Loch
Kennen Sie Loch?

23.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:11 Uhr
  −Foto: DFU|Fuhrmann, Detlef, Gerolsbach, Fuhrmann, Detlef, Gerolsbach

Loch gehörte vor der Gebietsreform mit Ellenbach, Rothhof und Wolfshof zur Gemeinde Koppenbach. Danach ist es in das Gemeindegebiet Hohenwart übergegangen. In dem Dorf, das die Heimat des bekannten Loch Sepp ist, gibt es viel zu entdecken.

Wir sind zwar keine Hellseher, aber wir sind uns sicher, dass einige beim Lesen der Überschrift ein Schmunzeln auf den Lippen haben oder den Gedanken hegen, wie man denn in einem Loch wohnt. Und auch die erste Frage an unseren heutigen Gastgeber Josef Nieser (kleines Foto, Mitte) - auch bekannt als Hochzeitslader Loch Sepp - zielte auf den Ortsnamen ab. "Wie reagieren die Leute, wenn sie hören, dass man in Loch wohnt?", wollten wir wissen. "Es ist nicht immer lustig. Besonders für die Kinder!", antwortet der seit der Geburt in Loch lebende Bewohner des Ortes. Seitenhiebe wie "Seids wieder aus dem Loch gekrabbelt" höre man oft. Aber damit können die Einwohner mittlerweile gut leben. Und sie machen auch schon einmal einen Scherz auf eigene Kosten.



Loch gehörte mit Ellenbach, Rothhof und dem vorgelagerten Wolfshof vor der Gebietsreform zur Gemeinde Koppenbach. Bekanntermaßen ist nun alles in das Gemeindegebiet Hohenwart übergegangen. Obwohl man mit der Gemeindeverwaltung recht zufrieden ist, fühlen sich die meisten jedoch immer noch Waidhofen beziehungsweise dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen näher.

Der Ort beheimatet derzeit doppelt so viele Kühe wie Einwohner und bei den 50 Ortsansässigen halten sich die Unter-20-Jährigen und Über-80-Jährigen nahezu die Waage. Zu sehen gibt es für den verhältnismäßig kleinen Ort recht viel. Zum einen findet man am Ortseingang von Waidhofen kommend rechts einen Wegweiser Richtung Gnadenkapelle. Hier lohnt sich ein Spaziergang. Durch blühende Felder gelangt man auf eine Anhöhe, wo seit nunmehr 13 Jahren, genau zwischen Loch und Diepoltshofen, die vom mittlerweile 92-jährigen Jakob Braun geschaffene Kapelle liegt. Aus Dankbarkeit, nach dem Zweiten Weltkrieg und der Flucht aus der Kriegsgefangenheit, pilgerte Jakob Braun mittlerweile weit über 100-mal nach Altötting. Doch das genügte ihm nicht und er schuf für alle Wallfahrer und Gläubigen einen Ort der Einkehr. Jedes Wochenende findet man zahlreiche Spaziergänger, die auch von weit herkommen und in einer Kladde ihre Wünsche und ihre Dankbarkeit niederschreiben können.

Der Hügel ist aber auch schon aus einem anderen Grund bei der umliegenden Bevölkerung bekannt. Am letzten Kriegstag stürzte dort eine amerikanische Militärmaschine ab. Der damalige Co-Pilot der Maschine, Harry McCallister, der sich retten konnte, hat mittlerweile mehrmals den Ort besucht und musste jedes Mal ausführlich erklären, was damals vorgefallen ist.

Im Hause Nieser denkt man nahezu täglich an den Absturz. Denn der Vater von Josef Nieser hat sich seinerzeit einen Sauerstofftank gesichert, der nun den Haushühnern als Tränke dient.

Nun geht es zurück in den Ort. Immer schön der Straße lang. "Bei uns werden die Bürgersteige abends nicht hochgeklappt", sagt Josef Nieser, "es gibt nämlich keine!" Es ist also etwas Vorsicht geboten, wenn man sich nach und nach einen hübschen Hof nach dem nächsten anschaut. Und gerade wenn man meint, der Ort ist zu Ende, kommt nochmal ein Höhepunkt auf den Spaziergänger zu. Die Grubbauern-Kapelle und der dazugehörige Hof sind ein sehenswertes Ensemble, auch wenn die besten Zeiten für den Hof aufgrund mangelnder Nachfolge wohl vorbei sind. Nach wie vor werden in der 1895 erbauten Kapelle von Familie Mair, die das Schmuckstück pflegt, Rosenkränze gebetet und an Maria Himmelfahrt findet dort auch das Dorffest statt. Dieses wurde vom ehemaligen Einwohner Pfarrer Peter Brummer, der derzeit in Tutzing seinen Dienst verrichtet, initiiert und jedes Jahr besucht der Geistliche in seinem Sommerurlaub seine Heimatgemeinde und feiert mit den Dorfbewohnern. Dabei helfen alle zusammen, wie es sich für eine ordentliche Dorfgemeinschaft gehört.

Doch nun nochmal zurück zu unserem Gastgeber und zum Dorfnamen. Der Name Loch hat also nichts mit einem unwohnlichen düsteren Ort zu tun. Vielmehr wurde vor vielen Hundert Jahren in das damalige Waldgebiet eine Schneise geschlagen, um dort Menschen anzusiedeln. Der Ortsname leitet sich daher dem Anschein nach vom früheren Namen für Wald oder Gehölz "Löhe" ab. Von Waidhofen kommend arbeitete man sich damals wahrscheinlich zuerst bis Wolfshof vor, bevor man dann weiter in den Wald vordrang.

Den Namen Loch hat Josef Nieser mittlerweile auch zu seinem Markennamen gemacht, denn der 47-jährige Sachbearbeiter beim THW hat neben Frau und drei Kindern noch ein ganz besonderes Hobby. Als Hochzeitslader ist er in nah und mittlerweile auch in fern unter dem Namen Loch Sepp bekannt. Während in der Region die Nachfrage nach einem Hochzeitslader langsam schwindet, ist er in Teilen Niederbayerns weiter stark gefragt. Insgesamt stellt er fest, dass sich die Feierkultur bei Hochzeiten doch stark geändert hat. "Früher tanzte das Brautpaar bei gepflegter Musik einmal mit jeder Tante und mit jedem Onkel. Jetzt wollen die Leute eher eine Party", so Nieser. Aber seiner Bekanntheit tut dies keinen Abbruch. Sogar TV-Auftritte meistert der Loch Sepp mit viel schwarzem Humor. Und auch mit "seinem" Ortsnamen scherzt er gerne, wenn die Menschen ihn fragen, wie es sich in Loch lebt. Von einem Golfspieler verabschiedete er sich kürzlich mit den Worten "Man sieht sich an Loch 10". Nach den ungläubigen Blicken des Sportlers ergänzte er, "das ist meine Adresse".

Detlef Fuhrmann