Aichach und Schrobenhausen, auf das Milchwerk, auf den Abbau der Schulden und die weitgehend geräuschlose Aufnahme von derzeit 250 Flüchtlingen, um nur einige wenige Beispiele einer langen Liste zu erwähnen.

2018 steht darüber hinaus bereits im Zeichen der in zwei Jahren anstehenden Bayerischen Landesausstellung. "Gas geben" heißt es, um bis dahin gerüstet zu sein für den Besucheransturm und um die sich aus dem überregional im Fokus stehenden Veranstaltungsreigen ergebenden Marketingchancen optimal zu nutzen.

Apropos 2020: Ob Klaus Habermann für eine fünfte Amtszeit zur Verfügung stehen wird, lässt er hartnäckig offen. Geradezu genüsslich wird mit der Option kokettiert, werden politische Gegner und Freunde gleichermaßen im Unklaren gelassen. Die Entscheidung soll erst nächstes Jahr fallen, abhängig vom Gesundheitszustand und dem Rückhalt in der Bevölkerung. Der direkte Draht zu den Bürgern ist Habermann wichtig. Dass die Vereine bei Festen erwarten, den Bürgermeister zu sehen, hält er für selbstverständlich.

Geboren wurde Klaus Habermann am 9. Juli 1953 in seiner Heimatstadt Aichach, wo er auch die Schulbank drückte. Die ersten Grundschuljahre hieß sein Lehrer Alfred Riepl, der spätere Bürgermeister, bei dem Habermann auch seine ersten sechs "Lehrjahre" als Stadtrat absolvierte. Das war ab 1984. Der gelernte Banker leitete in Ulm eine Bankfiliale, ehe das aufreibende Pendlerleben im Jahr 1996 mit der überraschenden Wahl zum Ersten Bürgermeister ein Ende nahm.

Die SPD zog ins Aichacher Rathaus, erstmals wurde in der Paarstadt ein Amtsinhaber - noch dazu aus den Reihen der CSU - abgelöst. Der Wahlsieger wollte es zunächst selbst nicht glauben und reagierte mit Ironie, als er von Politikgranden angespitzt wurde, ob er es denn nun mit der Angst zu tun bekäme. "Ich richte mich auf drei Amtszeiten ein", entgegnete er seinerzeit frech. Mittlerweile läuft die vierte Amtsperiode, und nicht wenige Aichacher sind überzeugt, dass es auch eine fünfte geben wird.

Robert Edler