Schrobenhausen
Kindern eine Hoffnung geben

Pfarreiengemeinschaft sucht Spenden für Grundschule in Kaplan Shityos nigerianischer Heimatgemeinde

10.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:46 Uhr
Kaplan Isaac Shityo (oben) stammt aus der Nähe von Agagbe und engagiert sich für die Schule, die etwa bis 345 Kinder (l.) unterrichtet und betreut. −Foto: Shityo; Spindler

Schrobenhausen - Isaac Shityo blutet förmlich das Herz.

Der Kaplan der Schrobenhausener Pfarreiengemeinschaft ist traurig, wenn er daran denkt, was in Agagbe, dem Heimatort seiner Eltern, in den vergangenen Jahren gesehen ist - Mord und Vertreibung. Inzwischen kehren die Menschen zurück. Die Kinder können wieder zur Schule gehen, doch auch die Gebäude haben unter dem Überfall eines feindlichen Stammes gelitten. Nun soll die Schule in Ordnung gebracht werden. Am besten mit Spenden aus Schrobenhausen.

Der 36-jährige Nigerianer, der seit drei Jahren als Kaplan in Schrobenhausen ist, schaut traurig, wenn er aus seiner Heimat, die er 2016 verlassen hat, um in Deutschland als Priester zu arbeiten, berichtet. In den vergangenen vier Jahren habe ein rivalisierender Stamm von Viehzüchtern aus dem Norden des Landes immer wieder Agagbe im Süden Nigerias überfallen. Den kleinen Ort im nigerianischen Bundesstaat Benue vergleicht Shityo größenmäßig mit der Schrobenhausener Nachbargemeinde Waidhofen. Jedes Jahr einmal habe es den Übergriff gegeben. Im vergangenen Jahr sei es der schlimmste Vorfall gewesen, zahlreiche Menschen starben, wurden vertrieben und mussten in einem Flüchtlingscamp um ihr Überleben kämpfen, erzählt Shityo.

Inzwischen kehren die Bewohner von Agagbe wieder heim in ihre kleine Gemeinde 80 Kilometer von Makurdi entfernt. Die Grundschule fanden sie verwahrlost vor. Die Dächer der beiden Schulhäuser seien undicht, sagt Shityo: "Es regnet überall durch. " Auch die Fenster seien zerstört: "Es kommt überall Staub herein. " Und die Möbel für die insgesamt sechs Klassenräume in der Dr. Brew Graves Nursery and Primary School fehlen vollkommen.

Um die Schule auf Vordermann zu bringen, ist einiges zu tun. Doch das kostet Geld. In Agagbe hat der für die katholische Gemeinde zuständige Pfarrer nach Shityos Worten einmal die Reparaturkosten überschlagen: Umgerechnet etwa 12000 bis 14000 Euro würde demnach die Sanierung verschlingen. Geld, das die Gemeinde vor Ort nicht hat.

Denn in Nigeria ist der Schulbesuch nicht kostenlos und wird vom Staat finanziert wie hier in Deutschland. Die Eltern müssen Schulgeld zahlen, von dem die Lehrer ihr Gehalt und den Unterhalt der Schule bestreiten. Die Schule und der angeschlossene Kindergarten in Agagbe versorgen etwa 345 Kinder und Jugendliche. Dafür sind elf Lehrer nötig. Die Kinder kommen aus der kleinen Gemeinde und den Orten im Umland. Einen Schulbus gibt es nicht, sagt Shityo, und die Straßen seien alles andere als gut. Der Unterricht, wenn er stattfindet, dauere täglich von 8 bis 14 Uhr.

Der Priesterkollege von Shityo in Agagbe kümmert sich um die Schule. Er gehört auch neben einigen Ämtern und Geschäften zu den wenigen, die über Strom verfügen. Der kommt nicht aus einem großen Netzwerk, sondern aus eigenen Aggregaten. Internet, so Shityo weiter, gebe es auch, genauso wie Mobilfunkempfang. Doch der Pfarrer aus Agagbe, erzählt Shityo, müsse einen etwa 100 Meter von seinem Haus entfernte Hügel emporklettern, um dort Internetempfang zu haben. Und wer kein eigenes Stromaggregat besitzt, müsse sich das eigene Mobiltelefon in einem Geschäft mit Strom aufladen.

Jedes Jahr verbringt Shityo seinen Urlaub in Makurdi, wo er geboren ist und seine sieben Geschwister nebst ihren Kindern leben. Auch nach Agagbe fährt er dann regelmäßig, weil in Nigeria den Menschen die Geburtsorte ihrer Eltern heilig sind: "Wenn ich sterbe, wird mein Leichnam nach Agagbe gebracht und dort beigesetzt", erzählt Shityo. Vor sieben Jahren habe er dort auch seine Primiz gefeiert. Schon deswegen und weil es dem 36-jährigen Priester ein Anliegen ist, den jungen Menschen in seiner Heimat mit Bildung auch Hoffnung auf ein besseres Leben zu geben, engagiert er sich für die dortige Schule. Denn in Nigeria, wo Reiche und Arme dicht beieinander leben, seien die Entwicklungschancen trotzdem ungleich verteilt.

Wer das Vorhaben, die Schule in Agagbe wieder aufzumöbeln, mit einer Spende unterstützen möchte, überweist sein Geld auf das Konto der Katholischen Kirchenstiftung St. Jakob (IBAN DE23720512100000102764) bei der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen. Das Kennwort, das bei der Überweisung mit angegeben werden sollte, lautet "Schule in Nigeria". Die Gelder gehen von dort direkt an die Pfarrei Saint Francis Xavier in Agagbe, wie Bernhard Hanke, Leiter der Kirchenverwaltung der Schrobenhausener Pfarreiengemeinschaft, versichert. Es werde nicht das ganze Geld auf einmal überwiesen, sondern immer, wenn Arbeiten anstünden. So solle gewährleistet werden, dass wirklich alle Spendengelder auch in die Schule fließen. Hanke ist sicher, dass mehr Spenden zusammenkommen, als für das Dach nötig seien. Dann könnten auch schon Schulmöbel finanziert werden.

SZ