Karlskron
"Ich habe ein halbes Büro in meinem Auto"

Karlskrons Bürgermeister Kumpf spricht über Baulandpreise, die Umgehungsstraße und sein Faible für die Elektromobilität

08.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

Die Bauarbeiten an der Staatsstraße sorgen derzeit für erhebliche Behinderungen in Pobenhausen. Andererseits gibt es dadurch auch deutlich weniger Durchgangsverkehr - das lässt die Anlieger umso mehr von der Realisierung einer Umgehungsstraße träumen. €‡ - Fotos: Schalk, Tamm

Karlskron (SZ) Wenn das Elektroauto vor dem Rathaus steht, ist der Bürgermeister im Büro: Stefan Kumpf, seit 2014 im Amt, als er sich erst in der Stichwahl durchsetzte, geht seinen Bürgern mit gutem Beispiel voran und will durch den Verzicht auf Lärm und Abgase dazu beitragen, die Gemeinde Karlskron noch ein bisschen lebenswerter zu machen. Natürlich würde auch eine Umgehungsstraße die Erholungsqualität von Pobenhausen und Karlskron weiter steigern, doch das ist eine Aufgabe, die nicht so schnell - und vor allem nicht von der Gemeinde allein - gelöst werden kann.

Und es gibt ja viele weitere Aufgaben und Herausforderungen: Wie reagiert man auf den Siedlungsdruck aus Ingolstadt? Wie geht man mit den Erweiterungsplänen der Firma Scherm (wir berichteten ausführlich) um? Und wann steht die neue Sporthalle?

Herr Kumpf, die Hälfte der aktuellen Wahlperiode ist vorüber. Wenn Sie auf Ihr Wahlprogramm von 2014 zurückblicken: Wie ist es bisher gelaufen mit der Umsetzung, was haben Sie schon erledigt, wo hakt es noch?

Bürgermeister Stefan Kumpf: Ich habe das Wahlprogramm von 2014 tatsächlich öfter in der Hand und messe mich selbst an den gesteckten Zielen. Freilich gibt es Punkte, die noch nicht endgültig erledigt sind. Dies hat vielfältige Gründe. Manchmal geht es einfach nicht schneller, weil Behörden, Gutachter oder Planer auch ihre Zeiten benötigen, um die Vorhaben zu unterstützen. Beispielsweise bei Baugebieten, Seniorenwohnanlage - hier geht es einfach nicht schneller, aber auf den Weg haben wir sie gebracht. Auch beim Hochwasserschutz am Ziegelgraben könnten Dinge schneller vorwärtsgehen. Immerhin gibt es keinen Punkt im Wahlprogramm, der nicht wenigstens begonnen ist. Und abgeschlossen ist auch schon einiges. Allen voran der Breitbandausbau. Dies ist eine zutiefst wichtige Infrastruktur für unsere Bürger. Die nächste Planung mit dem Ziel Glasfaserausbau ist bereits im Laufen. Auch konnten wir heuer ein neues Feuerwehrauto in den Dienst der Feuerwehr Karlskron stellen - das war aber nicht im Wahlprogramm gestanden. Seit meinem Amtsantritt gibt es im monatlich erscheinenden Gemeindeblatt auch eine sogenannte Seite-drei-Ansprache. Hier informiere ich die Bürgerinnen und Bürger so gut es geht über die aktuellen Themen in der Gemeinde.

 

Wann wird denn nun die Ortsumgehung von Karlskron und Pobenhausen gebaut?

Kumpf: "Wann" ist eine sehr schwierige Frage. Ich hoffe, so bald wie möglich. Die aktuelle Vollsperrung lässt uns gerade träumen und man bekommt einen Eindruck, was diese Straße bringen wird. Der Weg dahin ist beschritten, der Planungsauftrag schon lange erteilt und noch im November können wir die Leistungsphasen 1 und 2 abschließen. Dies bedeutet, dass die machbaren Varianten nun sehr genau eingegrenzt und in allen Aspekten - vor allem Naturschutz - geprüft sind. Die Beauftragung der nächsten Stufen durch den Gemeinderat soll dann einen Grunderwerbsplan und eine Gesamtkostenschätzung aufzeigen. Dann wird sich wohl die wahre Schwierigkeit dieses elementaren Projektes zeigen. Mit der Förderzusage von 85 Prozent können wir dieses Projekt gut ertragen, jedoch ist es trotzdem eine Menge Geld, das wir zu stemmen haben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns auch bei diesen Fragen der Freistaat nicht hängen lässt. Gespräche gibt es hier immer wieder.

 

Wie geht die Gemeinde Karlskron eigentlich mit dem Siedlungsdruck aus Ingolstadt um? Sie könnten doch sicherlich viel mehr Bauplätze verkaufen, als Sie ausweisen können . . .

Kumpf: Ähnlich wie bei allen umliegenden Gemeinden könnten wir Bauplätze wie warme Semmeln verkaufen - nur teurer. Der Druck von außen hebt auch bei uns die Baulandpreise enorm an. Die Bodenrichtwerttabelle von 2017 verzeichnete eine Preissteigerung von 47 Prozent gegenüber 2016. Das ist natürlich ein gewaltiger Anstieg, obwohl unsere Preise noch weit unter denen der Stadt liegen. Im Nachbarort Zuchering stehen 650 Euro pro Quadratmeter auf der Preisliste. Wenn sich die Region so weiterentwickelt, dann weiß man auch, wo unsere Reise hingeht. Ich rechne mit einer weiteren Preissteigerung in den nächsten Jahren - unabhängig, wie viele Baugebiete wir ausweisen. Man muss auch aufpassen, nicht zu schnell zu wachsen. Eine ausgewogene Balance ist sowohl für das gesellschaftliche Leben als auch für die Infrastruktur - also Kindergarten, Krippe und so weiter - notwendig.

 

Seit einiger Zeit fahren Sie ja ein Elektroauto. Wie sind denn Ihre Erfahrungen damit? Und wäre das nicht etwas für ein gemeindliches Carsharing-Projekt?

Kumpf: Ich habe mein Auto jetzt seit ziemlich genau zwei Jahren und bin nach wie vor zufrieden damit. Ich kam bisher immer dahin, wo ich hin musste, und blieb auch noch nie liegen. Es ist natürlich nicht mehr so leicht wie mit einem Verbrenner, wo man einfach einsteigt und losfährt, ohne sich Gedanken zu machen. Ein bisschen Planung am Vorabend garantiert eine ausreichende Batteriekapazität am nächsten Tag. Als ich mir das Auto gekauft habe, habe ich mir eine PV-Anlage auf das Dach geschraubt und im Keller einen Batteriespeicher installiert. Somit fährt mein Auto auch mit über 90 Prozent Solarstrom aus eigener Produktion. Ich bin überzeugt, dass diese Art von Mobilität für den allergrößten Teil unserer Mitbürger ausreichend wäre und es ein Qualitätsgewinn für das Leben wäre, wenn weder Lärm noch Abgase die Orte belasten würden. Von Carsharing halte ich persönlich übrigens gar nichts - aber das liegt an mir. Meine Autos sind seit jeher Nutzfahrzeuge. Ich habe ein halbes Büro da drin und bin nicht der leidenschaftliche Autopfleger, weshalb ich das nur ungern sharen möchte.

 

Was steht bis zum Ende des Jahres noch auf der Agenda?

Kumpf: Bis Jahresende wird uns die Sporthalle noch sehr beschäftigen. Die Ausweisung und Planung des Baugebiets Straßäcker nimmt ebenfalls im Herbst/Winter Raum ein und, wie zuvor schon gesagt, werden wir uns bei der Ortsumfahrung um die Leistungsphasen 3 und 4 bemühen. Zu den großen Themen kommen selbstverständlich unzählige kleinere, alltägliche Dinge - langweilig wird das hier bestimmt nicht.

 

Die Fragen stellte

Bernd Hofmann.
 

Zeit für eine Zwischenbilanz


Das Jahr 2017 neigt sich so langsam dem Ende entgegen. In den Gemeinden im Schrobenhausener Land ist wieder einiges geschafft worden, vielerorts wird auch noch an Straßen oder Bebauungsplänen, an Kanälen oder Kinderkrippen gearbeitet. Nicht alles, was derzeit die Verantwortlichen in den Gemeinden beschäftigt, war schon 2014, als die bisher letzten Kommunalwahlen in Bayern stattfanden, absehbar, manches tauchte damals in den Wahlprogrammen noch gar nicht auf. Bei dem einen oder anderen Projekt dagegen, das von den Kandidaten damals angekündigt wurde, hakt es schon seit Jahren, geht es einfach nicht weiter.
Inzwischen ist die Hälfte der noch bis 2020 laufenden Wahlperiode vorüber. Wie läuft’s denn in den Gemeinden? Und welche Versprechen sind noch nicht eingelöst worden? Wir haben bei den Bürgermeistern nachgefragt.